Felix Philipp Ingold

Leben und Werk

Tagesberichte zur Jetztzeit
Cover: Leben und Werk
Matthes und Seitz, Berlin 2014
ISBN 9783957570086
Gebunden, 1020 Seiten, 49,90 EUR

Klappentext

Überraschende Reflexionen, tiefe Einsichten, skurrile Einfälle, brillante Oberflächen: "Leben und Werk" ist ein Meisterwerk des Tagebuch-Genres. Die hier auf über tausend Seiten versammelten und komponierten Einträge aus fünf Jahren folgen jedoch nur bedingt dem Jahreslauf, denn jeder Tag des Kalendariums verbirgt kostbare ununterscheidbar ineinander verwobene Schichten von fünfmal sich wiederholenden Jahrestagen. Die Chronologie ist aus den Angeln gehoben, die Ewigkeit findet so Platz in dieser Archäologie der Jetzt-Zeit, die aus lauter realen Versatzstücken ein mögliches Leben verwirklicht. Ein Lebensgeschenk des großen Gelehrten, Schriftstellers und Dichters.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 23.02.2015

Lust auf Lektüre und Schreiben gleichermaßen bekommt Eberhard Geisler mit dem Tagebuch des Russlandexperten, Lyrikers und Erzählers Felix Phillip Ingold. Das Wunderbare an diesen auf Chronologie pfeifenden Einträgen ist, dass Geisler der weitgehende Verzicht des Autors auf Linearität, Progressivität, Wirklichkeit (abgesehen vom Wetter vielleicht) und Sinnhaftigkeit nicht auf die Nerven geht, sondern ihn im Gegenteil anstiftet. Das gilt für die lyrischen Proben im Band ebenso wie für die Traumprotokolle. Die Nähe der Texte zu Ernst Jandl und die Möglichkeit, als Leser selbständig Sinn zu produzieren, scheinen für Geisler hier vorrangig zu sein.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.10.2014

Dies ist das große Selbermonument eines Autors, der stets die Mallarmésche Maxime beherzigte, es sei eine Schande für einen Künstler, verstanden zu werden, schreibt Michael Braun mit merklicher Sympathie für Ingolds Liebe zu dichterischer Hermetik. Dabei geht es in diesen tausend Seiten aber durchaus zur Sache, es werden nicht nur Traumprotokolle präsentiert, sondern Tagebucheinträge experimentell-antichronologisch montiert und dafür einige verbürgte Dichtergrößen wie Ezra Pound, Thomas Mann und W.G. Sebald de-montiert. Ihnen stellt der Unkorrumpierbare Paul Valéry, Edmond Jabès und Lew Schestow entgegen, so dass wir Ignoranten, wenn wir Ingolds Vorlieben schon nicht teilen, in diesem Buch zumindest eine Menge lernen können.