Amira Hass

Bericht aus Ramallah

Eine israelische Journalistin im Palästinensergebiet
Cover: Bericht aus Ramallah
Diederichs Verlag, Kreuzlingen 2004
ISBN 9783720524834
Gebunden, 231 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Amira Hass ist die einzige israelische Journalistin, die unter Palästinensern im besetzten Gebiet lebt. Drohungen erhält sie von israelischer wie von palästinensischer Seite, denn sie berichtet von Arafats Versagen, von der Korruption und Misswirtschaft in dessen Führung ebenso wie über die israelische Abriegelungspolitik. Sie spricht mit Besatzern und Besetzten. "Ich schreibe nicht für die Palästinenser, sondern gegen die Besatzung", versichert die Reporterin, die nicht nur Zuschauerin sein möchte, wenn Menschen unterdrückt werden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.07.2004

Hans-Jürgen Heinrichs sieht im Reportagebuch von Amira Hass ein "einzigartiges Dokument des immer auswegloser erscheinenden Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern". Hinter den mitunter kühl wirkenden Reportagen entdeckt Heinrichs eine "bis zum Zerplatzen angespannte Dynamik". Amira Hass setzt sich dabei zwischen alle Stühle und kritisiert die Enteignungspolitik Israels ebenso wie die Misswirtschaft der palästinensischen Führung. Dabei gewähren ihre Reportagen genauen Einblick in den Alltag der Palästinenser, den "Kreislauf der Hoffnung und die Spirale der Hoffnungslosigkeit", wie Heinrichs es nennt. Die Ramallah-Reportagen sind für Heinrichs nahezu vollständige Ergänzung für Hass' vorigen Reportage-Band "Gaza", die "politischen und psychologischen Mechanismen" hinter dem Nahost-Konflikt zeigen sich hier aufs deutlichste.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.06.2004

Amira Hass ist bewundert und umstritten. Seit 1991 berichtet die israelische Journalistin aus den Palästinensergebieten. Es geht ihr dabei, betont Gisela Dachs, stets darum, ihre Mitbürger auf die "Lebensumstände der Palästinenser" aufmerksam zu machen. Sie will nicht agitieren, sondern informieren - stößt allerdings oftmals auf wenig Verständnis und wird als "Nestbeschmutzerin" beschimpft. Dabei verschließe sie vor "Korruption und Misswirtschaft in der Autonomiebehörde" keineswegs die Augen und unternehme alles, um nicht von falschen Freunden vereinnahmt zu werden. Die Rezensentin lobt den Stil der Autorin, der "trocken, aber zugleich sehr persönlich" sei und erklärt, dass das Buch für alle am gescheiterten Friedensprozess Interessierten eine "wichtige Lektüre" darstelle.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.04.2004

Rezensent Arnold Hottinger ist zunächst ein bisschen enttäuscht darüber, wie anders das neue Buch von Amira Hass - der einzigen israelischen Journalistin, die permanent unter Palästinensern in den besetzten Gebieten lebt - im Vergleich zu ihrem Klassiker "Drinking the Sea at Gaza" geworden ist. Seine Enttäuschung rührt daher, dass man diesmal kaum etwas über die Hintergründe des palästinensischen Lebens, über "die Kultur, die Geschichte, das Denken und das Empfinden der Palästinenser erfährt". Doch für diesen Mangel macht er nach der Lektüre die verschlechterten Lebensbedingungen in den palästinensischen Gebieten verantwortlich, denn "die Zeugin Amira Hass kommt kaum mehr nach mit Berichten über die permanenten Grausamkeiten, die Ungerechtigkeit, Unmenschlichkeit und systematische Demütigung". Neben allgemeinen Betrachtungen zu den Hintergründen, der Dimension und Dynamik des Konflikts gibt es auch sehr detaillierte Berichte zu den Lebensbedingungen der Palästinenser, und das ist es, was Hottinger zufolge das Buch besonders lohnenswert macht: die "genauen Schilderungen, was den einzelnen Menschen - Frauen, Kinder, Alte, Kranke keineswegs ausgenommen - in den besetzten Gebieten geschieht."