Ivana Bodrozic

Hotel Nirgendwo

Roman
Cover: Hotel Nirgendwo
Zsolnay Verlag, Wien 2012
ISBN 9783552055612
Gebunden, 220 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Aus dem Kroatischen von Marica Bodrozic. Ivana Bodrozic erzählt davon, wie Krieg zur Normalität wird. Ihr Debüt ist die Geschichte eines jungen Mädchens, das während des Krieges in Kroatien heranwächst, aber nie die Hoffnung verliert. Mit neun Jahren, 1991, muss sie aus Vukovar flüchten. Schon bald ist ihr Vater verschwunden, täglich hofft sie auf eine Nachricht von ihm. Im Lager schließt sie neue Freundschaften und erlebt das, was Pubertät ausmacht. Das Buch ist ein großes Dokument der Selbstbehauptung, voller Witz und Leichtigkeit, ohne falsche Sentimentalität. Mit den Augen von Ivana Bodrozic betrachtet, erscheint die Realität des Krieges in einem neuen Licht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.06.2012

Mit Ivana Bodrozic hat Andreas Breitenstein eine prägnante osteuropäische Erzählerin aufgetan, die in ihrem Debütroman von den Schrecken des Jugoslawienkrieges und vom Flüchtlingselend im eigenen Land aus der Perspektive einer Heranwachsenden erzählt. Der Roman setzt ein mit der Flucht der kroatischen Familie aus Vukovar an der serbischen Grenze, in der der Vater zurückbleibt und offensichtlich zum Opfer eines Massakers wird, erfahren wir. Wie die Autorin, deren eigener Großvater in Vukovar ermordet wurde, die Nöte der Flüchtlinge, ihre Hoffnung auf eine Wohnung und die Wiederkehr des Vaters ohne Sentimentalität und Pathos, aber mit viel Emotion und "frechem Humor" schildert, das ist dem Rezensenten ans Herz gegangen. Denn dieser Roman ist zwar geprägt von "Desillusionierung", aber er lehrt auch "Hoffnung" meint der ergriffene Breitenstein, der größte Erwartungen an die zukünftigen Werke Bodrozics hegt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.04.2012

Die Debütantin Ivana Bodrozic dürfte mit diesem Roman, der im Kern die in Kroatien zur Kriegsheldenerzählung umgedeutete Tragödie der Schlacht von Vukovar umkreist, kaum für Jubel auf Seiten kroatischer Patrioten gesorgt haben, notiert Rezensentin Doris Akrap zufrieden: Die noch vor der Schlacht aus dem Ort Vukovar geflohene Protagonistin, erkennbar nahe an der eigenen Lebensrealität der Autorin gehalten, bewundere jedenfalls westliche Markenkleidung mehr "als Kriegshelden" und erkenne, unter Bewahrung "urban arroganten Humors", die Lügen hinter den offiziell patriotischen Verlautbarungen auch dann, wenn ihr in Vukovar gefallener Vater später als Held bezeichnet wird. Wohl auch, weil die 1982 geborene Autorin als aufrichtige "Stimme ihrer Generation" auftritt, erfreut sich das Buch in ihrer Heimat großer Popularität, mutmaßt die Rezensentin, die sich zudem darüber freut, dass die Autorin über genügend literarisches Fingerspitzengefühl verfügt, um Kitschfallen zu umgehen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.03.2012

Barbara von Becker vermutet viel Autobiografisches hinter Ivana Brodrozics erstem Roman "Hotel Nirgendwo". Die Erzählerin teile nicht nur den Vornamen der Autorin, sondern auch das Alter und deren Heimatstadt Vukovar im Osten Kroatiens. Ein neunjähriges Mädchen beschreibt seine Erlebnisse während der Balkankriege zwischen 1991 und 1995, den Verlust des Vaters, die Flucht vor der jugoslawischen Volksarmee und serbischen Freischärlern nach Zagreb. Die Rezensentin entdeckt in der Erzählung aber auch die "Abnabelung" Ivanas von der Mutter und deren anbrechende Pubertät. Becker beeindruckt, wie Brodrozic die düstere Zeit in leichte Worte fasst, ohne sie ihrer Bedeutung zu berauben und ohne in die Sentimentalität abzurutschen, hält sich aber sonst mit ihrem Urteil zurück.

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