Benigna von Krusenstjern

'dass es Sinn hat zu sterben - gelebt zu haben'

Adam von Trott zu Solz 1909-1944. Biografie
Cover: 'dass es Sinn hat zu sterben - gelebt zu haben'
Wallstein Verlag, Göttingen 2009
ISBN 9783835305069
Gebunden, 608 Seiten, 34,90 EUR

Klappentext

Adam von Trott zu Solz stand an der Seite Stauffenbergs im Zentrum der Verschwörung des 20. Juli. Als zutiefst ziviler Mensch war er gegenüber dem NS-Regime von Anfang an äußerst kritisch eingestellt gewesen. So wurde er erst 1940 Mitglied in der NSDAP, als er eine Stelle im Auswärtigen Amt antrat - mit dem Ziel, Hitler zu stürzen. Trott engagierte sich im Kreisauer Kreis an programmatischen Entwürfen für die Zukunft und suchte auf Auslandsreisen den geplanten Regimesturz außenpolitisch abzusichern. Benigna von Krusenstjern legt die erste umfassende Biografie von Trott zu Solz vor, die auf der Auswertung einer Vielzahl bislang unbekannter Quellen beruht. Damit eröffnet sie neue Perspektiven auf das Denken und Handeln Adam von Trotts.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.10.2009

Angesichts der "Dramatik und Tragik", die Benigna von Krusenstjerns Biografie von Adam von Trott zu Solz entfaltet, wundert sich Rezensentin Sabine Fröhlich ein wenig, dass dieser Schlüsselfigur des deutschen Widerstands bisher kein Kinofilm gewidmet wurde. Immerhin bietet die breit angelegte Biografie nun eine "Grundlage für künftige Forschungen", lobt Fröhlich. Der Diplomat Trott zu Solz stieß, wie die Rezensentin erfährt, nicht erst spät zum Widerstand, sondern stand von Anfang in Gegnerschaft zu den Nationalsozialisten. Krusenstjern rekonstruiere, wie er Verfolgte unterstütze und über sein deutsch-britisches Netzwerk eine Rolle als "Botschafter des Widerstands" einzunehmen suchte. Die Rezensentin zeigt sich von dieser Lebensdarstellung durchaus beeindruckt, zumal es der Biografin gelinge, eine "lebendiges Bild" Trotts zu entwerfen. Allerdings lässt sie es dabei bisweilen an kritischer Distanz fehlen, schränkt Sabine Fröhlich ihr Lob dieser Biografie ein.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.08.2009

Als "enorme Fleißarbeit" wertet Rezensent Rainer Blasius diese Biografie über Adam von Trott zu Solz, die die Historikerin Benigna von Krusenstjern vorgelegt hat. Im Ergebnis findet er das Buch über diesen wichtigen Widerstandskämpfer, der zum engeren Kreis des 20. Juli gehörte und am 26. August 1944 hingerichtet wurde, dennoch eher "schlicht". In epischer Breite referiert Blasius den Lebensweg Trotts und hebt dabei dessen Rolle als außenpolitischer Vordenker im deutschen Widerstand gegen Hitler hervor. Krusenstjerns Buch bleibt ihm - bei aller Ausführlichkeit dieser Lebensbeschreibung - vor allem bei der Darstellung des zeithistorischen Kontexts zu "blass". Dagegen setzt die Autorin in seinen Augen verstärkt auf das "Allzumenschliche" im Leben Trotts, besonders auf dessen Frauengeschichten, die mit großem "Mitgefühl" geschildert würden.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.08.2009

Lange wurde von der Nachwelt die Rolle des Widerstandskämpfers Adam von Trott zu Solz falsch eingeschätzt. Dies ist, stellt Rezensent Gustav Seibt fest, dank historischer Forschung inzwischen vorbei. Eine ausführliche Darstellung dieser - so Seibt - "grandiosen Existenz" aber stand bisher noch aus. Die liegt nun vor und der Rezensent findet die Fleißarbeit, die Benigna von Krusenstjern geleistet hat, ohne jeden Zweifel verdienstvoll. Es wird hier, betont der Rezensent, auch eindeutig sichtbar, dass von Trott anders als die meisten seiner Mitverschwörer eben kein von den Ungeheuerlichkeiten des Regimes zum Widerstand motivierter Konservativer war. Vielmehr verstand er sich von früh an - und gegen das konservative Elternhaus - als etwas, was es in Deutschland, so Seibt, sehr selten gab: als Vertreter eines Liberalismus angelsächsischer Prägung, der das Individuum in den Vordergrund stellt. So froh der Rezensent über diese Biografie ist, so stark vermisst er doch "vergleichende Rundblicke und resümierende Charakteristiken".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.08.2009

Als quellengesättigtes, würdiges Denkmal lobt Rezensent Volker Ullrich diese erste Biografie des Widerstandskämpfers, in der dieser "schärfere Konturen" erhalte. Die Historikerin Benigna von Krusenstjern interessiere sich besonders auch dafür, die private Geschichte von Adam von Trott zu Solz zu beleuchten, und lege besonders auf dessen Herkunft, Kindheit und Jugend viel Wert. So gelingt es ihr in den Augen des Rezensenten auch, schlüssig daraus abzuleiten, warum Trott niemals in Versuchung gekommen sei, sich mit den Nazis zu arrangieren. Auch fand er an der Figur Trott zu Solz das Grundproblem des Widerstands verdeutlicht, dass Widerstand am ehesten aus dem Inneren des Apparats möglich gewesen wäre, was ein großes Maß an Verstellung erforderlich gemacht habe und man so dem System auch diente, dass man bekämpfte.