Joachim Meyerhoff

Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war

Roman. Alle Toten fliegen hoch, Teil 2
Cover: Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2013
ISBN 9783462045161
Gebunden, 352 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Ist das normal? Zwischen Hunderten von Verrückten als jüngster Sohn des Direktors einer Kinder- und Jugendpsychiatrie aufzuwachsen? Der junge Held in Meyerhoffs zweitem Roman kennt es nicht anders und mag es sogar sehr. Sein Vater herrscht über 1200 Patienten, verschwindet zu Hause aber in seinem Lesesessel. Seine Mutter organisiert den Alltag, hadert aber mit ihrer Rolle. Seine Brüder widmen sich hingebungsvoll ihren Hobbys, haben für ihn aber nur Häme übrig. Und er selbst tut sich schwer mit den Buchstaben und wird immer wieder von diesem großen Zorn gepackt. Glücklich ist er, wenn er auf den Schultern eines glockenschwingenden, riesenhaften Insassen übers Anstaltsgelände reitet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.08.2013

Mit "Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" setzt Joachim Meyerhoff sein Lebenserinnerungsprojekt "Alle Toten fliegen hoch" fort, berichtet Rezensent Martin Halter. In diesem zweiten Band erzählt der Autor von seiner "Kindheit überm Kuckucksnest", über der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hesterberg bei Schleswig, deren Direktor Meyerhoffs Vater war. Ähnlich wie in "Amerika", dem ersten Band, bewegt er sich dabei nicht chronologisch durch die Ereignisse, sondern knüpft assoziativ Verbindungen zwischen einzelnen Erinnerungsinseln, erklärt der Rezensent. Das Krippenspiel mit der "Jungfrau Maria in der Zwangsjacke" zum Beispiel, oder der Ministerpräsident Stoltenberg, der im Matsch landet, weil einer der "Irren" ihn erschreckt. Manche der Geschichten sind zwar zum Brüllen komisch, meint Halter, aber so ganz traut er ihrem Wahrheitsgehalt nicht, Meyerhoff sei schließlich "auch als Schauspieler eine Rampensau". Mit der Krebserkrankung seines Vaters führt Meyerhoff seine Erzählung allerdings wieder einem traurigen Ende zu, warnt der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 20.06.2013

Mit Melancholie und Witz und dialektischer Versponnenheit erzählt Joachim Mayerhoff hier laut der gerührten und beschwingten Kritik Elisabeth von Thaddens aus seiner Jugend. Es geht darum, dass die Erfindung in der Erinnerung liegt, dass wahr ist, was nur durch solche Erinnerung imaginiert wird, und es geht - offenbar autobiografisch gefärbt - um die Kindheit des Autors in einem Irrenhaus in Schleswig-Holstein voller farbiger Figuren. Thadden hat diese Reise in einen Anstaltsgarten merklich genossen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.06.2013

Schlimm an diesem Adoleszenzroman erscheint Rainer Moritz mitunter nur die sprachliche Sorglosigkeit. Farblos, voller Wiederholungen, Baedekerton fällt ihm dazu ein. Ansonsten jedoch gefällt ihm, was Joachim Meyerhoff, der damit an seinen Roman "Alle Toten fliegen hoch" anknüpft, über seine Kinderstube in der väterlichen Kinder- und Jugendpsychiatrie Schleswig zur Zeit Kohls zu berichten hat. Weder der Anekdotenreichtum noch die Pointenseligkeit des Textes gehen Moritz auf den Senkel. Des Autors integrativer Umgang mit den Patienten findet er sogar höchst respektabel. Und als exemplarischer Alltagsausschnitt aus der Birne-Ära taugt das Buch auch.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.03.2013

Großer Jubel beim Rezensenten Detlef Kuhlbrodt: So hervorragend wie schon das erste Buch aus Joachim Meyerhoffs "Alle Toten fliegen hoch"-Zyklus ist auch das zweite. "Sehr lebendig, traurig und glücklich" geht es laut Kuhlbrodt in diesem Buch über einen siebenjährigen Jungen zu, der einen toten Rentner findet und beim immer neuen Erzählen dieser Geschichte in einen Reflexionsprozess über Gedächtnis und Fantasie gerät. So lässt sich denn auch der sonderbare Titel verstehen, legt der Rezensent dar: Die Vergangenheit muss man immer wieder neu formen, um sie lebendig zu halten. Oder, wie Kuhlbrodt den Jungen zitiert: "Erfinden heißt Erinnern." Für den Rezensenten eine sehr einleuchtende Idee.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.02.2013

Große Operette, freut sich Till Briegleb über den zweiten Teil der Lebenserinnerungen von Joachim Meyerhoff, der hier eine Kindheit in der Psychiatrie, nicht als Patient, sondern als Psychologen-Sohn verhandelt. Das wird lustig! Und wie, sogar kleinste Ereignisse werden zum Riesenspaß, meint Briegleb, wenn lauter Durchgeknallte dran teilnehmen. Dass der Autor auch anders kann, merkt der Rezensent am Ende des Buches. Da stirbt der Vater und es wird existenziell. Trauer und Mitgefühl, staunt Briegleb, kann der Autor auch.
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