Alban Nikolai Herbst

Buenos Aires. Anderswelt

Kybernetischer Roman
Cover: Buenos Aires. Anderswelt
Berlin Verlag, Berlin 2001
ISBN 9783827004284
Gebunden, 270 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Buenos Aires. Anderswelt ist der zweite Teil einer Trilogie, die Alban Nikolai Herbst 1998 mit dem Roman Thetis. Anderswelt eröffnete. An dessen Ende war die Hauptfigur Hans Erich Deters in einem furiosen Showdown vor den Gestalten seiner Fantasie aus dem Berliner "Café Silberstein" geflüchtet und in seiner hoch technisierten Anderswelt gelandet. Orientierungslos steht er nun in der imaginierten Megastadt "Buenos Aires", in einem panischen Szenario aus Polizei- und Krankenwagen, durcheinander rennenden Sanitätern, schaulustigen Nachtschwärmern und eigenen Phantasmen. An einem schönen Junitag war er in Berlin losspaziert und ist über Nacht am 1. November angekommen, neun Jahre später zumal...

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 03.01.2002

Mit seinen 270 Seiten erscheint der Rezensentin dieser zweite Teil der Herbstschen "Anderswelt Trilogie" vergleichsweise zierlich - verglichen mit seinem Vorgänger "Thetis" jedenfalls. Wenn Katharina Döbler dennoch von einer "Mixtur von Zeichensalat und Größenwahn" spricht, liegt das zum einen daran, dass der Autor "fast alles, was im ersten Band eine Rolle spielte - politisch, geografisch, demografisch, mythologisch, ökonomisch et cetera", als bekannt voraussetzt, zum andern ist es darauf zurückzuführen, dass Herbst das Spiel der virtual reality recht weit treibt und keinen Einfall "literarisch ungenutzt" lässt: "Es herrscht die völlige erzählerische Hypertrophie." Und von Handlung oder klarer Figurenkonturierung keine Rede. Dennoch: Döbler anerkennt die Einzigartigkeit dieses Projekts, in der sich, wie sie schreibt, der Erzähler nicht nur als Kybernetiker, sondern auch als Global Player entpuppt. Das sei womöglich "eine neue Form von Literatur". Und das wäre ja nicht wenig.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.11.2001

Ziemlich genervt zeigt sich der Rezensent Bernd Graff von zweiten Roman von Nikolai Herbst, der neben der realen Welt in Parallelwelten spielt und vergleicht ihn- um mit der Bilderwelt des Autors zu sprechen - mit einem kompletten Systemabsturz am Computer. Seiner Ansicht nach kann man aus dem Buch deshalb nichts Erhellendes ziehen, weil der Autor "gar keine Informationen zur Verfügung stellt, und sich an keine Wahrscheinlichkeit hält". Angesichts des kompletten Abschieds von Autorenschaft, die der Rezensent allen Trends zum Trotz notwendig findet, wird dieser Roman "nie zum lebenden System". Zudem fehlt es nach Graffs Einschätzung an einem Erzähler, der durch das Buch führt und deshalb "wabert in diesem Roman die Wahrnehmung, quillt mächtig der Diskursnebel, weht das Bewusstein", so die negative Bilanz des Rezensenten.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.11.2001

Stephan Maus hat im vorliegenden Roman zahlreiche Anleihen aus Science-Fiction-Filmen gefunden. Der Autor habe eine "fröhliche Collage von Fragmenten aus U- und E-Kultur" erstellt. Die "genaue technische Prozedur" sei zwar kompliziert in Herbsts Roman: Die Personen lebten in unterschiedlichen Galaxien, in die sie jeweils durch "Lappenschleusen" gelangten. Aber in der fiktiven Cyerspace-Welt sei alles anders: Das Ich sei ein Netzwerk, die Hauptperson stolpere von "Link zu Link". Nur zwischendurch tauche die Person in der Realität auf. Die Sprache Herbsts erinnert den Rezensenten an Wolf von Niebelschütz. Maus jubiliert: "Etwas vergleichbar Raffiniertes gibt es im deutschen Sprachraum nicht".