Joachim Fest

Bürgerlichkeit als Lebensform

Späte Essays
Cover: Bürgerlichkeit als Lebensform
Rowohlt Verlag, Reinbek 2007
ISBN 9783498021184
Gebunden, 368 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Dieser Band vereinigt Essays Joachim Fests, die bislang nicht in Buchform vorlagen. Sie stammen aus seinen letzten beiden Lebensjahrzehnten und schreiten noch einmal die Themenkreise ab, denen Fest sich widmete: das Dritte Reich und den deutschen Widerstand; die Rolle der Intellektuellen im Zeitalter der Ideologien; die Geschichtsschreibung, Literatur und bildende Kunst - von den mittelalterlichen Totentänzen über die Ästhetik des Klassizismus bis hin zu Ludwig Börne und den Brüdern Mann. Daneben gibt es überraschende Seitenblicke auf Weggefährten und Zeitgenossen wie den Publizisten Herbert Lüthy, Willy Brandt oder den Regisseur Jürgen Roland, einen Freund. Sie repräsentierten für Fest nicht zuletzt eine Bürgerlichkeit, deren Verdienste und Gefährdungen ihn immer wieder beschäftigt haben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.10.2007

Höchst erfreut zeigt sich Rezensent Kurt Kister über die späten Essays des Historikers Joachim Fest, die in dem Band "Bürgerlichkeit als Lebensform" versammelt sind. Er würdigt den Autor als "Publizist par excellence", entschiedenen Verfechter von Bürgerkultur und Kulturbürgertum, gebildeten Erzähler und wachen homo politicus. Sämtliche Themen, die Fest wichtig waren, findet Kister in dem Band wieder, mit dem Nationalsozialismus etwa befassen sich über die Hälfte der Texte. Tief beeindruckt haben Kister hier zum Beispiel der Aufsatz über den "Führerbunker", über den konsverativen Widerständler Adam von Trott oder das Goebbels-Porträt. Großartig scheint ihm auch die Dankesrede von 1981 zur Verleihung des Thomas-Mann-Preises, fasst dieser Text doch eindrücklich die Welt von Joachim Fest zusammen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.06.2007

Als "Citoyen mit skeptischem Blick" würdigt Rezensent Martin Meyer den im September 2006 verstorbenen Historiker Jochaim Fest. Dessen nun vorliegenden späten Essays, Vorträge und Reden zeugen für ihn einmal mehr vom bürgerlich-liberalen, wachen und kritischen Geist des Autors. Auch die Themen, die Fest in diesem Band aufgreift, sind Meyer zufolge die, die ihn sein Leben lang beschäftigten: Hitler natürlich, von dem mit "quälerischer Intensität" die Rede sei, Goebbels, und Stauffenberg, Thomas und Heinrich Mann, Freunde und Bekannte wie Willy Brandt, Reinhard Mohn oder Wolf Jobst Siedler, die Geschichtsschreibung. Einfühlsam berichtet Meyer über Fests Auseinandersetzung mit Deutschland, das für ihn durch der Katastrophe des Nationalsozialismus auf immer zu einem Land mit gebrochener Identität wurde. Bisweilen kommt Meyer nicht umhin, bei Fest Züge der Bitterkeit und des Pessimismus festzustellen. Zudem stößt er sich an Passagen, aus denen der überzogene Konservatismus des Skeptikers spricht, dem jeder Wille, die Welt zu verändern, suspekt ist. Insgesamt aber überwiegt für Meyer das Positive an diesem Band, der seines Erachtens sehr viel Bedenkenswertes enthält.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.03.2007

Kenntnisreich nähert sich Patrick Bahners dem Autor und seinem Buch. Ausführlich schreibt er über Joachim Fests Beschäftigung mit dem Ethos der Bürgerlichkeit und ihrer Fährnisse: Goebbels und Thomas Mann, wie Fest sie sah. Als so angenehm wie angezeigt erscheinen Bahners die Lakonie und die Zurückhaltung, mit der Fest sein Thema behandelt, dass den Texten das "Appellative" fehlt und der Zorn. Eine Nüchternheit, die Bahners sich wünscht, wenn er den von Fest für sich in Anspruch genommenen Kreationismus als historische Methode auch nicht nachvollziehen kann.
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