Cecile Wajsbrot

Die Köpfe der Hydra

Eine Geschichte
Cover: Die Köpfe der Hydra
Matthes und Seitz, Berlin 2012
ISBN 9783882215816
Gebunden, 187 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Brigitte Große. Cécile Wajsbrot erzählt die Geschichte einer Frau, die in der Betreuung ihrer kranken Angehörigen sich selbst abhandenzukommen droht. Sie evoziert die schmerzhafte Umkehrung der Familienverhältnisse, einer Eltern-Kind-Beziehung unter vertauschten Vorzeichen. Von den Verlusten des Kriegs und der Erfahrung materieller Not verschont geblieben, muss diese Generation doch mit einem ganz ähnlichen Schmerz leben: zu sehen, wie die Eltern ihr Wissen, ihr Gedächtnis, ihre Sprache, ihre Persönlichkeit verlieren. Ein Bericht über die Macht familiärer Bande, den kräftezehrenden Kampf gegen Alzheimer und damit auch das Ringen um das eigene Leben.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.03.2013

Interessant an diesem autobiografischen Buch findet Thomas Laux vor allem die Spannung, die entsteht aus familiärer Fürsorglichkeit und dem plötzlichen Gefühl, seines eigenen Lebens darüber verlustig zu gehen. Die Autorin Cecile Wajsbrot zeigt diesen Moment für Laux anschaulich anhand gleich dreier Mitglieder der eigenen Familiengeschichte, die unaufhaltsam in die krankheitsbedingte Sprach- bzw. Gedächtnislosigkeit abrutschen und die Erinnerung an den Holocaust mitnehmen. Die existentielle Bedrängnis und totale Erschöpfung, in der sich die helfende Autorin bald befindet, führt laut Laux zu einer Verschiebung von Empathie zu Zorn und Verbitterung und zu einer Dialektik von Einfühlung und Abschottung.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.05.2012

Besondere Dringlichkeit verleiht diesem sich in die Konjunktur der Demenz-Literatur einreihenden Buch von Cecile Wajsbrot laut Jörg Magenau vor allem seine persönliche Note und die jüdische Familiengeschichte der Autorin. Indem Wajsbrot rückhaltlos subjektiv ihren ermüdenden Alltag mit gleich mehreren demenzkranken Familienmitgliedern schildert und zugleich ihre Rolle als das Familiengedächtnis bewahrende Nachfahrin entwirft, überfordert sie den Rezensenten allerdings auch ein bisschen. Magenau hat es vornehmlich mit Stimmungen zu tun, wo er sich sprachliche Präzision in der Beschreibung eines so schwer fassbaren Phänomens gewünscht hätte.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.03.2012

Die Bedeutung dieses Buches von Cecile Wajsbrot liegt für Rezensentin Lena Bopp in seiner Schonungslosigkeit. Dass die Autorin das Paralleluniversum der Spitale, Praxen und sozialen Einrichtungen, das sie als Tochter eines Alzheimerpatienten kennenlernt, in all seiner Trostlosigkeit, Einsamkeit und Armut beschreibt, rechnet Bopp ihr hoch an. Wie sich bei Wajsbrot zudem Kranken-, Familiengeschichte und die Geschichte der französischen Juden miteinander verbinden, da die Autorin bei ihrer Arbeit stets auch die drängende Pflicht der Nachgeborenen empfindet, gefällt Bopp gut. Dem Buch verleiht es offenbar zusätzliche Spannung.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de