Ingeborg Bachmann

Kritische Schriften

Cover: Kritische Schriften
Piper Verlag, München 2005
ISBN 9783492047074
Gebunden, 842 Seiten, 49,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben und kommentiert von Monika Albrecht und Dirk Göttsche. Poesie und Intellekt, zwischen diesen zwei Polen bewegt sich Ingeborg Bachmanns lyrisches und erzählendes Schreiben auf originelle und immer wieder neue Weise. Die politische und philosophische Tiefendimension aber, die sich dahinter verbirgt, zeigt sich am deutlichsten in ihren kritischen Schriften, die alle Phasen ihrer Arbeit begleiteten. Unnachsichtig, klar und in ihrem ganz eigenen Duktus formuliert sie Gedanken zur Literatur, Philosophie und Psychologie ihrer Zeit ebenso wie über Musik und Sprache. Zum ersten Mal versammelt der vorliegende Band in historisch-kritischer Neuedition neben bereits veröffentlichten Texten verschollene, nachgelassene und neu rekonstruierte Schriften; enthalten sind unter anderen Ingeborg Bachmanns Essays, Reden, autobiografische Texte und die berühmten Frankfurter Vorlesungen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 29.06.2005

Jan Wagner gibt sich keinen Illusionen darüber hin, dass es sich bei den neu herausgegebenen "Kritischen Schriften" Ingeborg Bachmanns um nicht viel mehr als "Späne handelt, die beim Schleifen und Hobeln anfallen", oder, wie die Autorin selbst dies ausgedrückt habe: "Alles, was über Werke gesagt wird, ist schwächer als die Werke." Dennoch ließen Bachmanns kritische Überlegungen zu anderen Autoren - von Eluard, Apollinaire, Eliot und Yeats bis zu Celine und Svevo - und ihren Werken interessante Rückschlüsse auf das Selbstverständnis Bachmanns als Dichterin zu, meint der Rezensent. Ferner weist er darauf hin, dass in Bachmanns poetologischen "Frankfurter Vorlesungen" das Herz der Textsammlung schlage, während viele kleiner Beiträge dagegen "deutlich blasser" wirken. Im Übrigen hält sich Wagner mit Urteilen zurück - sowohl in Bezug auf die Schriften Bachmanns als auch auf die editorische Arbeit - denn obwohl Wagner den "umfangreiche sach- und textkritische Kommentar" erwähnt, schweigt er leider darüber, inwiefern selbiger zum Verständnis der Texte beizutragen vermag.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.06.2005

Wenig begeistert zeigt sich Hannelore Schlaffer von der Neuedition der "Kritischen Schriften" von Ingeborg Bachmann. Der Band versammelt Vorträge, Texte für den Rundfunk, Preisreden, Vorlesungen und dergleichen. Hier lässt sich neben der schwermütigen auch noch eine andere Seite Bachmanns entdecken, die der Schriftstellerin, die "kluge Beobachtungen" verständlich formuliert, wie die Rezensentin einräumt. Den Text über "wunderliche Musik" für die Zeitschrift "Melos" hebt sie eigens hervor, der, wie sie feststellt, an "Heiterkeit" nichts zu "wünschen" übrig lässt. Trotzdem lässt Schlaffer durchblicken, dass es sich bei dieser Sammlung der publizistischen Arbeit Bachmanns nicht um poetische Texte handelt, die den "Puls der Zeit" so wie ihr poetisches und lyrisches Werk "beschleunigt" hätten. Die neue "Kritische Ausgabe" enthalte kaum Texte, die nicht bereits in der Werkausgabe von 1978 enthalten gewesen sind, verfügt aber über einen Kommentar, der laut Rezensentin "über die Maßen umfangreich" sei und der vor allem "seitenlang" die von Bachmann verwendeten Bücher auflistet und deren Einfluss auf ihr Schreiben untersucht, was die Rezensentin nicht besonders zu inspireren vermag. Vor allem aber stört Schlaffer, dass die "philologische" Ehrung, die mit einer so "voluminösen" Ausgabe einhergeht, grundsätzlich die Schriftstellerin "ins Archiv entrückt" und damit "entschärft".
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