Edward O. Wilson

Die soziale Eroberung der Erde

Eine biologische Geschichte des Menschen
Cover: Die soziale Eroberung der Erde
C.H. Beck Verlag, München 2013
ISBN 9783406645303
Gebunden, 384 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

Die soziale Eroberung der Erde ist die Summe lebenslanger innovativer Forschung, die Krönung des Lebenswerkes von Edward O. Wilson. Das Buch beginnt mit drei fundamentalen Fragen, die die Menschen seit Jahrtausenden faszinieren: Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir? Nur die Biologie, so Wilson, ist in der Lage, diese Fragen wissenschaftlich zu beantworten. Wilson räumt mit dem Vorurteil auf, wonach die Evolution die Lebewesen daraufhin prägt, die Familie an die erste Stelle zu setzen. Wilson, der vor 35 Jahren die Soziobiologie begründet hat, zeigt uns mit seinem erstaunlichen Fundus an biologischen, verhaltenspsychologischen und anthropologischen Kenntnissen, dass die soziale Gruppe die treibende Kraft der menschlichen Evolution ist. Religion, Sport, Krieg - unser Trieb, uns zu Gruppen zusammenzuschließen und für sie zu kämpfen, ist es, was uns zu Menschen werden ließ.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.09.2013

Das Thema findet Markus Wild nicht neu und den Grundgedanken des Buches von Edward O. Wilson, einem der bedeutendsten Biologen und Ameisenforscher, eher einfach. Demnach postuliert Wilson das Modell unserer Gesellschaft aus dem Geiste des Ameisenstaates. Wie nun der Autor menschliche Evolution anhand einer für Wild bemerkenswerten Bandbreite von Untersuchungen beschreibt, eröffnet dem Rezensenten die Schwächen des Buches. Eine liegt für ihn darin, dass der Autor dazu neigt, die Forschung zu seinen Gunsten auszulegen. Eine weitere darin, dass Wilson beim Brückenschlag zu den Geisteswissenschaften unterkomplex vorgeht. Für Wild jedoch kein Grund, den Autor nicht Ernst zu nehmen und seine Thesen zu diskutieren.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.06.2013

Andreas Weber staunt nicht schlecht, wenn der Doyen der Soziobiologie im reifen Mannesalter nun die Bioökonomie für ungültig erklärt und zu einer Kulturtheorie Anlauf nimmt, die faustisch der Doppelwertigkeit der Spezies Mensch gerecht zu werden sucht, indem sie den Selektionsdruck des Stammeswesens gegen jenen des Individuums ins Feld führt und beides in der Kultur miteinander befriedet. Peng, das sitzt, meint Weber, der Richard Dawkins Urteil über E. O. Wilson kennt (plemplem), aber auch die Bedeutung dieses Buches erahnt, als Ausrufung einer "neuen Aufklärung" durch einen bedeutenden Biologen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.04.2013

Schuster, bleib bei Deinen Leisten, meint Felix Ekardt. Im Falle von Edmund O. Wilson wären das die Insekten. Jedenfalls haut den Rezensenten das, was der mittlerweile Achtzigjährige in seinem nun übersetzten "Alterswerk" (wie Ekardt das Traktat nicht ohne Süffisanz bezeichnet) zur Evolutionsbiologie des Menschen zu sagen hat, nicht unbedingt vom Hocker. Zwar beschreibe Wilson die Bedeutung der Gruppenkonkurrenz als wichtigen genetisch-evolutionären Faktor neben der bekannten Konkurrenz zwischen Individuen "recht einleuchtend und farbig", doch das ist schon alles, was Ekardt an Lob für den Autor übrig hat. Die Erklärungsmacht der Naturwissenschaften werde hier chronisch überschätzt, der Beitrag der Geisteswissenschaften zur sozialen Entwicklung der Menschheit dagegen notorisch unterschätzt. "Abwegig" seien gar die Ausflüge Wilsons in die Ethik. In den letzten beiden Zeilen erst wird Ekardt dann versöhnlich und empfiehlt es sogar als "lohnende Lektüre". Nach all der heftigen Kritik wirkt das dann fast ein wenig abwegig.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.03.2013

Rezensentin Katharina Granzin staunt nicht schlecht, dass der renommierte Biologe Edward O. Wilson in der hier vorliegenden Bündelung seiner bisherigen Arbeiten zwar den Menschen zum Thema hat, sich aber über weite Strecken mit Ameisen befasst und auf diese Weise dann doch das Sozialverhalten des Menschen erhellt: Namentlich geht es um die "Eusozialität", also die soziale Organisation in nach innen altruistische, mehrgenerationeller Gruppen. Kenntlich wird der Rezensentin dabei die "permanente Ambiguität", in der sich der Mensch zwischen egoistischem und altruistischem Handeln befindet - eine Keimzelle von Kunst und Geisteswissenschaft, erklärt die Rezensentin, die sich allerdings nicht sicher ist, ob sie sich dem Autor darin anschließen möchte, wenn er davon spricht, dass unsere heutige Kultur für unser steinzeitliches Gehirn schon viel zu komplex geworden ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.02.2013

Echte Ameisenmühe gibt sich Helmut Mayer mit diesem Buch des berühmten Ameisenforschers E. O. Wilson. Interessiert ob Wilsons Versuch, seine Liebe zu den Insekten mit einem biologisch geerdeten Menschheitsbild zusammenzudenken, liest Mayer los - und muss leider feststellen, dass Wilsons Konzept der Gruppenselektion (anstelle der individuellen) nicht zieht. Schlimmer aber scheint ihm, dass der Autor sich darum nicht schert und stattdessen munter in der Erdgeschichte herumspringt, um seine Idee von der Rückführung alles Guten in uns auf gruppenselektive Vorgänge ins rechte Licht zu rücken. Für Mayer eine Evolutionstheorie der fantastischen, der autistischen Art.
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