Andrej Kurkow

Picknick auf dem Eis

Roman
Cover: Picknick auf dem Eis
Diogenes Verlag, Zürich 2000
ISBN 9783257232554
Taschenbuch, 288 Seiten, 8,64 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Christa Vogel. Viktor hat es schwer im Kiew der Neureichen und der Mafia: ohne Geld und ohne Freundin lebt er mit dem Pinguin Mischa und schreibt Romane für die Schublade. Zum Überleben verfaßt er für eine große Tageszeitung Nekrologe über Berühmtheiten, die allerdings noch gar nicht gestorben sind. Wie jeder Autor möchte Viktor seine Texte auch veröffentlicht sehen. Ein Wunsch, der beängstigend schnell in Erfüllung geht.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.09.2003

"Anrührend" findet der Rezensent Tobias Gohlis Andrej Kurkow Kriminalgeschichte, deren Hauptakteure ein melancholischer Ukrainer und ein "einsamer" Pinguin sind. "Wunderbar abgründig" sei sie, schwärmt er. Gut und Böse seien klar definiert und machten Kurkows Erzählung zu einem "Kriminalroman der radikalen Art". Auf brillante Weise verstehe es der Autor, einer von Verbrechen dominierten Welt einen "satirischen Spiegel" vorzuhalten. Und das gelinge ihm verdammt gut in einem oft "märchenhaft" anmutenden sowie "leicht, elegant und heiter" daherkommenden Schreibstil, lobt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 26.04.2001

In einer Doppelrezension bespricht Evelyn Finger zwei Kriminalromane russischer Autoren.
1.) Andrej Kurkow: "Picknick auf dem Eis" (Diogenes)
Finger bescheinigt diesem Roman, der von einem depressiven Pinguin und seinem Herrchen handelt, begeistert einen geradezu "Gogolschen Charme". Sehr russisch findet sie diese Novelle, auch wenn das Buch nichts mit Schnee, Mafia und Wodkatrinken zu tun hat. Vielmehr diagnostiziert die Rezensentin hier Anzeichen des "psychologischen Prosastils des 19. Jahrhunderts" und einen lakonischen Gestus, der amerikanische Detektivgeschichten "albern" erscheinen lasse. "Romantisch-pathetisch, komisch-unterkühlt, sozialkritisch und grotesk" - so lauten nur einige wenige ihrer zahlreichen Charakterisierungen.
2.) Polina Daschkowa: "Die leichten Schritte des Wahnsinns" (Aufbau)
Anders als in Kurkows Roman darf der Leser hier tatsächlich in die typisch (?) russische Unterwelt hinabsteigen: Auftragskiller, Kaviar, Neureiche und Magnaten bevölkern diesen Krimi, so Finger. Wichtiger als dies alles findet die Rezensentin jedoch die "psychologische Charakterzeichnung" und das Bild der Gesellschaft, dass die Autorin hier zeichne. Auch in diesem Buch sieht die Rezensentin starke russische Traditionen, nicht allein, weil die Figuren hier vor allem als "Erniedrigte und Beleidigte" erscheinen, sondern auch weil die Autorin sich ähnlich wie Dostojewskij in "ungewöhnliche Individuen" eingrabe, einen Sinn für Psychopathologisches habe und ebenfalls "Mörder und Heilige im gleichen Seelenschauhaus" versammle.
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