John Williams

Butcher's Crossing

Roman
Cover: Butcher's Crossing
dtv, München 2015
ISBN 9783423280495
Gebunden, 368 Seiten, 21,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Bernhard Robben. Es war um 1870, als Will Andrews der Aussicht auf eine glänzende Karriere und Harvard den Rücken kehrt. Beflügelt von der Naturauffassung Ralph W. Emersons, sucht er im Westen nach einer "ursprünglichen Beziehung zur Natur". In Butcher's Crossing, einem kleinen Städtchen in Kansas, am Rande von Nirgendwo, wimmelt es von rastlosen Männern, die das Abenteuer suchen und schnell verdientes Geld ebenso schnell wieder vergeuden. Einer von ihnen lockt Andrews mit Geschichten von riesigen Büffelherden, die, versteckt in einem entlegenen Tal tief in den Colorado Rockies, nur eingefangen werden müssten: Andrews schließt sich einer Expedition an, mit dem Ziel, die Tiere aufzuspüren. Die Reise ist aufreibend und strapaziös, aber am Ende erreichen die Männer einen Ort von paradiesischer Schönheit. Doch statt von Ehrfurcht werden sie von Gier ergriffen - und entfesseln eine Tragödie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.05.2015

Christoph Schröder fühlt sich an Cormac McCarthy erinnert bei diesem erstmals 1960 veröffentlichten Roman von John Williams. Düster und verstörend erscheint ihm, wie der Autor hier amerikanische Mythen verabschiedet, indem er Westernklischees ordentlich gegen den Strich bürstet und die großen Ideale mit den Niederungen des Geldmachens und Tötens konfrontiert, wie Schröder uns wissen lässt. Großartig findet er die Dramaturgie des Textes und seine Intensität befördernde Sprache, auch wenn ihm letztere weniger bildreich erscheint als die von McCarthy.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.03.2015

Nun ist mit dem 1960 erstmals erschienenen Roman "Butcher's Crossing" schon das zweite Buch des glücklicherweise wiederentdeckten John Williams ins Deutsche übertragen worden und Rezensent Wolfgang Schneider freut sich. Denn auch wenn Williams in diesem Western literarisch ein ganz neues Terrain betritt, statt Subtilität auf drastischen Realismus setzt, ist der Kritiker nach der Lektüre begeistert. Dem Protagonisten Will Andrews folgt er hier auf die Büffeljagd ins Präriekaff Butcher's Crossing, erlebt das blutige Töten der Tiere, die ebenso beschwerliche wie gnadenlose Expedition der Männer und bewundert vor allem die eindringlichen Landschaftsbeschreibungen Williams', die es laut Schneider mit Thomas Manns oder Adalbert Stifters "legendären" Schneestürmen aufnehmen können. Nicht zuletzt dank der gelungenen Übersetzung Bernhard Robbens kann der Kritiker dieses ungebändigte Werk dringend empfehlen.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 21.03.2015

Kaufen, lesen, rät Holger Kreitling ganz umstandslos. Den zweiten Roman des "Stoner"-Schöpfers John Williams lobt er sich wegen seiner Geradlinigkeit und Gegenwärtigkeit. Auch wenn der Text Mitte der 1870er Jahre in einem wilden Hochtal Colorados spielt und darin Cowboys auf Sinnsuche blutige Büffelleber essen, scheint dieser Blick des Autors auf das Triebwesen Mensch Kreitling in seiner Sachlichkeit und Rasanz mitzureißen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.03.2015

Der Auftakt von John Williams' Roman überzeugt Angela Schader nicht. Sie muss schon weiterlesen in der Geschichte um den Bostoner Aussteiger Will Andrews, um auf die Vorzüge des Buches zu stoßen. Laut Schader liegen sie in der urtümlichen Gewalt, mit der Williams die Landschaften zwischen Kansas und Colorado beschreibt, die Bisons und das Zerstörungswerk ihrer Jäger. Der Handlungsbogen scheint Schader voll von überraschenden Wendungen, die uns die Rezensentin lieber nicht verrät, um nicht die Innenspannung des Textes anzutasten. Was Williams und seine Arbeit am Mythos des amerikanischen Westens betrifft, spürt Schader die Nähe zu einem Cormac McCarthy, aber auch den Unterschied: Wo McCarthy überzeichnet, meint sie, verlässt sich Williams auf ruhige und klare Beschreibungen und das menschliche Maß seiner Figuren, auch wenn er das in ihnen wirkende Ungeheure nicht verschweigt, so Schader.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.02.2015

Bereits 1960 im Original erschienen ist John Williams' Roman "Butcher's Crossing" nun auch ins Deutsche übertragen worden, berichtet Rezensent Christopher Schmidt begeistert. Er begleitet hier den 23-jährigen durch pantheistischen Individualismus geprägten Will Andrews, einen "Prärie-Parsifal auf Selbsterfahrungstrip", im Jahre 1873 zu eben jenem "Butcher's Crossing", wo er sich mit einer Gruppe von Glücksrittern auf die Suche nach einem unberührten Tal voller Büffel begibt. Einmal mehr bewundert der Kritiker Williams' Talent, ein Genre, in diesem Fall einen Western, einzuführen, um das vermittelte Weltbild zu hinterfragen: Und so erlebt er hier eine eindringliche Untersuchung des Gründungsmythos der Vereinigten Staaten, die am Beispiel der grausamen Büffeljagd nicht nur die Profitgier der Männer aufdeckt, sondern auch zeigt, wie den Indianern die Lebensgrundlage geraubt wurde. Ein mit großer Präzision erzählter "Anti-Bildungsroman", der tiefe Einblicke in menschliche Abgründe gewährt, lobt der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.02.2015

John Williams, jener unscheinbare Literaturprofessor, dessen Bücher erst zwanzig Jahre nach seinem Tod Erfolge feiern, hat auch einen Western geschrieben, berichtet Alexander Cammann, der angesichts der unzähligen Klischeefallen zunächst vorsichtig an das Buch herangegangen war. Aber auch wenn "Butcher's Crossing" keine untypische Geschichte erzählt - eine Gruppe Männer schlägt sich mit der nordamerikanischen Wildnis herum, während sie versuchen, ihr Glück zu machen -, bringt der Protagonist eine andere Stimmung ins Spiel, erklärt der Rezensent: Will Andrews zieht nicht aus, um Reichtum und Ruhm zu erlangen, sondern um sich selbst zu finden, nachdem er sich im Universitäts-Alltag verloren hatte, so Cammann, der beeindruckt ist, wie gut Williams den immer wieder drohenden Kitsch umschifft.