Elisabeth de Waal

Donnerstags bei Kanakis

Roman
Cover: Donnerstags bei Kanakis
Zsolnay Verlag, Wien 2014
ISBN 9783552056725
, 336 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Brigitte Hilzensauer. Mit einem Vorwort von Edmund de Waal und einem Nachwort von Sigrid Löffler. Wien, 1950er Jahre: Jeden Donnerstag treffen sich bei Theophil Kanakis Künstler, Schauspielerinnen, Journalisten. Von den Verfolgungen der Kriegszeit spricht hier keiner; neu beginnen will auch Kuno Adler, jüdischer Wissenschaftler, zurückgekehrt aus dem Exil. Er hofft, seine Arbeit dort weiterführen zu können, wo er sie verlassen musste. Aber er trifft auf Ausflüchte, Geringschätzung und Feindseligkeit. Und da ist Marie-Theres, das Mädchen aus Amerika. Sie gerät in ein Milieu voller moralischer Zweideutigkeit und geht an ihrer eigenen Arglosigkeit zugrunde. De Waals Roman ist vieles zugleich: scharfsichtiges Sitten- und Zeitporträt, Milieuschilderung und elegischer Abgesang.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.05.2014

Oliver Pfohlmann schätzt diesen gegen Ende der Besatzungszeit in Wien spielenden Roman über drei sehr unterschiedliche Remigrantenschicksale, deren Zusammenhang sich dem Leser nicht sofort erschließt, eben nicht wegen seiner Einfühlung in die Remigration. Für Pfohlmann liegt der Reiz im Atmosphärischen. Elisabeth de Waals Beschreibung der altösterreichischen Adelsgesellschaft nach Kriegsende und ihrer kollektiven Geschichtsverdrängung findet er so dicht wie schonungslos, auch wenn manch papierner Dialog und einige arg klischeehafte Figuren den Lesegenuss schmälern, wie er einräumt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.02.2014

Laut Lothar Müller hat die Autorin das Genre des Gesellschaftsromans ganz richtig gewählt. Für Müller entspricht es dem Bedürfnis Elisabeth des Waals, weniger Psychologien vorzustellen, sondern das Leben und die Sehnsucht zurückgekehrter jüdischer Emigranten im Nachkriegs-Wien zu zeichnen, und zwar als ganzes Tableau von Figuren und Geschichten, die de Waal, wie Müller schreibt, locker miteinander verbindet. Der Mangel an erzählerischer Extravaganz deutet für den Rezensenten auch darauf hin, dass die Autorin hier ein Stück der eigenen Familiengeschichte erzählt. Sie selbst kehrte 1938 nach Wien zurück, um den Besitz ihrer Familie zu retten - vergeblich.
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