Axel Honneth

Das Recht der Freiheit

Grundriss einer demokratischen Sittlichkeit
Cover: Das Recht der Freiheit
Suhrkamp Verlag, Berlin 2011
ISBN 9783518585627
Gebunden, 628 Seiten, 34,90 EUR

Klappentext

Die Theorie der Gerechtigkeit gehört zu den am intensivsten bestellten Feldern der zeitgenössischen Philosophie. Allerdings haben die meisten Gerechtigkeitstheorien ihr hohes Begründungsniveau nur um den Preis eines schweren Defizits erreicht, denn mit ihrer Fixierung auf rein normative, abstrakte Prinzipien geraten sie in beträchtliche Distanz zu jener Sphäre, die ihr "Anwendungsbereich" ist: der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Axel Honneth schlägt einen anderen Weg ein und gewinnt die heute maßgeblichen Kriterien sozialer Gerechtigkeit direkt aus jenen normativen Ansprüchen, die sich innerhalb der westlichen, liberaldemokratischen Gesellschaften herausgebildet haben. Zusammen machen sie das aus, was er "demokratische Sittlichkeit" nennt: ein System nicht nur rechtlich verankerter, sondern auch institutionell eingespielter Handlungsnormen, die moralische Legitimität besitzen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.10.2011

Mit hohem Lob bedenkt Rudolf Walther diese über 600 Seiten starke Studie über den Begriff der Freiheit von Axel Honneth. Er schätzt das Werk als eine exzellente Klärung dieses komplexen und facettenreichen Begriffs. Neben der Analyse von verschiedenen Modellen von Freiheit - der negativen, der reflexiven und der sozialen - hebt er die Analyse der institutionellen Praktiken in den Gebieten von Recht und Moral im Blick Schranken wie Chancen von Freiheit hervor. Auch die Bedeutung von sozialen Konflikten und Kämpfen für die Verwirklichung sozialer Freiheit wird in seinen Augen überzeugend herausgearbeitet. Walther vergleicht das Werk mit einer Klettertour durch die Alpen ohne die klassischen Bergführer von Kant über Rawls bis Habermas. Sein Fazit: eine "phänomenale Studie".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.09.2011

Hach, die Familie! Axel Honneth kann dem Rezensenten glaubhaft machen, dass hier das Erdenglück liegt, jedenfalls wenn es um das soziale, sittliche Miteinander geht. Bietet das Spiel mit Kindern Leichtigkeit, beschweren Politik und Institutionen in ethischer Hinsicht unser Dasein. Honneths kritische Sachlichkeit, seine analytische Kraft beim Durchdringen der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse unserer Zeit und historischer, politisch-philosophischer und soziologischer Literatur überzeugen Hans Bernhard Schmid. Wenn Honneth für seine Diagnosen auch Literatur und Film heranzieht, findet Schmid das zwar anschaulich, allerdings auch streitbar, und manchmal vermisst er dann die Empirie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 30.08.2011

Freiheit als Vertrautsein mit der Welt. So definiert Christian Schlüter Freiheit nach Beendigung der Lektüre dieser für ihn im besten Sinne streitbaren Arbeit von Axel Honneth. Dankbar ist Schlüter dem Autor nicht nur für die Vergegenwärtigung einer in Vergessenheit geratenen Bedeutung der Freiheit. Honneths triadisch, im Rückgriff auf Hegel konzipierte Abhandlung bietet ihm neben dem seiner Meinung nach am besten gelungenen, begriffgeschichtlichen Teil eine Beschäftigung mit den Möglichkeiten der Freiheit sowie eine weniger stark erscheinende Auseinandersetzung mit ihren Wirklichkeiten (Liebe, Internet). In den Zwischenräumen von Anspruch und Wirklichkeit sieht Schlüter den Autor kritisch Fahrt aufnehmen und schließlich zur welthaltigen, zur sozialen Dimension der Freiheit vorstoßen. Für Schlüter eine willkommene Umkehrung neoliberaler Vorstellungen von Freiheit.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.08.2011

Einen "großen Wurf" erkennt Thomas Meyer in Axel Honneths Werk "Das Recht der Freiheit". Er wirft einen sehr genauen Blick auf dieses Buch und zeichnet die komplexe Argumentation des Philosophen detailliert nach. Er liest das Werk als Versuch, "ambitionierte" soziologische Gesellschaftsanalyse und philosophische Gerechtigkeitstheorie zu verbinden, mit dem Ziel die "soziale Freiheit" herauszuarbeiten. Der Weg dorthin scheint Meyer durchaus "steinig". Er hebt Honneths Anlehnung an Hegel und die Kritik an Kant und Habermas hervor. Besonders überzeugend findet er die Analyse der marktwirtschaftlichen Mechanismen. Sein Fazit: ein "Herausforderung" für jene, "die politische Theorie ohne Normativität und ohne Gesellschaft mit Kant denken wollen".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.08.2011

Große Erwartungen stellt Christoph Möllers an das neue Buch Axel Honneths. Seine Enttäuschung, gibt er zu, hat auch damit zu tun. Allerdings hat Honneth die auch geschürt, indem er die Rekonstruktion von Normen aus der sozialen Praxis gegen den kantischen Normatismus mächtig ins Feld führt und, wie Möllers findet, mit imposantem theoretischem Überbau stärkt, der den Freiheitsbegriff historisch rekonstruiert, um ihn sodann an die soziale Wirklichkeit anzulegen. Im ersten Teil (Darstellung des Freiheitsbegriffs) kommt Möllers denn auch auf seine Kosten. Doch schon Honneths Abneigung gegenüber Recht und Moral als Garanten der Freiheit gerät dem Rezensenten zu harsch, zu wenig überzeugt ihn der Autor mit einer entsprechenden, an der Wirklichkeit orientierten Gegenposition. Wenig Neues bietet ihm das Buch zudem in Sachen Demokratietheorie, und Honneths Konfrontation des positiven Sozialen mit negativen Institutionen findet Möllers auch nicht gerade wirklichkeitsgerecht. Begriffsgleiteten Gegenwartshunger wie bei Luhmann oder Habermas sucht er hier vergebens. Historische Rekonstruktion allein macht Möllers aber nicht glücklich.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.08.2011

Sehr eingehend widmet sich der in Münster Philosophie lehrende Ludwig Siep diesem Buch seines Frankfurter Kollegen Axel Honneth, der darin mit Rückgriff auf den späten Hegel die modernen Gesellschaften auf die Entwicklung der Freiheit abklopft, auf gleiches Recht, die Autonomie des Urteils und die soziale Freiheit. Beeindruckt zeigt sich Siep davon, wie kompakt Honneth die gesamte Sozialgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts rekonstruiert und dabei Fort- und Rückschritte in den Sphären Familie, Arbeit und Politik unter die Lupe nimmt. Dabei kommt Honneth zu dem auch für den Rezensenten überraschenden Ergebnis, dass Fortschritte in Bezug auf Freiheit, Gleichberechtigung und wechselseitige Anerkennung eigentlich nur in der privaten Sphäre erreicht wurden, während in Ökonomie und Politik die Spielräume kleiner wurden. So viel zum Sittenverfall! Siep ist nicht mit allen Schlüssen, die Honneth zieht,  einverstanden, auch seine konfliktfreie Sicht auf die Anerkennung findet Siep diskutabel, aber er schätzt das Werk schon deshalb, weil ihm das Kunststück, den späten Hegel für eine moderne Gesellschaftskritik zu revitalisieren.