Jay Parini

Tolstojs letztes Jahr

Roman
Cover: Tolstojs letztes Jahr
C.H. Beck Verlag, München 2008
ISBN 9783406570346
Gebunden, 357 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Barbara Rojahn-Deyk. Im Jahre 1910, "Anna Karenina" und "Krieg und Frieden" sind erschienen, ist Lew Tolstoj der berühmteste Autor der Welt. Aber er zahlt einen hohen Preis für seinen Ruhm. Jünger umlagern Tolstoj, der mit seinen christlich-mystischen und sozialen Idealen Ernst machen will, seine Frau Sofja kämpft um Aufmerksamkeit und Liebe, aber auch um sein Erbe und Tantiemen. Von dem verzweifelten Wunsch getrieben, am Ende seines Lebens Frieden zu finden, flieht Graf Tolstoj in einer dramatischen Aktion von seinem Gut Jasnaja Poljana. Jay Parini beschreibt dieses letzte, turbulente Jahr im Leben des großen russischen Schriftstellers aus sechs verschiedenen Perspektiven. Dabei folgt Parini den Tagebüchern Tolstojs und denen seiner Nächsten, seiner Frau, seiner Tochter, seines Arztes und anderer.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.02.2009

Höchst fasziniert gelesen hat Rezensent Ulrich M. Schmid diesen Roman über das letzte, tragische wie chaotische Jahr im Leben des russischen Jahrhundertschriftstellers Lew Tolstoj, der aus Sicht des Rezensenten nichtsdestotrotz eigentlich fast ein dokumentarisches Buch darstellt, da der Autor seinem Protagonisten Tolstoj nur Verbrieftes in den Mund lege. Was das Buch für den Rezensenten zum Ereignis macht, ist seine multiperspektivische Komposition. Jedes Kapitel werde aus der Sicht einer anderen Person erzählt, was ihm Einblick in die unterschiedlichen Deutungen des andauernden Ehestreits der Tolstojs ermöglicht ebenso wie Rückschlüsse auf "die Allianzen und Gräben" zwischen den einzelnen Beteiligten. Nur manchmal geht Schmidts Einschätzung zufolge "das amerikanische Temperament" und auch die Fantasie mit Jay Parini durch.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 30.08.2008

Nicht wirklich erwärmen kann sich Rezensentin Marion Lühe für Jay Parinis Roman über das letzte Lebensjahr von Leo Tolstoi. Wie sie berichtet, unterstreicht der Autor, ein britischer Literaturprofessor, den fiktionalen Charakter des Buchs, beansprucht aber zugleich ein hohes Maß an historischer Authentizität. Sie bescheinigt ihm, die Ereignisse des letzten Lebensjahrs des weltberühmten Schriftstellers "ebenso dramatisch wie publikumswirksam" zu inszenieren. Ja, sie kann sich des Eindrucks nicht erwehren, das Buch sei auf seine Verfilmung hingeschrieben (tatsächlich kommt der Film zum Buch 2009 in die Kinos). Lühe hebt die Absicht des Autors hervor, Tolstoj als Menschen aus Fleisch und Blut zu präsentieren. Das ist ihm nach Ansicht der Rezensentin nicht wirklich gelungen - trotz Originalzitaten aus Briefen und Tagebüchern. Sie hat nie den Eindruck, hier sprächen Tolstoi, seine Frau, seine Tochter, sein Sekretär oder sonst eine der Figuren, in die sich der Autor versetzt. "Tatsächlich", resümiert Lühe, "ist es immer nur einer, der spricht: Jay Parini."