Jochen Köhler

Helmuth James von Moltke

Geschichte einer Kindheit und Jugend
Cover: Helmuth James von Moltke
Rowohlt Verlag, Reinbek 2008
ISBN 9783498063887
Gebunden, 396 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Mit einem Nachwort von Gabriella Sarges-Köhler. Helmuth James von Moltke war der Begründer und führende Kopf des "Kreisauer Kreises", der wichtigsten Widerstandsgruppe gegen das Nazi-Regime. Dieses Buch erzählt sein eindrucksvolles, noch in der Niederlage glanzvolles Leben. Moltke, geboren 1907 im niederschlesischen Kreisau, war von Hause aus Jurist. Er besaß eine charismatische Persönlichkeit und zeichnete sich schon früh durch außergewöhnliches soziales und politisches Engagement aus. Im Dritten Reich verzichtete er auf ein Richteramt, um den sonst nötigen Eintritt in die NSDAP zu vermeiden. Ein Jahr vor Kriegsende wurde er von der Gestapo verhaftet, im Januar 1945 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 23. Januar 1945 in Berlin Plötzensee hingerichtet. Der Autor schildert eine herausragende Persönlichkeit und entwirft zugleich das Panorama einer ganzen Epoche, eines Denkers, eines Lebensgefühls.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.12.2008

Christopher Dowe kann diese Biografie des jungen Helmuth James von Moltke sehr empfehlen, das er anregend, atmosphärisch dicht und mit viel Empathie geschrieben nennt. Wie Dowe erklärt, handelt es sich nur um ein Fragment, der Autor starb, bevor er das Buch fertig stellen konnte, das eigentlich eine Gesamtbiografie des Moltke'schen Lebens werden sollte. In seiner Darstellung der Jugend Moltkes bezieht sich Jochen Köhler vor allem auf die Briefe Moltkes sowie auf die seiner Mutter Dorothy , die als Tochter eines südafrikanischen Richters für Weltläufigkeit auf dem liberalen schlesischen Gut sorgte. Doch so sympathisch dem Rezensenten die Darstellung erscheint, so nachdrücklich weist er darauf hin, dass dem Autor nicht alle historischen Einschätzungen ganz gelungen sind.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.11.2008

Alexander Kissler ist von Jochen Köhlers Biografie des 1945 hingerichteten Widerstandskämpfers Helmuth James Moltke, die er nicht mehr vollenden konnte, sehr beeindruckt. Die Lebensbeschreibung, die bereits 1934, also vor dessen Widerstandsaktivitäten, abbricht, weil Köhler im Juni 2007 vor Vollendung seines Buches starb, schere sich keinen Deut um Wissenschaftlichkeit oder akademische Gepflogenheiten, wie nicht zuletzt der mitunter salopp anmutende Stil des Verfassers beweise. Sie will laut Rezensent die innere Entwicklung Moltkes, seine Verbundenheit mit seiner niederschlesischen Heimat und sein Lebensgefühl plastisch nachzeichnen. Das könne schon mal "irritieren", etwa wenn sich Köhler bei dünner Quellenlage auf die eigene Imagination verlässt, räumt Kissler ein. Wenn der Autor in der Ich-Form über den Biografierten schreibt, wirke das aber erstaunlicherweise nie "kokett" oder "kitschig", lobt der Rezensent, den die "Lebensklugheit", Neugier und "Daseinsfreude", die das Buch ausstrahlt, sehr anzieht. Dass er ein Alt-Achtundsechziger war, daraus mache der Autor schon durch die "Begrifflichkeit" keinen Hehl, fällt Kissler noch auf, für den diese faszinierende Lebensbeschreibung eine "doppelte Tragik" umfängt, die des 1945 in Berlin-Plötzensee Hingerichteten Moltkes und die seines zu früh verstorbenen Biografen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 31.07.2008

Ungewöhnlich, beeindruckend und vor allem "grandios" erzählt findet Rezensent Volker Ullrich diese Moltke-Biografie, die zu seinem Bedauern unvollendet blieb, da der Autor darüber verstorben ist. Zwanzig Jahre habe Jochen Köhler, dem der Rezensent ein außergewöhnliches Maß an "Einfühlungsvermögen" und "historischer Einbildungskraft" bescheinigt, daran gearbeitet, sei jeder Lebensspur nachgegangen und entlocke dem historischen Material nun "ein ganzes Universum von Beziehungen, an Stimmen und Lauten, Gerüchen und Farben". Fasziniert sieht der Rezensent in den Schilderungen "die versunkene Welt" des Kreisauer Guts wieder auferstehen, die glanzvollen Belle-Epoque-Feste im Schloss oder die Verhältnisse und Einflüsse, die auf den jungen Grafen eingewirkt hätten. In diesem Zusammenhang bewegt den Rezensenten besonders die Schilderung von Moltkes südafrikanischer Mutter Dorothy, weshalb er diese Biografie auch als "Hommage" an diese lebenskluge Frau empfunden hat. Nah, manchmal vielleicht zu nah sei Köhler seinem "Helden" gekommen, dessen biografische Methode des fixierenden "Ins-Leben-Starren" einer historischen Figur er dennoch eindrucksvoll aufgehen sieht.