Arnd Hoffmann

Zufall und Kontingenz in der Geschichtstheorie

Mit zwei Studien zu Theorie und Praxis der Sozialgeschichte
Cover: Zufall und Kontingenz in der Geschichtstheorie
Vittorio Klostermann Verlag, Frankfurt am Main 2005
ISBN 9783465033691
Kartoniert, 382 Seiten, 59,00 EUR

Klappentext

Veröffentlichung des Max-Planck-Institutes für europäische Rechtsgeschichte. Zufall und Kontingenz sind von der Geschichtswissenschaft bis in die Gegenwart nur sporadisch thematisiert worden. Deshalb hat sich der Autor der vorliegenden Arbeit eine doppelte Aufgabe gestellt: Diskutiert er zunächst Bedeutung und Funktion von Zufall / Kontingenz für geschichtstheoretische Dimensionen, so interpretiert er daran anschließend zwei Klassiker der Sozialgeschichte (F. Braudel, H.-U. Wehler) auf ihren methodisch-theoretischen und historiographischen Umgang mit den zu verhandelnden Phänomenen. Die zentrale These, die hinter dieser Untersuchung steht, lautet dabei: Zufall und Kontingenz sind nicht äußerliche, unbedeutende und methodisch auflösbare Scheinkategorien, sondern vielmehr produktive und mitbegründende Faktoren / Begriffe bei der Konstitution von Geschichten und historischer Erfahrung, durch deren Vernachlässigung oder Auflösung die Geschichtswissenschaft auf ihre methodischen Kosten zurückgeworfen wird. Am theoretischen und historiographischen Umgang mit Zufall und Kontingenz lässt sich zeigen, wer (welche Theorie / welche Perspektivität) was (welchen Gegenstand / welche Wirklichkeit) wie (welche Methode / welche Darstellungsform) im Rahmen der Geschichtswissenschaft verstehen bzw. erklären will. Die Haltung gegenüber dem Zufall ist der 'Offenbarungseid' der Theorie.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.10.2005

Durchaus erhellend findet Ralf Konersmann diese Dissertation von Arnd Hoffmann, die sich mit Frage nach "Zufall und Kontingenz in der Geschichtstheorie" befasst. An eine Arbeit des Historikers Reinhart Koselleck von 1968 anknüpfend weise der Autor die Vorstellung zurück, die Erzählung des Historikers müsse das Akzidentielle bändigen, es ausmustern oder gar eliminieren. Hoffmann deute Zufall und Kontingenz im Gegenteil als produktive Faktoren historiografischer Theorie und Praxis. Während Konersmann den zweiten Teil der Arbeit, in dem Hoffmann in zwei Studien zeigt, dass weder der "Annales"-Historiker Fernand Braudel noch der Bielefelder Sozialhistoriker Hans-Ulrich Wehler dem Zufall nennenswerte Bedeutung zuschreiben, als ziemlich voraussehbar empfindet, wertet er den ersten Teil als "echten Gewinn". Hier liefere Hoffmann "umsichtig angelegte" Rekonstruktionen der Titelbegriffe Zufall und Kontingenz, die die Umrisse einer neuen Auffassung von geschichtlicher Ordnung hervortreten ließen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.04.2005

Überzeugend findet Rezensent Gerrit Walther diese Studie Arnd Hoffmanns über "Zufall und Kontingenz in der Geschichtstheorie". Hoffmanns Position selbst sieht er geprägt von einer Skepsis gegen die anmaßende Auffassung, den Gang der Geschichte im nachhinein definitiv erklären zu können. Als "ungemein belesen" lobt er Hoffmann Begriffsgeschichte der beiden Begriffe. Während die meisten Philosophen seit Aristoteles den Zufall als Ärgernis empfanden, weil er jede logische Ordnung störte, verwirrte, gefährdete, hebe Hoffmann die seit Nietzsche entdeckten positiven Seiten des Zufalls hervor. "All seine scharfsinnigen, hoch differenzierten, stets subtilen und stets im hohen Ton der Theorie" auftretenden Erörterungen über Kausalität, Zeit und kontrafaktische Geschichtsspekulationen", befindet Walther, "münden in das Lob des Zufalls als Garanten intellektueller Offenheit."  Beeindruckt zeigt er sich ferner von Hoffmanns Auseinandersetzung mit Fernand Braudel und Hans-Ulrich Wehler, zwei Historikern, die den Zufall so weit wie möglich aus ihren Betrachtungen ausschließen wollen.
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