Ernest Hemingway

Paris - ein Fest fürs Leben

Cover: Paris - ein Fest fürs Leben
Rowohlt Verlag, Reinbek 2011
ISBN 9783498030087
Gebunden, 315 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Werner Schmitz. Hemingways letztes Buch führt zu seinen Anfängen zurück, es ist der Roman seiner Pariser Jahre, ein Erinnerungsbuch voll jugendlicher Kraft und melancholischem Humor. Die Urfassung des Klassikers in neuer Übersetzung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.07.2011

Das Buch ist längst ein Klassiker, bzw. war es in der bisher bekannten und vorliegenden Fassung, an der einige Umstellungen und Kürzungen vorgenommen worden waren. Insbesondere Hemingways zweite Frau Pauline Pfeiffer kam nicht gut dabei weg. In der von Hemingways Enkel Sean herausgegebenen "Urfassung" wird Seans Großmutter so ziemlich rehabilitiert. Auch andere Stellen bringen Gewinn. Besonders das Kapitel zum Skifahren in Schruns, das um ganze Passagen länger ist, kann der Rezensent Wolfgang Schneider dringend empfehlen. Ausführlich schildert er die peinliche Szene, in der Ernest Hemingway das Geschlechtsteil von F. Scott Fitzgerald begutachtet, das, wie dieser klagt, von seiner Frau Zelda als zu klein kritisiert worden ist. Nach wie vor und erst recht ist der Band, so der Rezensent, ein grandioses Porträt des von dollarstarken amerikanischen Expats bevölkerten Paris der zwanziger Jahre. Und die neue Übersetzung durch Werner Schmitz sei womöglich fürs deutsche Lesepublikum sogar der größte Gewinn dieser Fassung.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.07.2011

Pünktlich zu Ernest Hemingways 50. Todestag liegt - mal wieder - eine Neuausgabe der unvollendeten Memoiren "Paris - Ein Fest fürs Leben" vor und Rezensent Thomas Hermann ist wider Erwarten begeistert. Denn mit dieser ausgezeichnet recherchierten Ausgabe trage der Herausgeber Sean Hemingway, Enkel des Autors, zu einem differenzierten Hemingway-Bild bei. Während Ernests Witwe Mary deutliche, durch ihre intime Kenntnis des Autors gerechtfertigte Veränderungen in ihrer Edition des Fragmentes vornahm, setze Sean vor allem auf die Authentizität der von ihm herausgegebenen "Urfassung" und komme damit dem Nachlass seines Großvaters bedeutend näher. Für den Rezensenten liegt genau darin deren Mehrwert: dank bisher unveröffentlichter Textpassagen erfahre man nun beispielsweise von Hemingways Skrupeln den Text zu publizieren - er hatte seine Kollegen und Freunde nicht gerade vorteilhaft porträtiert. Und durch die hier veröffentlichten transsexuellen Fantasien entdeckt Hermann die Widersprüchlichkeit des Autors hinter seinem chauvinistischen Helden-Image. Ausdrücklich lobt der Rezensent die Übersetzung von Werner Schmitz, der im Gegensatz zu seiner Vorgängerin auf überflüssige Manierismen verzichte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.07.2011

Sehr loben muss Rezensent Willi Winkler doch die erstaunliche postume Produktivität des zu späteren Lebzeiten noch ziemlich schreibblockierten Ernest Hemingway. So erscheint nun fünfzig Jahre nach dem Tod durch Gewehrschuss des Autors eine "Urfassung" von "Paris - ein Fest fürs Leben", jenes legendären Porträts der noch legendäreren zwanziger Jahre, in denen dank starkem Dollar amerikanische Künstler aller Couleur die französische Hauptstadt heimsuchten und belebten. Kennenzulernen sei Hemingway selbst hier abseits der späteren Klischees als "lernbegieriger junger Mann" - und das ganze, so Winkler, ist vor allem als Sehnsuchtstext über die später dann als paradiesisch empfundenen Zeiten zu lesen. Die Neuübersetzung von Werner Schmitz sei deutlich besser als die bisher existierende, frei von Fehlern allerdings auch nicht. Besonders bereichernd oder überzeugend findet der Rezensent die Umstellungen, Kürzungen, auch den Rehabiltierungsversuch für Hemingways zweite Frau Pauline Pfeiffer nicht. Ein starkes und faszinierendes Buch aber bleibe es doch.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.06.2011

Höchst ergriffen berichtet Rezensent Hanns-Josef Ortheil, selbst Schriftsteller und creative-writing-Professor, vom Erlebnis dieser Relektüre, die für ihn viel mehr war als ein Wiederlesen. Er liebte das Buch auch schon in der direkt nach Hemingways Tod herausgegebenen Fassung - aber in der nunmehr viel eher nach den Intentionen des Autors edierten Fassung, die zudem um manche Vignetten bereichert ist, erkennt er erst, welch tragischem Hintergrund die scheinbar bloß affirmative Feier des Lebens sich verdankt. Hemingway, der hier mit "kühner Dreistigkeit auf dem puren Glück" besteht, war zutiefst deprimiert und todkrank, als er das Buch komponierte, das er vor seinem Selbstmord vor fünfzig Jahren nicht mehr fertigstellte. Dieser Verzweiflung ist das Buch mit größter Meisterschaft, mit einem Willen zur Reinheit, abgerungen, so Ortheil, der am Ende seiner Kritik ein sehr schönes Bild für diesen letzten Akt in Hemingways Schreiben findet: Wie Tizians letzte Werke seien seine Paris-Bilder "mit bloßen Fingern gemalt".
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