Andreas Weber

Alles fühlt

Mensch, Natur und die Revolution der Lebenswissenschaften
Cover: Alles fühlt
Berlin Verlag, Berlin 2007
ISBN 9783827006707
Gebunden, 350 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Die Naturwissenschaften sind dabei, ihr Bild vom Leben radikal zu wandeln. Entstehung und Verhalten von Tieren und Pflanzen lassen sich nur schlüssig erklären, wenn man Empfindung und Werte als Basis aller Lebensprozesse betrachtet. Für die kleinste Zelle wie für den Menschen gilt: Es gibt kein Leben ohne Gefühle. Seit Jahrhunderten erklärt uns die Wissenschaft, dass alle Lebewesen in Wahrheit von Reflexen und Genen ferngesteuert seien. Unsere Freude an der Natur sei nichts als sentimentale Illusion. Gefühle und Naturwissenschaft scheinen unvereinbar zu sein. Doch nun bahnt sich eine Revolution im Verständnis von Leben und Lebewesen an. Denn ausgerechnet die Leitdisziplin Biologie steht im Begriff, das Gefühl als Basis des Lebens wiederzuentdecken.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.08.2007

In einem sehr dichten Überblick über neue Bücher zur Evolution und dem Selbstverständnis des Menschen nimmt sich Helmut Mayer den breitesten Raum für Andreas Webers Buch "Alles fühlt". Leider möchte man sagen, denn von den erwähnten Titeln schneidet dieser am schlechtesten ab. Folgen mag Rezensent Mayer dem Autor noch in der Ansicht, dass alles Lebendige in einem komplexen Netzwerk miteinander verbunden ist, dass Organismen nicht wie Uhrwerke arbeiten und dass sie, wie er zitiert, "ihre Umgebung interpretieren und bewerten und nicht sklavisch Reizen folgen". Doch wenn Weber dann von der "schöpferischen Ökologie" spricht, von der mächtigen Kraft, die alles zusammenhält und dem "Gefühl als Zentrum des Lebens", verliert er recht schnell die Sympathie des Rezensenten. Da braucht es dann gar nicht mehr "den schweigenden Blick des Molchs", um stumm den Kopf zu schütteln.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.04.2007

Fasziniert ist Petra Gehring schon von diesem Buch. Aber etwas stimmt nicht damit. Zu wild erscheinen der Rezensentin die Bezüge, auf denen Andreas Weber seine "schöpferische Ökologie" aufbaut, von der Experimentalpsychologie Gustav Theodor Fechners geht es über Maurice Merleau-Pontys Phänomenologie bis zur Quantenphysik, zu lose sind ihr die Verknüpfungen. Lieber als von einer Theorie möchte Gehring darum von einer "suggestiven Erzählung" sprechen, einer "Lebensphilosophie vielleicht", die der Autor mit selbst Erlebtem anreichert. Für Gehring geht das solange in Ordnung, bis Webers "Holismus des Gefühls" in eine "Lebenswertethik" mündet, die den Tod nahezu ausblendet. Spätestens jetzt wünscht Gehring sich "andere Maße als nur das Lebensbegehren" zurück.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.03.2007

Ganz folgt Reiner Klingholz dem Autor nicht, aber gern nimmt er einige Anregungen aus diesem Buch mit. Der Biologe und Philosoph Andreas Weber versucht darin, unser Verhältnis zur Natur auf eine neue Basis zu stellen. Sein Grundgedanke ist dabei, dass wir nicht außerhalb der Natur stehen, sondern ein Teil von ihr sind, und das es auch die natürlich Umgebung ist, die unser Leben und unserer Entwicklung prägt. Einiges von Webers "schöpferischer Ökologie" ist dem Rezensent ein wenig schleierhaft geblieben, nicht alles findet er überzeugend (etwa die die Darstellung der Lebewesen als autonome Subjekte). Einiges gerät ihm auch in zu große Esoterik-Nähe, und er kann sich schlecht vorstellen, mit dem Löwenzahn den Frühling zu fühlen. Aber schließlich, meint er offenherzig, haben Kyoto-Protokoll und EU-Vorgaben nichts gebracht - warum es nicht mal mit Empathie versuchen?