Handbuch der völkischen Wissenschaften

Personen - Institutionen - Forschungsprogramme - Stiftungen
Cover: Handbuch der völkischen Wissenschaften
K. G. Saur Verlag, Müchen 2008
ISBN 9783598117787
Gebunden, 846 Seiten, 198,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Ingo Haar und Michael Fahlbusch unter Mitarbeit von Matthias Berg. Das Handbuch enthält Einzelbiografien zum Thema "völkische Wissenschaften" und beschreibt Forschungsprogramme, Institutionen, Stiftungen, Zeitschriften, Ämter und Politikfelder. Es veranschaulicht die Nazifierung der Wissenschaften ab 1933, die Mobilisierung von Wissenschaftlern für die Kriegs-, Umsiedlungs- und Vernichtungsabsichten bis 1944/45 und die Einbindung von Historikern, Geographen, Bevölkerungswissenschaftlern, Volkskundlern, Religionswissenschaftlern und anderen akademischen Experten in die "Juden"- und Biopolitik. Die Einzelbiografien verdeutlichen zudem die Brüche und Kontinuitäten nach 1945.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.07.2008

Christoph Jahr begrüßt dieses "Handbuch der völkischen Wissenschaften", ist mit dem Ergebnis aber trotzdem nicht ganz zufrieden. Der Historiker Ingo Haar und der  Wissenschaftshistoriker und Geograf Michael Fahlbusch haben dieses Handbuch herausgegeben, in dem 87 Autorinnen und Autoren Informationen zu Personen, Institutionen, Zeitschriften und anderen Bereichen, die der "völkischen Wissenschaft" zuzuordnen sind, zusammengetragen haben, erklärt der Rezensent. Bei allem Lob für die Informationsfülle entzündet sich Jahrs Kritik an der Auswahl der Artikel.  Der rezensent sieht große Lücken bei verschiedenen Themen und Personen, zum Teil würden ganze Fächer wie die Literaturwissenschaft oder Kunstgeschichte allzu sparsam behandelt. Nicht einverstanden ist er auch damit, dass die Zeit vor 1933 und nach 1945 kaum in den Blick gerate, und damit der Schwerpunkt statt auf "völkischer Wissenschaft" auf der Wissenschaft im Nationalsozialismus liege. Trotzdem betont der Rezensent, dass es sich bei dem Band um ein wichtiges Buch handelt, das nicht zuletzt verdeutlicht, dass es ein "Jahr Null" nach 1945, wie es manche Historiker gern hätten, nicht gegeben hat.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.05.2008

Höchst verdienstvoll scheint Rezensent Peter Schöttler dieses "Handbuch der völkischen Wissenschaften", das die Verstrickungen der Wissenschaften in den Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 dokumentiert. Er hält fest, dass sich der Umgang deutscher Historiker mit der eigenen NS-Vergangenheit erst seit dem Historikertag in Frankfurt am Main 1998 grundlegend gewandelt hat. Dafür ist vorliegendes Werk in seinen Augen ein gelungenes Beispiel. Schöttler findet hier die wichtigsten Institutionen, Stiftungen, Netzwerke und Einzelpersonen, die zwischen 1933 und 1945 die deutsche Wissenschaftslandschaft beherrschten, ebenso akribisch wie übersichtlich dargestellt. Zudem lobt er die Qualität der Beiträge, die meist auf langen Archivstudien basieren und von den "besten Kennern der Materie" wie Frank-Rutger Hausmann stammen. Einige Kritikpunkte weiß Schöttler dennoch anzubringen. So bedauert er das Fehlen von Wissensbereichen wie den Naturwissenschaften oder der Philosophie. Literaturgeschichte, Kunstgeschichte oder Archäologie würden zudem nur indirekt thematisiert. Außerdem vermisst er in der Darstellung einige prominente Figuren. Doch trotz dieser Kritik würdigt er den Band abschließend als "neues Referenzwerk".