Dimitri Verhulst

Der Bibliothekar, der lieber dement war als zu Hause bei seiner Frau

Roman
Cover: Der Bibliothekar, der lieber dement war als zu Hause bei seiner Frau
Luchterhand Literaturverlag, München 2014
ISBN 9783630874326
Kartoniert, 144 Seiten, 12,99 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Rainer Kersten. Scheint gar nicht so leicht, in Würde zu altern! Es muss doch noch mehr geben als eine langweilige, vorgezeichnete Existenz ins Grab hinein, eine lieblose Ehe, die einem jede Selbstachtung raubt, und Kinder, die einem fremd sind sagt sich der gut siebzigjährige Désiré Cordier eines schönen Tages. Und beschließt, einen auf dement zu machen. Die Rolle des senilen Vergesslichen spielt er so gut, dass ihn die Familie schließlich ins Pflegeheim bringt, wo er endlich frei zu sein meint "Das Leben schien schneller zu verlaufen als die Gedanken, und bevor er einen Entschluss gefasst hatte, war er ein alter Mann." Als Désiré Cordier klar wird, dass dieser Satz auf ihn zutrifft, versucht er in letzter Minute, das Ruder herumzureißen. Andere verkaufen ihre gesamte Existenz auf e-bay, für sagenhafte zwei Millionen Dollar (wie ihm sein alter Boule-Freund erzählt), und er möchte seines nicht mal geschenkt. Immer hat er nur klein beigegeben, wenn seiner Frau Moniek etwas an ihm nicht passte, und jetzt, da der Verkauf ihres Hauses und ein Umzug in eine kleine Wohnung bevorstehen, bekommt er Panik. Wie soll er seiner dominanten Frau da noch ausweichen, ohne Garten und Keller? Und so entwirft er eine ungewöhnliche Strategie: Er gibt vor, an Demenz zu erkranken was dem ehemaligen Bibliothekar nicht nur ein diebisches Vergnügen bereitet, sondern auch erstaunlich gut gelingt. Schon bald landet er in dem Pflegeheim "Winterlicht", zusammen mit anderen Dementen und überforderten Pflegern, wo er neben haarsträubenden Missständen auch so manche Überraschung entdeckt einen Strategen im Geiste, einen ehemaligen Nazi und eine alte Jugendliebe.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.08.2014

Lustig gemeint, aber zumindest in Teilen überhaupt nicht lustig, findet Sabine Vogel Dimitri Verhulsts Buch über die Wonnen der Demenz. Wer wie der Autor mit einem Titel, wie "Die Beschissenheit der Dinge" reüssiert, der muss es mit dem Unernst wohl Ernst meinen, denkt sich Vogel, und ist entsprechend überrascht, als ihr der Roman aus der Sparte Unterhaltungsliteratur mit Gedanken über missglückte Lebensentwürfe kommt. So viel Ernst hätte sie dem Autor gar nicht zugetraut.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 28.06.2014

Nicht sehr gnädig verfährt Jürgen Berger mit diesem Roman, der immerhin ein erster Versuch zu sein scheint, das Thema Demenz komödiantisch zu variieren. Ein Mann zieht sich in die sorgsam studierten Symtpome der Erkrankung zurück, um der verhassten Gattin zu entkommen. Das Dumme ist für Berger, dass der Roman jenseits dieser offenbar ganz apart realisierten Idee, nichts zu bieten hat. Der Held ist für ihn leer. Eine Scheidung hätte das Problem auch gelöst.
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