Jeremy Rifkin

Die empathische Zivilisation

Wege zu einem globalen Bewusstsein
Cover: Die empathische Zivilisation
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783593385129
Gebunden, 468 Seiten, 26,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Ulrike Bischoff, Waltraud Götting und Xenia Osthelder. Die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte von Aufstieg und Niedergang. Phasen großer Prosperität wechselten sich ab mit katastrophalen Rückschlägen. Jeremy Rifkin entwirft in dieser Zivilisationsgeschichte ein grundlegend neues Menschenbild. Empathie war seit jeher prägend für das Schicksal der Zivilisation und sie wird für unsere Zukunft sogar entscheidend sein. Neue Erkenntnisse von Biologen und Hirnforschern zeigen: Kooperation siegt über Konkurrenz. Das Internet und die Kommunikationstechnologie haben Wirtschaft und Gesellschaft von Grund auf verändert.
Wir müssen unseren Platz auf der Erde grundlegend neu definieren. Doch wir stehen vor einem historischen Dilemma: Die Evolution der Empathie ging einher mit der immer räuberischeren Plünderung unseres Planeten. Die entscheidende Frage, mit der sich die Menschheit jetzt konfrontiert sieht, lautet: Wird globale Empathie rechtzeitig erreicht sein, um den Zusammenbruch der Zivilisation abzuwenden?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.03.2010

Mit Jeremy Rifkins Vision einer von Empathie getragenen Zukunft der menschlichen Gesellschaft kann sich Indira Gurbaxani anfreunden. Die Rezensentin folgt dem Autor bei seiner weit ausholenden Darstellung der Zivilisationsgeschichte, die Rifkin zu einer Ehrenrettung der menschlichen Natur gerät, wie Gurbaxani feststellt. Der Mensch als zum Mitgefühl fähiger Zeitgenosse, der durch die Veränderung der herrschenden Denk-, Wirtschafts- und Gesellschaftsmodelle schließlich zu einem neues sozialen Zusammenleben findet - für Gurbaxani eine höchst verlockende Vorstellung. Bleibt die Frage, ob die Zeit noch reicht, den Wandel zu vollziehen. Die vom Autor hervorgehobene Bedeutung wirtschaftlichen Handelns für die Empathie und der Kollaps der globalen Wirtschaft scheinen für Gurbaxani jedenfalls Anzeichen dafür zu sein, dass dieses Buch mit seinem neuen Menschenbild höchst zeitgemäß ist.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.03.2010

Nicht erwärmen kann sich Rezensentin Annette Jensen für Jeremy Rifkins neues Buch über die "empathische Zivilisation". Die Frage, die der Soziologe und Ökonom aufwirft, ob die Menschheit den ökologischen Kollaps des Planeten noch verhindern kann, scheint ihr durchaus wichtig. Aber die These, die Menschheit werde immer empathischer und daher den Klimakollaps verhindern, scheint sie nicht so wirklich überzeugt zu haben. Sie hält dem Autor vor, dem Leser über 400 Seiten "banale, nicht weiter ausgeführte Hoffnungssätze" aufzutischen. Auch Rifkins allzu positiven Blick auf die Geschichte, der Holocaust und Kriege völlig ausblende, kann sie nicht teilen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.02.2010

Rezensent Rudolf Walther weiß gar nicht, wo er anfangen soll, Jeremy Rifkins Thesen auseinanderzunehmen, so hanebüchen erscheint ihm das, was der amerikanische Trendforscher in seinem neuesten Buch alles zusammenbringt. Laut Rifkin ist der Mensch von Natur aus ein "liebevolles Wesen", was nicht nur Umfragen festgestellt haben sollen, sondern auch die Wissenschaft. Dafür werfe Rifkin sämtliche Gesellschaftstheorien der vergangenen zweieinhalb Jahrtausende über Bord und verquickt zum Entsetzen des Rezensenten die Menschheitsgeschichte auch noch auf recht forsche Art mit den Gesetzen der Thermodynamik.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.02.2010

Ziemlich ausufernd und unplausibel findet Uwe Justus Wenzel das neue Buch "Die empathische Zivilisation" von Jeremy Rifkin. Der amerikanische Soziologe, Politikberater und Gründer der Foundation on Economic Trends knüpft laut Wenzel an die Überlegung seines früheren Buches "The European Dream" an, in dem er die Fähigkeit zur Empathie als Schlüsselkompetenz für ein globales Bewusstsein erklärt. In seinem neuen, siebzehnten Buch stellt Rifkin die für Wenzel unglaubwürdige These auf, dass die Zivilisationsgeschichte "eine Geschichte der Zunahme und Ausdehnung der Empathie" sei. Der Rezensent stellt sich hierbei die einleuchtende Frage, warum bei aller Ungerechtigkeit, Krieg und Habgier auf der Welt das Mitgefühl dominieren sollte. Für den verzweifelten Wenzel hält Rifkin außer einer Erklärung aus der Evolutionsbiologie die Antwort parat: Weil der Mensch in seinem eigentlichen Wesen gut ist. Bei der folgenden Erläuterung des vom Autor aufgedeckten "großen Widerspruchs", dämmert es dem Rezensenten, dass es sich nicht gelohnt hat, dieses Buch zu lesen. Rifkin behaupte, dass das Leiden des Menschen an der Zerstörung der Welt der Preis für unser empathisches Bewusstsein sei, so Wenzel.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.01.2010

Seid nett zueinander - schöne Sache das, findet Andreas Platthaus. Allerdings ist ihm das als Hauptargument für ein dickes neues Buch von Jeremy Rifkin dann doch etwas zu dünn. Dass Empathie mehr meint als Moral und Ethik, nämlich eine "Quantenerfahrung" würde er sich vom Autor gern genauer erklären lassen. Ebenso die vielen Sätze im "Konjunktiv III", einem Irrealis höherer Ordnung, wie Platthaus süffisant schreibt. Alles, was nicht so mit Empathie gesegnet ist, wie Rifkin es sich vorstellt, die Nazis zum Beispiel, kommt in diesem Buch nicht vor. Für Platthaus ein Skandalon, das aber, wie er prophezeit, den Trosteffekt und darum die Auflage erheblich steigern wird. Denn: Hey, wir sind Menschen und einfach nett.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.01.2010

Nicht erwärmen kann sich Rezensent Johan Schloemann für Jeremy Rifkins Ausrufung eines neuen globalen Zeitalters der Empathie. Dem Autor, den er als "notorischen" Stichwortgeber der globalen Debatten, vielbeschäftigten Konferenzteilnehmer, Regierungsberater, Thinktankinhaber, Vielflieger, Gastkommentator und Bestsellerautor charakterisiert, begegnet er im Ton skeptisch. Rifkins neues Buch "Die empathische Zivilisation" hat ihn nicht überzeugt. Sowohl die historische als auch die evolutionsbiologische Argumentation des Autors überzieht er mit Kritik. Er hält Rifkin beispielsweise vor, bei seinen Ausführungen zum 20. Jahrhundert dieses ausschließlich positiv als Epoche des "psychologischen Bewusstseins" zu interpretieren und etwa den Holocaust nirgendwo zu erwähnen. Generell taugt das Geschichtsmodell des Autors in Schloemanns Augen nicht viel. Er moniert nicht nur zahlreiche Auslassungen und Argumentationsmängel, sondern auch das Fehlen von wichtigen Autoren wie etwa Eva Illouz, Jared Diamond oder K. A. Appiah, die zu den Debatten, die für Rifkin von Belang sind, wirklich etwas zu sagen haben. Kritisch sieht er auch, wie bei Rifkin die Evolutionsbiologie zum "Wohlfühl-Biologismus" mutiert und in dem ganzen Buch der Begriff der Moral oder Moralität nicht mehr vorkommt.
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