Alina Bronsky

Scherbenpark

Roman
Cover: Scherbenpark
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2008
ISBN 9783462040302
Gebunden, 288 Seiten, 16,95 EUR

Klappentext

Geh niemals in den Scherbenpark. Hier geht es laut, blutig und derb zu. Der Scherbenpark ist ein Ort der Kollisionen. Hier kracht es zwischen Ost und West, Männern und Frauen, Reich und Arm, Jung und Alt. Hier wird russischer Pop gespielt und alte Kriegslieder. Nicht wegzudenken sind Jugendgangs, Gepanschtes in Pappbechern, immer wieder ein Schachspiel und der Abreißkalender für die orthodoxe Hausfrau. Hier fliegen Steine und leere Flaschen. Und hier lebt Sascha. In diesem sehr heißen Sommer ist Sascha 17, und sie hat nur noch zwei Träume. Sie will ein Buch über ihre Mutter schreiben. Und sie will ihren Stiefvater Vadim töten.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 29.11.2008

Rezensentin Lavina Meier-Ewert lässt sich nicht davon abschrecken, wie "kalkuliert", mit welch lauten Tönen dieses Buch vermarktet wird und sucht nach ihrer eigenen Lesart. Der Autorin Alina Bronsky ist ihrer Meinung eine "fein beobachtete Milieustudie" gelungen, die zugleich Qualitäten eines Entwicklungsromans hat. Ihre Erzählerin ist eine so "komplexe wie sympathische Figur", ihre Geschichte profitiert von der Balance zwischen der emotionalen Dringlichkeit der Protagonistin und ihrer "plappernd zur Schau gestellten Lässigkeit". Die Beschreibung verschiedener Milieus, das der Russlanddeutschen ebenso wie die deutsche Gesellschaft, ist "treffsicher und amüsant", was das Buch für die Rezensentin zu einer lohnenden Lektüre macht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.10.2008

Rezensentin Judith Leister mag auf die Marketingstrategien, mit denen dieses Buch als einigermaßen großes Wunder angepriesen wurde, nicht so recht anspringen. Zwar findet sie, dass die Integration der Russlanddeutschen hier eine verdiente und grundsätzlich interessante Plattform findet. Doch dabei stört sie, dass die Autorin Alina Bronsky sehr schwarzweiß malt und sich vieler Klischees bedient. Die wenigen Passagen zum Ende des Buchs hin, in denen das Schema - brutale Russen, "eine bis zur Blödheit pazifierte deutsche Gesellschaft" - aufgebrochen wird, klingen in den Ohren der Rezensentin doch zu bemüht, "ein wenig mechanisch und wie eine Übung in politischer Korrektheit beziehungsweise deren Durchkreuzung." Trotzdem stecke auch Unterhaltungswert in dem Roman: Zum Beispiel die Dreiecksbeziehung, in die sich die Protagonistin Sascha verstrickt, findet die Rezensentin gelungen beschrieben.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.10.2008

Nicht sehr begeistert war Rezensent David Hugendick von diesem Romandebüt, das seinen Informationen zufolge in einem Hochhausviertel im Hartz IV-Milieu unter eingewanderten Russen spielt. Schon den "dröhnenden Klappentext", der die kolportagehafte Legende eines unverlangt eingesandten und sofort in den Druck gegebenen Manuskripts erzählt, nervt ihn - besonders angesichts des Ergebnisses, das er höchst dürftig findet: eine "hingeächzte" Liebesgeschichte, viel krasser Unterschichtsalltag, "fiese" Russenbanden, "stotternde Nazis", kurz: lauter Klischees, schlecht ausgedacht, schlecht geschrieben. Und ohne Erzählbogen, wenn man den Rezensenten richtig versteht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.10.2008

Rezensent Oliver Jungen ist begeistert! Ein Debütroman, der sich nicht aufmotzt, sondern "einfachster Satzbau, jede zweite Zeile direkte Rede, wobei sich die Autorin nicht einmal die Mühe macht, das Wörtchen 'sagt' zu variieren". Aber das hat offenbar Karacho. In Alina Bronskys Roman erzählt die russischstämmige 17-jährige Sascha vom Leben in einem deutschen Aussiedler-Ghetto. Ihre Mutter und deren Lebensgefährte sind vom Stiefvater erschossen worden, und so lässt sich das aus der Perspektive Saschas im Rückblick erzählte Geschehen als die Bewältigung dieser traumatischen Erfahrung lesen, erklärt der Rezensent. Dies alles werde derart schnörkellos und scheinbar völlig kunstlos erzählt, dass der Leser erst im Lauf des Romans mitbekommt, wie "kalkuliert" der schnoddrige Stakkatoton eigentlich ist, der Saschas Erinnerungen auszeichnet, so Jungen bewundernd. Der Roman hat ihn vollkommen in den Bann gezogen, wie der Rezensent versichert. Ein "gelungenes Debüt", freut er sich.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.09.2008

Die anfängliche Gereiztheit des Rezensenten über das naive Geplapper der 17-jährigen Ich-Erzählerin weicht bald dem Wohlwollen. Angesichts des Tempos und der Distanzlosigkeit, mit der Alina Bronsky ihre Figur vor dem wenig romantischen Hintergrund eines "Russengettos" im Hessischen über ihre Verzweiflung und ihre Sehnsüchte erzählen lässt, kann Jörg Magenau bald nur noch staunen. Und er freut sich sichtlich, dass eine junge Autorin einem bekannten DJ und pointenverliebten Autor aus Berlin, Prenzlauer Berg, den Rang abläuft, wenn es um deutsch-russische Geschichten geht.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 03.09.2008

Rezensentin Barbara von Becker ist begeistert von diesem Debüt der jungen Alina Bronsky und findet, dass es dieses "unverlangt eingesandte Manuskript" völlig "verdient" zum Spitzentitel der Herbstsaison beim Verlag Kiepenheuer & Witsch gebracht hat. Zwar sind ihrer Meinung nach die ersten hundert Seiten überzeugender als der Zwischenteil der Geschichte, der ihr etwas konstruiert erscheint. Ihr gefällt aber, wie überzeugend das Milieu eines Aussiedler-Ghettos geschildert wird, dass jedoch kein "pittoreskes Unterschichtsdrama" dabei herauskommt. Eher verbindet die Autorin ein "klassisches Adoleszenzthema" mit einer soziologisch fundierten Beschreibung einer Lebensrealität. Dafür findet Bronsky einen Stil, den die Rezensentin ausgesprochen überzeugend findet. Die Autorin erzählt die Geschichte ihrer wütenden Heldin mit "nonchalant charmanter Chuzpe, in einem mal rotzigen, mal sensiblen Ton, mit Ironie und Komik."
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