Gunnar Decker

Hesse

Der Wanderer und sein Schatten. Biografie
Cover: Hesse
Carl Hanser Verlag, München 2012
ISBN 9783446238794
Gebunden, 704 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Hermann Hesse ist auch heute noch der Klassiker, mit dem für viele Leser die Entdeckung der Weltliteratur beginnt. Gunnar Decker legt nun eine neue, umfassende Biographie vor. Sie stellt Hesse als einen Menschen vor, der mit Krisen und Selbstzweifeln zu kämpfen hatte und ein Leben lang Einzelgänger war. Diese Erfahrungen haben in seinen Romanen tiefe Spuren hinterlassen, aber seine Werke handeln auch immer vom Neuanfang, vom Versprechen eines gelungenen Lebens. Decker belegt überzeugend, wie bei Hesse Leben und Schreiben untrennbar verknüpft sind. Mit dieser Biographie ist Hesse in der Gegenwart angekommen: als ein visionärer Verteidiger des Geistes im Zeitalter der Massenkultur.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.08.2012

Von Gunnar Deckers zum fünfzigsten Todestag Hermann Hesses erschienener Biografie ist der Rezensent Christian Schärf begeistert. Darin erfährt er: Hermann Hesse hat gelitten, deshalb musste er schreiben. Dieses Leid habe der Autor aber nie als nur sein eigenes betrachtet: Hesse habe es als Symptom einer kranken Zeit gesehen - die Zeit selbst war krank geworden. Gunnar Decker interpretiere einfach alles, berichtet Schärf. Das tue er allerdings mit "intellektueller Brillanz", egal ob es um den Calwer Pietismus gehe, Liebesbeziehungen oder Hesses Weinkonsum - letzterer werde beispielsweise als "Schmecken des Transzendenten" gedeutet. Der Autor verfolge Hesse noch bis in die letzten Winkel seines Lebens und lege dabei eine ungeheure Liebe zum Detail an den Tag. Schärf bescheinigt Decker einen - intellektuell und sprachlich - ausgereiften Essaystil und empfiehlt "Hesse. Der Wanderer und sein Schatten" allen, die einen solchen Stil schätzen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.08.2012

Eine Wiederbegegnung mit dem Werk Hermann Hesses zu dessen 50. Todestag lädt Judith von Sternburg weniger zur Selbstfindung ein, als zu einer interessanten Begegnung mit dem Nobelpreisträger selbst. Darin sieht sie sich auch durch die jetzt erschienene Biografie von Gunnar Decker bestärkt, der Hesses rastloses Schreiben nicht zuletzt als Überlebensstrategie deutet. Zur Begründung zieht der Biograf 15.000 Seiten und 1400 Gedichte als Hesses Lebenswerk heran, wobei er in den späten Jahren des Schriftstellers das Briefeschreiben als ein Zentrum seines Schreibens ausmacht. Von Sternburg schreitet in ihrer Kritik eingehend den Lebensweg des Kultschriftstellers ab und kann ihre Enttäuschung beim Wiederlesen so manchen Hesseschen Werks, das ihr in jungen Jahren Eindruck gemacht hat, damit überwinden, dass sie es nun vor allem mit Deckers Unterstützung als Selbstaussage des Dichters versteht. Als "Guru und Lebenshilfeexperte", als den man Hesse immer gern in Dienst genommen hat, wird man ihn nach dieser Lebensbeschreibung wohl nicht mehr verstehen, wenn man der Rezensentin glauben darf, der Deckers Biografie ausnehmend gut gefallen hat.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.08.2012

Bevor sich Matthias Waha zwei Biografien zuwendet, die zu Hermann Hesses fünfzigstem Todestag erschienen sind, macht er deutlich, wie sehr ihm der "schwäbische Buddha" Hesse zuwider ist: das Alltägliche sei überfrachtet, die Geschichten "esoterisch" und "hoffnungslos kitschig". Das "Glasperlenspiel" entwerfe eine schöne Utopie, sei aber im Grunde langweilig. Die Werke der Zwischenkriegsphase findet Waha am stärksten: die seien immerhin nicht nur "antimodernes Innerlichkeitsgefasel", meint er. Erst anschließend wendet er sich der Rezension zu. Gunnar Decker seien Details wichtiger als der Fortgang der Erzählung, befindet Matthias Waha und scheint sich darüber zu freuen. Jedenfalls meint der Rezensent, dass an dieser "prallvollen, unaufgeregten" Biografie in Zukunft niemand mehr vorbei kommen wird, der sich mit Hesse beschäftigen will. Dem Rezensenten gefällt, dass Decker vieles, was nachträglich überhöht wurde, wieder auf den Boden der Tatsachen hole. Beispielsweise wird Hesses Ausbruch aus dem Seminar Maulbronn als spontane Entscheidung eines vierzehnjährigen beschrieben, nicht als geplante Flucht. Deckers Biografie sei bemüht, den "notorischen Einzelgänger" Hesse in seinem größeren Kontext zu verstehen.
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