Harald Martenstein

Gefühlte Nähe

Roman in 23 Paarungen
Cover: Gefühlte Nähe
C. Bertelsmann Verlag, München 2010
ISBN 9783570100066
Gebunden, 222 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Harald Martensteins neuer Roman besticht durch eine genaue Beobachtung des Paarungsverhaltens im ausgehenden 20. Jahrhundert. Er beschreibt 23 Männer in archetypischen Situationen, die eines gemeinsam haben: dieselbe Frau; eine Frau, die wir nur als N. kennenlernen. An ihrem Liebesleben und Lebenslauf reiht Harald Martenstein die unterschiedlichen Männer wie Verhältnisse auf ein Roman in 23 Liebesabenteuern.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.11.2010

Erstaunlich, dass bislang niemand die Biografie einer Frau aus der stark divergierenden Perspektive ihrer Liebhaber erzählt hat, findet Oliver Jungen, der dann allerdings überhaupt nicht überrascht ist, dass Harald Martenstein sich jetzt der Sache angenommen hat. Und zwar "auf das Allerschönste", wie der Rezensent schwärmt, der hier eine lebenswirkliche Darstellung von Beziehungen im Allgemeinen und der "Männerpsyche" im Besonderen bewundert. So erscheint "N." durch die Brille ihrer Ex-Liebhaber mal als männermordende "Pornofantasie", mal als "Engel", erklärt der gut unterhaltene Rezensent, der sich vom schlichten und sachlichen Erzählgestus sehr angetan zeigt. Dahinter steht nämlich, wie Jungen bewundernd festhält, ein "scharfsinniger und einfühlsamer Beobachter".
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.10.2010

Christopher Schmidt geht mit Harald Martensteins Roman "Gefühlte Nähe" etwas gehässig ins Gericht und entdeckt in ihm einen unguten Trend einer "neuen Männerliteratur". Der Autor passt ihm augenscheinlich schon als Kolumnist bei Zeit und Tagesspiegel nicht. Nun hat er einen Liebesroman "in 23 Paarungen", wie es im Untertitel heißt, geschrieben, der in Schmidts Augen nur beweisen wolle, dass Liebe in Wahrheit unmöglich ist. Schon das Konstrukt des Romans, der aus den je scheiternden Beziehungen einer gewissen N. besteht, kommt Schmidt wenig tragfähig vor, und im Lauf der Lektüre entdeckt er dann in den Ausführungen des Ich-Erzählers - ohne Umstände vom Rezensenten als Alter ego des Autors erkannt - die Litanei des "verhausschweinten Mannes". Nichts weiter als "revanchistisches Samenstaugewinsel" sei dieser Roman, lästert Schmidt, der dem offenkundig rein gar nichts abgewinnen kann.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.10.2010

Langen Nachhall finden bei Dirk Knipphals zwei Bücher von Harald Martenstein und Ian McEwan, obwohl der eine ein Kolumnenautor, der andere ein britischer Erfolgsautor ist - und beide gleichermaßen bei Rezensenten etwas verpönt seien, wie er meint. Aber Martensteins Liebes- und Sexdrama-Reigen ist ihm allemal lieber als die von ihm herangezogenen Vergleichsromane von Thomas Hettche und Peter Wawerzinek, die mit Pathos und "rhetorischem Aufwand" doch nur Schwarzweiß-Gemälde über vergleichbare "emotionale Schieflagen" vorlegten. Martenstein lässt eine Frau, die im Übrigen vollkommen vage bleibt, ihre verschiedenen Liebhaber Revue passieren. Hier gibt es kein klares "Gut und Böse", und das Leid kulminiert auf allen Seiten und so kann man am Ende zu der wenig tröstlichen, aber eben doch irgendwie "erwachsenen" Erkenntnis gelangen, was alles "schief gehen" kann bei der Glückssuche, so Knipphals einverstanden.