Alessandro Baricco

Diese Geschichte

Roman
Cover: Diese Geschichte
Carl Hanser Verlag, München 2008
ISBN 9783446209183
Gebunden, 311 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Annette Kopetzki. Als der Bauer Libero Parri 1903 seine Kühe verkauft, um eine Garage im Piemont einzurichten, halten ihn alle für verrückt. Auch dann noch, als sich tatsächlich ein Rennfahrer, Graf D'Ambrosio, in die gottverlassene Gegend verirrt und das Schicksal seinen Lauf nimmt. Liberos schöne Frau findet eine zweite Liebe, und sein Sohn Ultimo zieht in die furchtbare Schlacht von Caporetto. Nach dem Ersten Weltkrieg verschlägt es Ultimo nach Amerika, wo er sich in Elizaveta, eine russische Prinzessin, verliebt. Seine große Leidenschaft bleibt jedoch die Jagd nach der vollkommenen Rennbahn ... Abenteuer und Geschwindigkeit, Liebe und Mythos, Träume und Visionen: Baricco verwebt sie zu einer Saga, die fast das ganze kurze 20. Jahrhundert umfasst und sich auf zwei Kontinenten abspielt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.08.2008

Rezensent Kai Wiegandt kommt nach der Lektüre dieses neuen Romans von Alessandro Baricco zu einem durchwachsenen Fazit. Zwar will er dem italienischen Bestseller-Autor nicht absprechen, dass er sein Handwerk versteht. Auch seine Recherche hat er nach Einschätzung des Rezensenten ordentlich erledigt, und einige seiner Stilmittel ergeben in den Augen des Rezensenten durchaus "interessante Perspektiven". Doch unterm Strich gibt es in dem Roman zu viel, was Wiegandt stört: die ständige "Überhöhung von Alltäglichkeiten" oder die "Gier nach Drastik" zum Beispiel. Auch steckt nach Meinung des Rezensenten eine Überdosis Kitsch in der Geschichte. Und richtig unangenehm wird es in den Augen des Rezensenten, wenn Baricco sich dem "leeren Mystizismus Paulo Coelhos" annähere
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.05.2008

Nicht ohne Sympathie nennt Rezensent Winfried Wehle den Autor einen Medienartisten. Dass Alessandro Baricco mit seinem jüngsten Roman sogar die Bildherrschaft des Films herausfordert, hat dem Rezensenten sichtlich Eindruck gemacht. Die "erzählerische Event-Gastronomie" wird so unversehens zum wollüstig und virtuos fabulierten "Sprachkino". Wehle staunt nicht schlecht, wie der Autor hier Geschwindigkeit (der Held ist passionierter Automobilist der ersten Stunde), den Ersten Weltkrieg und Sexualität zusammenbringt und alles schließlich in ein buchstäblich fantastisches Happy End im Breitwandformat münden lässt. In Bariccos Aufforderung an den Leser, das Schwelgen in Tempo und Sinnlichkeit als "Signatur" eines ganzen Jahrhunderts zu lesen, willigt Wehle, von diesem Text durchaus berauscht, gerne ein.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.04.2008

Alessandro Baricco ist für Maike Albath schon längst über das Schriftstellerdasein hinausgeschossen und mehr Markenprodukt als Autor. Und mit "Dieser Geschichte" habe der "Literaturbetriebshandwerker" nur ein weiteres Produkt in seiner "Literaturwerkstatt" geschaffen, findet die Rezensentin. Darin geht es um Ultimo Parri, den Sohn eines autobegeisterten Bauern. Parri wird Automechaniker eines Adligen, zieht in den Krieg, geht nach Amerika, hat einige Liebschaften und "verwirklicht seinen Traum einer idealen Rennstrecke". Maike Albath findet, dass Barricos Buch somit alle Zutaten für einen gelungenen Jahrhundertwenderoman enthalte und doch nicht mehr aber auch nicht weniger sei als "ein intelligentes Produkt aus der Baricco-Fabrik".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.03.2008

Ein fulminanter Auftakt, aber dann fängt die Geschichte an zu schlingern - nein, besonders glücklich ist Rezensent Ulrich Baron mit diesem Buch über italienische Neuralgien nicht geworden. Als sich nach dem wahnwitzigen und mörderischen Straßenrennen von Paris nach Mailand im Jahr 1917, mit dem das Buch seiner Schilderung zufolge beginnt, der aufgewirbelte Staub gelegt hat, und der Blick auf den zarten Protagonisten freigegeben wird, ist der Rezensent zwar nicht ohne Rührung. Sein Interesse gewinnt dieser Roman über den Anbruch der Moderne in Italien, das Trauma des Ersten Weltkriegs und andere nationale Fragen jedoch nur in Maßen. So findet er zwar Alessandro Bariccos Schilderungen der Schlacht von Caporetto von 1917 hochinteressant, bemängelt aber, dass der Bogen zur Geschichte des Protagonisten nicht wirklich schlüssig ist. Auch sonst trumpft der Autor immer wieder mit Details und Geschichten auf, deren Kontext zum Gesamtgeschehen sich dem Rezensenten nur höchst vage erschließt. So hat die Geschichte zwar immer wieder beträchtlichen Schwung, was Baron jedoch fehlt, ist eine gewisse Bodenhaftung.
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