Astrid Dehe, Achim Engstler

Nagars Nacht

Roman
Cover: Nagars Nacht
Steidl Verlag, Göttingen 2014
ISBN 9783869308296
Gebunden, 240 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Shalom Nagar erzählt um sein Leben. Er wiederholt sich, widerspricht sich, seine Geschichten haben Löcher, durch die passt eine ganze Faust. Doch das spielt keine Rolle. Darum geht es nicht. Um Adolf Eichmann geht es hier, immer wieder um Eichmann. Shalom, sein Henker wider Willen, muss Blut vergießen, um Eichmanns Blut abzuwaschen, er muss von ihm erzählen, um seinen Fluch zu übertönen. Nur so übersteht er die Nacht des 31. Mai 1962, in der Eichmann gerichtet wurde und die für Shalom nicht enden will. Sein Freund Moshe hört ihm zu und beginnt zu schreiben, schreibt um sein Leben, wie Nagar um seines erzählt. Zwei ganz unterschiedliche Stimmen erheben sich, jede auf ihre Weise, in ihrer Tonlage, ringen miteinander, ringen um Frieden, endlich.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.10.2014

Shalom Nagar war der Henker Adolf Eichmanns, das Los hatte ihn wider seinen Willen dazu bestimmt, weiß Dirk Pilz. Über seine Zeit mit Eichmann und besonders über die Nacht der Hinrichtung hat Nagar selbst oft berichtet, jetzt hat das deutsche Autorenduo Astrid Dehe und Achim Engstler einen Roman über ihn geschrieben, berichtet der Rezensent. In "Nagars Nacht" erzählt der Henker zweien seiner Freunde seine Eichmann-Geschichten: der eine, Ben, stellt immer wieder Fragen, der andere, Moshe, hört erst einmal nur zu, bevor er dann seine eigene Version erzählt, die sich im Text auch typografisch abhebt, so Pilz. Das Buch ist verstörend, findet der Rezensent. Nicht nur des Themas wegen, erklärt Pilz, auch aufgrund des Zugangs: weil es die Shoah so unvermittelt bespricht, ohne sich mit den deutschen "Verdrängungs- und Erinnerungskrämpfen" aufzuhalten. Das ist umso bedeutsamer, als das Buch selbst die Erinnerung und die Gegenwart der Vergangenheit unaufhörlich thematisiert, so der Rezensent.