Edith Wharton

Ein altes Haus am Hudson River

Roman
Cover: Ein altes Haus am Hudson River
Manesse Verlag, Zürich 2011
ISBN 9783717522300
Gebunden, 618 Seiten, 26,95 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Andrea Ott. Für den jungen Vance Weston, den Sohn eines Immobilienspekulanten, hält die Zukunft ein komfortables Leben in der amerikanischen Provinz bereit. Doch der zarte 19-Jährige mit der lebhaften Fantasie hat eigene Pläne. Sein Herz führt ihn ins New York der Roaring Twenties in die ersehnte Metropole des Geistes und der Literatur, aber auch der Macht und des Geldes. Auf den kometenhaften Aufstieg zum Liebling der Society folgt allzu rasch die große Ernüchterung. Vances einziger Lichtblick: die umsichtige Heloise Spear. In einem verlassenen Haus hoch über dem Hudson River hatte sie ihm einst die Augen für die Schönheit der Literatur geöffnet.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.01.2012

Dass dieser späte Roman von Edith Wharton zum 150. Geburtstag der Autorin nun erstmalig auf Deutsch erscheint, dazu in der stilsicheren Übertragung von Andrea Ott, macht Rezensentin Angela Schader Freude. Hier kann man laut Schader Whartons Sinn für Natur- und Interieurschilderungen, aber auch Selbstreflexives zum Schriftstellerdasein zu entdecken. Letzteres derart, dass die Rezensentin gar von einem künstlerischen Testament spricht, was dem Buch wiederum gar nicht so guttut, wie sie gleich hinterherschickt. Denn die Hoffnung auf Ironie und Esprit, die der Roman zwischendurch beim Leser weckt, werden im Ganzen enttäuscht. Schader scheint die 600 Seiten mitunter elend lang zu finden, auch weil die Autorin ihre Figuren allzu schnell festschreibt, wie sie kritisiert. Außerdem knirscht die Konstruktion immer wieder hörbar, und das wundert Schader schon etwas bei einer derart erfahrenen Schriftstellerin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.01.2012

Für Rezensent Tobias Döring ist Edith Whartons 150. Geburtstag ein Anlass zur Freude, denn endlich werden die Werke der herausragenden Autorin - sehr gelungen durch Andrea Ott - ins Deutsche übersetzt. So auch der hier besprochene, 1929 erschienene Roman "Ein altes Haus am Hudson River", welcher den Kritiker ins New York der zwanziger Jahre führt. Er begleitet den jugendlichen, von dem Wunsch, Schriftsteller zu werden beseelten Protagonisten Vance Weston auf seinem unsteten Bildungsweg, der zunächst in einer Bibliothek des titelgebenden Hauses endet. Jungen lobt nicht nur den scharfsinnigen Blick der Autorin für den zeitgenössischen Literatur- und Kunstbetrieb, sondern ist auch geradezu hingerissen von diesem "Sittengemälde" der Ostküstengesellschaft und den subtilen Porträts der Figuren. Darüber hinaus kann er diesen grandiosen Roman auch als "Liebeserklärung an das Lesen" nur unbedingt empfehlen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.10.2011

Als lohnenswerte Lektüre empfiehlt Lothar Müller den 1929 im amerikanischen Original erschienenen Roman von Edith Wharton, der jetzt erstmals auf Deutsch zu haben ist. Er spielt in einem alten, aus der Mode gekommenen Haus am Hudson und lässt sich laut Rezensent auf zwei Ebenen lesen: Im Vordergrund steht die Geschichte des Dichters Vance Weston, der zwischen zwei Frauen steht und sich zugleich verzweifelt auf dem Literaturmarkt zu etablieren sucht. Zugleich aber liest man ihn als Blick in die Romanwerkstatt der Autorin, erfahren wir. Die bitterböse Kritik am "Ausverkauf der Poesie" und nicht zuletzt die spöttische Reflexion über Modewahn hat der Rezensent mit Vergnügen gelesen. Wharton insistiert hier darauf, dass der "große amerikanische Roman" ihrer Gegenwart mit den als altmodisch angesehenen erzählerischen Mitteln des 19. Jahrhunderts geschrieben werden kann und hat dabei unter Beweis gestellt, dass sie eine der geistreichsten und kurzweiligsten amerikanischen Autorinnen des 20. Jahrhunderts ist, findet Müller.
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