Anne Weber

Luft und Liebe

Roman
Cover: Luft und Liebe
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783100910462
Gebunden, 188 Seiten, 17,95 EUR

Klappentext

Die große Liebe - gibt es das? Anfang Vierzig und in Herzensdingen längst an das ganz normale Glück oder Unglück gewöhnt, begegnet sie in Paris einem nicht mehr ganz jungen Mann mit Bauchansatz, nach dem sich auf der Straße niemand umdrehen würde. Aber entgegen allen Erwartungen ist er der Mann, auf den die Heldin gewartet hat: Er ist zärtlich, aufmerksam und charmant, Hals über Kopf verliebt und verspricht ihr den Himmel auf Erden. Und um die Idylle vollkommen zu machen, lebt dieser Märchenprinz auf einem Schloss in der französischen Provinz. Zu schön, um wahr zu sein? Als die Träume - gemeinsames Leben, Hochzeit, Kind - Realität werden sollen, zerplatzen sie wie Seifenblasen. Und die mit großer Leichtigkeit und funkelnder Ironie erzählte Geschichte nimmt ein Ende mit Schrecken.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.03.2010

Nicht so ganz froh ist Rene Hamann mit diesem Buch geworden. Kitsch? Nicht Kitsch? So recht findet er zu keiner Position. Zwar hält Hamann das Vorhaben für gelungen, eine absurde Liebesgeschichte zu erzählen, in schmissiger Erzählweise und mit Sinn für Humor. Und dabei vor allem auch über die Klischees von der Liebe schreiben. Doch bereits das Setting stößt Hamann sauer auf: Schriftstellerin in Paris, die sich in einen feingeistigen Adeligen mit marodem Schloss verliebt. Eine Märchengeschichte, von deren Scheitern das Buch handelt, wenn man die Ausführungen des Kritikers richtig deutet, der dann letztlich doch zuviel Groschenromanmentalität in dieser Autorin vermutet, trotz ihrer Ironiebemühungen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.02.2010

Als "abgründiges Prinzessinnenmärchen" hat Rezensent Joseph Hanimann diesen Roman von Anne Weber gelesen. "Luft und Liebe" erzählt für ihn von einer in Paris lebenden Frau Anfang 40, die sich in einen Adeligen verliebt, mit ihm eine höchst romantische Zeit verlebt, bevor ihr Traum von Kindern und einer Familie bitter endet. Diese Geschichte sieht er eingebettet in ein komplexes Versteckspiel zwischen Romanheldin, Erzählerin und Autorin. Er bescheinigt Weber, souverän mit verschiedenen Erzählebenen zu spielen, die Balance zwischen Ironie und Ernsthaftigkeit zu wahren, und sich mit "sicherem Gespür für Irrwege und abschüssige Stellen ins Klischee" durch ihr Liebesmärchen zu bewegen. Besonders schätzt Hanimann die zwanglose Eleganz und Feinsinnigkeit der Komposition. "In ihr", so der Rezensent, "tun sich ohne den geringsten Gefühlsmief Abgründe auf".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.02.2010

Hingerissen ist Rezensentin Andrea Köhler von Anne Webers Roman um enttäuschte Liebe, obwohl man meinen könne, dass dies bestenfalls noch ein Sujet für Groschenromane in der Nachfolge von Hedwig Courths-Mahler abgeben könne, wie sie einräumt. Aber derart "anmutig" und mit leichter Hand schreibe die Autorin von der uralten Geschichte des Liebesverrats, den eine Frau Anfang 40 erleidet - als in Frankreich lebende Autorin darin Weber nicht unähnlich -, und variiere zudem so virtuos das "Spiel mit Dichtung und Wahrheit", dass der Roman zugleich mit seinem Märchenton bezaubert wie mit seinem darin manifestierten Schmerz berührt, schwärmt Köhler. Wunderbar komisch findet sie zudem die Diskrepanz, die sich aus der romantischen Liebe und beispielsweise den angestrengten und ärztlich unterstützten Fortpflanzungsversuchen des Paares ergibt. Was sie aber besonders für diesen Roman einnimmt, ist, dass die Autorin an keiner Stelle das Liebesglück an die desillusionierte Wut der Protagonistin verrät. Zu den ungetrübt "schönsten" Passagen gehören für die Rezensentin dann auch die poetischen Schilderungen vom märchenhaften Liebesglück.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.02.2010

So luftig und elegant, hochkomisch und ästhetisch kalkuliert werde nicht alle Tage von diesem eigentlich "gründlich ausgeweideten Thema" einer missglückten Familiengründung erzählt, schreibt Rezensentin Kristina Maidt-Zinke. Mit diesem Roman habe die Autorin zu einer großen Natürlichkeit gefunden, die sie zu einer glänzenden Vertreterin des "leichten Genres" mache, und zwar auf hohem stilistischen Niveau. Als Leserin fühlte sie sich auf unprätenziöse Weise durch ein  "zartfarbig ausgemaltes" französisches Ambiente in die Strömung des Erzählflusses gezogen, der es an Kuriosität und Sarkasmus gelegentlich mit Sibylle Berg aufnehmen könne. Besonders das aristokratische Ambiente eines heruntergekommenen Chateaus hat es der Kritikerin angetan.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.02.2010

Die Geschichte einer gescheiterten Liebe kann trotz allerlei Versuchen der Autorin Anne Weber, daraus ein literarisches Vexierspiel zu machen, Judith von Sternburg nicht begeistern. Für sie bleibt der Roman in den Niederungen einer "Frauenzeitschriften-Kolumne" stecken. Die Autorin lässt gleich zu Anfang einen Roman über eine gescheiterte Liebe im Papierkorb landen, lockt mit der Behauptung, es handele sich um eine wahre Geschichte, und kommt konsequent nicht zur Sache, berichtet die Rezensentin. Das sei zwar mitunter ganz lustig, auf die Dauer aber eher anstrengend, lässt die Rezensentin durchblicken. Zudem weise der Roman eine geradezu erschlagene Zahl an Vergleichen auf, und sei überhaupt von einer ausgemachten "Pfiffigkeit", die Sternburg offensichtlich auf die Nerven geht. Und selbst die "Verzweiflung", die hinter den humoresken Schilderungen stehe, werde noch in wohlgeformte, ironisch gefärbte Worte gesetzt, seufzt die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.02.2010

Dies ist ein Buch über ein Buch, das geschrieben, aber nicht veröffentlicht worden ist. Und über eins, das nun geschrieben wurde und nun sozusagen das Buch ist, das wir vor uns haben. So kompliziert, so postmodern. In Wahrheit aber, dies jedenfalls Sandra Kegels starke Vermutung, ist das, was im vorliegenden und, wie man darin erfährt, auch im unveröffentlichten Buch geschildert wird, eine stark autobiografisch grundierte Geschichte. Und zwar der so einfachen wie verheerenden Art. Die Ich-Erzählerin, in Paris lebend wie die Autorin, verliebt sich in einen Mann. Er ist Franzose, Adliger und nach einem Jahr des Zusammenlebens stellt sich - bei einer in der Besprechung nicht näher geschilderten "unerhörten Begebenheit" - heraus, dass die Dinge nicht so liegen, wie die Erzählerin dachte. Kegel findet die verschobene Art, in der Weber zwar selbstironisch, aber mit spürbar echter Betroffenheit davon erzählt, spannend - aber nur rund die Hälfte des Buchs lang. Danach verliere die Geschichte leider deutlich an Schwung.
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