Carola Stern

Alles, was ich in der Welt verlange

Das Leben der Johanna Schopenhauer.
Cover: Alles, was ich in der Welt verlange
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2003
ISBN 9783462033199
Gebunden, 319 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Johanna Schopenhauer, Mutter Arthur Schopenhauers, war die älteste Tochter eines wohlhabenden Danziger Kaufmanns. Sie wollte einen Beruf ergreifen, Malerin werden - doch stattdessen wurde sie als 18-Jährige mit dem fast zwanzig Jahre älteren Heinrich Floris Schopenhauer verheiratet. Nach dem Freitod ihres Gatten zog sie nach Weimar, lernte Goethe kennen, eröffnete im Zentrum der deutschen Klassik einen weithin berühmten bürgerlichen Salon. Mit ihren Romanen, Reisebüchern und kunsthistorischen Werken machte sie sich bald als erfolgreiche Berufsschriftstellerin einen Namen. Carola Stern zeichnet das Bild einer Lebenskünstlerin, die selbstbestimmt zu handeln wusste und doch immer wieder bereit war sich anzupassen, um zu gefallen - ein Widerspruch, mit dem bis heute viele Frauen leben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.02.2004

Die Rezensentin Franziska Sperr lobt diese neue Arbeit der erfahrenen und erfolgreichen Biografin Corala Stern über Johanna Schopenhauer, "eine der ersten deutschen Berufsschriftstellerinnen" und gleichzeitig Mutter des berühmten Philosophen Arthur Schopenhauer, zu dem sie allerdings ein recht schlechtes Verhältnis hatte. Sterns weitreichende Erfahrung mit dem Genre führt nach Meinung der Rezensentin dazu, dass der Text an manchen Stellen "allzu geschliffen dahingleitet". Das ändert jedoch nichts an der handwerklichen Qualität der Biografie, denn die ist "gewissenhaft recherchiert, intelligent gebaut und gut geschrieben". Auch freut sich Sperr, dass die Autorin auf feministisch inspiriertes Psychologisieren verzichte, zu dem die Lebensgeschichte der starken Frau sogar ein bisschen einladen würde.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.11.2003

Die Rezensentin Barbara von Becker findet in dieser Biografie eine Menge interessanter Hintergründe aus Johanna Schopenhauers Leben, der Mutter des Philosophen Arthur Schopenhauer, in dieser Biografie. Der Subtext, mit den die Autorin Carola Stern ihrem Forschungsobjekt nähert, stellt sie allerdings nicht so sehr zufrieden.: "Johanna hat keine Grenzen gesprengt, kein Neuland betreten. Dies, so hat man das Gefühl, nimmt ihr die Biografin, obwohl sie es bestreitet, übel." Andere Vorbehalte gegenüber Johanna Schopenhauer - zums Beispiel dass sie "eine angepasste Bürgerin, pragmatisch, lebensklug, gebildet, aber ohne Ecken, ohne Kanten, stets bedacht auf ihren Vorteil" war - legt die Autorin zwar gleich zu Beginn ihrer Biografie unumwunden offen. Genau das verhindert aber nach Meinung der Rezensentin einen offenen Blick auf Schopenhauer: Die Autorin "stellt keine wirklichen Fragen an ihre Figur, sondern arrangiert eigene kleine Genreszenen, die Recherchefrüchte gewollt romanhaft illustrieren". Von Becker hätte allerdings lieber ein paar originäre Quellen gelesen, denn Schopenhauer war nach dem Tod ihres Mannes sowohl als Salondame als auch Schriftstellerin aktiv.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.10.2003

Regula Venske ist recht unzufrieden mit Carola Sterns Biografie der Johanna Schopenhauer. Zwar lasse sich auch bei ihr nachlesen, dass die Schopenhauer "mehr als nur die Mutter eines berühmten Sohnes" war, nämlich eine "prominente Weimarer Dame der Gesellschaft" und "Berufsschriftstellerin", eine der ersten, die es in Deutschland gab. Leider aber, schreibt Venske, "sind die Widersprüche der Johanna Schopenhauer (...) zur widersprüchlichen Haltung der Biografin geronnen". Will heißen: manch rhetorische Blase, manch leichtfertiges Urteil und insgesamt zu oberflächlich. Das hat Gertrud Dworetzki in ihrem Buch "Charakterbild aus Goethes Zeiten" besser gemacht, findet die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.09.2003

In heutiger Zeit ist Arthur Schopenhauer weit bekannter als seine Mutter Johanna. Das war lange Zeit nicht so, behauptet Ludger Lütkehaus und verweist auf eine wohlwollende Rezension Goethes von einem der vielen Romane Johanna Schopenhauers. Darüber hinaus führte Johanna Schopenhauer einen bekannten Salon in Weimar, verfasste Reiseberichte und schrieb ihre Erinnerungen. Mit dem berühmten Sohn hatte sie übrigens früh gebrochen, so Lütkehaus, da er sich als Moralapostel und Patriarch im Hause aufspielte. Auch wenn Johanna Schopenhauer sogenannte "Entsagungs"-Romane schrieb, war ihr eigenes Leben nicht ganz so entsagungsvoll, stellt der Rezensent fest. Ihm ist Carola Sterns Bekenntnis zu ihren widersprüchlichen Gefühlen gegenüber Frau Schopenhauer sehr sympathisch; in einer fiktiven Grabrede bringe die Biografin ihre eigenen Gedanken und ihre eigene Einschätzung unter. Darüber hinaus meint er dennoch eine Affinität der Biografin zu Johanna Schopenhauer festzustellen; im übrigen sei Sterns Buch interessant und unterhaltsam geschrieben.