Edouard Louis

Das Ende von Eddy

Roman
Cover: Das Ende von Eddy
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2015
ISBN 9783100022776
Gebunden, 208 Seiten, 18,99 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Hinrich Schmidt-Henkel. "Ich rannte weg, ganz auf einmal. Gerade hörte ich meine Mutter noch sagen 'Was soll der Scheiß jetzt wieder?'. Aber ich wollte nicht bei ihnen bleiben, ich weigerte mich, diesen Moment mit ihnen zu teilen. Ich war schon weit weg, ich gehörte nicht mehr zu ihrer Welt, der Brief besagte es. Ich kam zu den Feldern und wanderte einen Großteil der Nacht herum, auf den Feldwegen, in der Kühle Nordfrankreichs, in dem zu dieser Jahreszeit so intensiven Geruch der Rapsfelder. Die ganze Nacht über entwarf ich mein neues Leben fern von hier." - Inspiriert von seiner eigenen Geschichte erzählt der junge französische Autor Édouard Louis von der Befreiung aus einer unerträglichen Kindheit.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.04.2015

Mit soziologischer Distanz erzählt der junge französische Erfolgsschriftsteller Édouard Louis in "Das Ende von Eddy" die Geschichte von Eddy Bellegeule, einem schwulen Jungen, der das Pech hat, in der homophoben französischen Provinz aufzuwachsen, wo seine Stimme, die oft in "feminine Lagen" rutscht, und seine ausladenden Gesten ihn dem Gespött und der Feindseligkeit seiner Mitschüler und seiner Familie preisgeben, berichtet Daniel Schreiber. Die Geschichte ist seine eigene, verrät der Rezensent, Édouard Louis ist Eddy Bellegeule - oder war es vielmehr, korrigiert Schreiber, denn der Roman wirke wie die abschließende Austreibung der eigenen Herkunft, worin wohl auch der eigentümliche Reiz dieses Buches besteht, vermutet der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 31.03.2015

Matthias Hennig ist sehr beeindruckt von diesem Debüt des Franzosen Edouard Louis. Dass es dem jungen Autor gelingt, seine eigene Geschichte als homosexueller Jugendlicher in einer dörflichen Welt aus Gewalt und sozialer Not nur leicht verklausuliert in scharfer, für den Leser laut Hennig mitunter schmerzhafter Genauigkeit zu erzählen und die Wirksamkeit sozialer Rollen herauszuarbeiten, scheint ihm stark. Als Abrechnung mit der alltäglichen Gewalt und Aufbegehren gegen Heimat liest er den Text, an dessen Ende die sexuelle Befreiung der Hauptfigur steht. Dass einige Figuren im Buch ein wenig reißbrettartig geraten sind, kann der Rezensent verzeihen, zumal sie ihm "lebensfrisch" genug erscheinen. Die Sprache allerdings findet er außerordentlich: schneidend, hart und direkt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.03.2015

Ein Jahr nach seinem Erscheinen in Frankreich ist Edouard Louis' autobiografisches Buch "Das Ende von Eddy" nun auch hierzulande zu lesen und Rezensentin Lena Bopp bleibt nach der Lektüre ebenso verstört wie bewundernd zurück. Denn mit angehaltenem Atem liest sie hier, wie der junge Eddy in den neunziger Jahren im Arbeitermilieu in der französischen Provinz aufwächst - und nicht nur die Armut und Desillusion der Eltern erlebt, sondern vor allem grausame Demütigungen, Prügel und Beleidigungen durch seine Mitschüler erfährt - weil er schwul ist. Beeindruckt vermerkt die Kritikerin, wie der junge Autor, der inzwischen an einer Pariser Eliteschule studiert, mit einem gnadenlosen "Anspruch auf Wahrhaftigkeit" das Porträt einer sozialen Klasse zeichnet. Neben Louis' ebenso genauem wie literarischen Umgang mit Sprache lobt die Rezensentin die Entscheidung des Übersetzers die vom Autor im Jargon gehaltenen Passagen auch im französischen Original stehen zu lassen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.02.2015

Ina Hartwig ist tief beeindruckt, mit wie viel soziologischer Einsicht, stilistischer Selbstverständlichkeit und Schonungslosigkeit Edouard Louis seinen autobiografischen Roman "Das Ende von Eddy" meistert, schließlich ist der Autor gerade einmal zweiundzwanzig Jahre alt, weiß die Rezensentin. Louis beschreibt das Aufwachsen als zarter, homosexueller Junge in der französischen Provinz, die mit weichen Männern grob umspringt, berichtet Hartwig - allerdings rutsche Louis dabei nie in die Folklore ab. Er schreibt von der Lehrerin, die ihm den Weg auf ein Internat mit Theater-Schwerpunkt aufzeigte, was aus Eddy Bellegueule schließlich Edouard Louis werden lassen konnte, der sich zwar auch unter den intellektuellen Bürgerkinder nicht immer zugehörig, aber immerhin nicht gehasst fühlte, fasst die Rezensentin zusammen.
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