Alan Hollinghurst

Die Schönheitslinie

Roman
Cover: Die Schönheitslinie
Karl Blessing Verlag, München 2005
ISBN 9783896672827
Gebunden, 640 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Thomas Stegers. Sommer 1983. Nick Guest hat eine Dachkammer bei den Feddens im reichen Londoner Stadtteil Notting Hill bezogen - und so taucht der Zwanzigjährige in eine ihm bis dahin fremde Welt ein, in der Luxus allgegenwärtig und gesellschaftlicher Einfluss selbstverständlich ist. An Nicks Entwicklung vom kleinbürgerlichen Provinzler zum dandyhaften Kosmopoliten spiegelt der Booker-Preisträger Alan Hollinghurst das große Thema der englischen Literatur: die Klassengesellschaft.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 10.11.2005

"Bis zur Vergiftung" festgelesen hat sich Wilhelm Trapp an Alan Hollinghursts Roman "Die Schönheitslinie", für den der englische Autor im vergangenen Jahr den Booker-Prize erhalten hat. Völlig zu Recht, meint der Rezensent, der noch ein paar andere schöne Formulierungen für seine Leseerfahrungen auf Lager hat. "Unerträglich konsequent" findet Trapp beispielsweise, dass Hollinghurst dem Verlangen nicht nachgegeben hat, die ganze schöne und schön beschriebene Gesellschaft, die britische Gesellschaft der Reichen und Einflussreichen "mit einem großen Knall" auffliegen zu lassen. Das sei eben das Unheimliche und Gelungene an dem Roman, schwärmt Trapp, dass sich unterhalb der glatt polierten Oberfläche des Romangeschehens enorme Spannungen aufbauen würden, die der Autor aufzulösen sich weigere. Nur gelegentlich verfange sich Hollinghurst in leerer Eleganz, gesteht Trapp zu, der es bemerkenswert findet, dass diesem eindeutig in der Thatcher-Ära angesiedelten Roman jegliches 80er-Jahre-Flair fehlt. Aus dem Blick zurück erschließe sich vorwärtsgewandt die Gegenwart, lautet Trapps dem Autor geneigte Schlussfolgerung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.10.2005

Sabine Franke entdeckt in "Die Schönheitslinie" alle nötigen Zutaten für einen "ordentlichen Gesellschaftsroman". Der homosexuelle Nick verliebt sich in seinen reichen Mitstudenten, erhält Zugang zu dessen Politikerfamilie und erfährt allerlei "Intimitäten" aus dem Leben der Reichen und Schönen, teilt die Rezensentin mit, die das Etikett der englischen Kritik, es handele sich bei diesem Buch um ein "Sittenstück des 20. Jahrhunderts", gar nicht verkehrt findet. Der Autor schildert darin das "rasante Leben" der achtziger Jahre während der Thatcher-Ära und betrachtet die britische Gesellschaft "ganz unverdruckst" aus "schwuler Sicht", so die Rezensentin eingenommen. Dabei habe Hollinghurst auch ein Buch über den "richtigen Ton" geschrieben, der in England entscheidend die feinen Unterschiede der Gesellschaftsschichten markiert, meint Franke. Den Höhepunkt seiner "gesellschaftlichen Integration" erreicht der junge Student, wenn er Margaret Thatcher auf einer Party seiner Gönner zum Tanz auffordert, doch am Ende wird er aus der feinen Gesellschaft wieder verstoßen und zum "Sündenbock" für den Karriereknick des Hausherrn gemacht, verrät die Rezensentin, die diesen Roman einfach "wundervoll" findet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.09.2005

"Romane von solcher Vollkommenheit sind so selten wie alles Schöne", schwärmt Jens Bisky. Und dabei ist Hollinghursts Buch selbst eine distanzierte Betrachtung des Ästhetizismus und seiner arroganten Weltfremdheit. Achtziger Jahre, England, Thatcher-Ära, eine starre ständische Gesellschaft, der Traum eines schwulen Kleinbürgers von, genau, Schönheit, eine entrückte Welt von "Festen, Konversation, Sex und Koks" - und der Einbruch der Wirklichkeit. Doch nichts, betont Bisky, weder die Figuren noch die Kontraste, ist drastisch oder didaktisch oder sonst wie überdeutlich inszeniert - alles wird "in einer lichten, geschliffenen Prosa beschrieben, das Dunkel des Innenlebens, der Schmutz der Psyche aber wird gemieden". Hollinghurst, fährt er fort, hat die Atmosphäre der Zeit nicht sektiert, sondern "gleichsam in Bernstein gefasst". Und zwar "unterhaltsam, intelligent, witzig und doppeldeutig".
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