Dubravka Ugresic

Keiner zu Hause

Essays
Cover: Keiner zu Hause
Berlin Verlag, Berlin 2007
ISBN 9783827007070
Gebunden, 256 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Kroatischen von Barbara Antkowiak, Angela Richter und Klaus und Mirjana Wittmann. Mit trügerischer Leichtigkeit durchstreift Dubravka Ugresic in ihren neuesten Essays Orte und Kulturen, Zeitgeschichte und Politik, richtet unser Augenmerk auf die universelle Bedeutung scheinbarer Alltagsbanalitäten wie Evian-Wasser und Vogelhäuschen und betrachtet umgekehrt die ganz großen Themen mit nonchalanter Unverfrorenheit durch die allerkleinste Linse - so zum Beispiel, wenn sie die Welt nach 9/11 aus der Perspektive der New Yorker Nagelstudios analysiert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.07.2007

"Klug" findet Rezensentin Judith Leister diesen an zwei frühere Bände der Autorin anschließenden Essayband. Es geht um das Heterogene, das Aufbrechen von Kategorien, wie Identität oder Ost und West, über das die aus Kroatien stammende Dubravka Ugresic schreibt und dabei, wie Leister feststellt, zu "überraschenden Vergleichen zwischen Systemen und Mentalitäten" kommt. Erstaunlicher als die Kontraste erscheinen Leister die zutage geförderten Übereinstimmungen. Die von Ugresic entwickelte Idee einer "transnationalen Literatur" scheint der Rezensentin, nicht zuletzt angesichts des Erfahrungshintergrundes der Exil-Autorin, durchaus einzuleuchten.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.07.2007

Mit Sympathie und Respekt hat Jörg Magenau diese Essays und Feuilletons der Autorin Dubravka Ugresic gelesen, die 1993 Kroatien verlassen hat und heute in Amsterdam und den Vereinigten Staaten lebt. Wie der Rezensent betont, schreibt Ugresic auch dagegen an, an das "Hundehalsband der Identität" gelegt zu werden. Sie möchte nicht Kroatin sein, nicht einmal Exil-Kroatin, und auch wenn der Rezensent dies auffällig findet, gibt er zu, dass sich Ugresic' Schriften tatsächlich durch den Blick der Weltbürgerin auf das Geschehen auszeichnen. Sie schreibt aus der Perspektive einer Frau, die nirgendwo zu Hause ist, einer "Unzugehörigen", ob es nun um russische Schwalbenfänger oder amerikanisches Essen geht. Magenau findet die Essays allerdings dann am stärksten, wenn sie sich mit Osteuropa beschäftigen, und er berichtet ein wenig aus der Fassung von der kroatischen Insel Gori Otok, die einst als Lager für politische Gefangene diente, heute allerdings vor allem bei deutschen Porno-Produzenten beliebt ist.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.07.2007

Angetan berichtet Rezensent Jörg Plath über diesen Band mit Zeitungsfeuilletons und Essays der 1993 emigrierten kroatischen Schriftstellerin von Dubravka Ugresic, die Themen wie Verlust der Heimat Jugoslawien, die "Kultur der Lüge" in den Nachfolgestaaten und die Erfahrungen des Exils reflektiert. Daneben widme sich die Autorin vor allem in den Zeitungsfeuilletons Alltagsthemen und "allerlei Phantasmen": holländischen Kunststofftulpen, einem Vogelhäuschen oder dem amerikanischen Jugendwahn. Demgegenüber entfaltet sich Ugresics "Kunst des abschweifenden und ausschweifenden Nachdenkens" für Plath besser in den längeren Essays. Dabei besticht die Autorin seines Erachtens durch "Witz, Erzählfreude und Scharfsinn". Und bisweilen auch durch ihre Wut, etwa wenn sie darüber schreibt, wie gründlich die nationale Raserei in Kroatien die jugoslawische Vergangenheit beseitigt hat.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.06.2007

Auf der Höhe ihrer Möglichkeiten zeigt sich die Essayistin Dubravka Ugresic aus Sicht von Rezensent Karl-Markus Gauß in den hier versammelten Texten. Der erste Teil bestehe aus Feuilletons zu verschiedensten Themen. In Teil zwei schürfe sie in tieferen Themen, die von Schriftstellerproblemen bis zu politischen Essays reichen. Der Rezensent bescheinigt Ugresic "ein feines Gespür für den Widersinn im Vertrauten". Diese Autorin wisse schlüssig zu argumentieren und das Absurde und Extreme oft aus dem Normalfall heraus zu konstruieren. Auch beeindruckt Gauß die Vehemenz, mit der diese Autorin das alte Jugoslawien verteidigt und die Geschichtsklitterung und -verleugnung der Gegenwart brandmarkt.