A. L. Kennedy

Was wird

Erzählungen
Cover: Was wird
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2009
ISBN 9783803132239
Gebunden, 224 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Ingo Herzke. Momentaufnahmen aus dem Leben von Menschen mit gebrochenem Herzen: Singles auf der Suche nach dem Lebenspartner, Paare auf der Suche nach einem Weg aus der Krise, alle auf der Suche nach dem Sinn. Erzählungen über das Leben in Gesellschaft.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.01.2010

Rezensent Ulrich Baron beweist echte Steherqualitäten. Geradezu schicksalsergeben nimmt er hin, mit welcher "Raffiniertheit und Hartnäckigkeit" das Unglück die Menschen in A.L. Kennedys Erzählungen befällt: verlassene Ehefrauen, verzweifelte Kinder, schuldige Väter - entweder hat der Crash schon stattgefunden oder er steht kurz bevor. Dabei erzählt Kennedy immer ausgesprochen subjektiv, selbst in Dialogen, aber immer mit großer Ironie und einem grimmigen Humor, der den Rezensenten an Beckett erinnerte: Etwa wenn sich kriegsversehrte Krüppel im Schwimmbad von einer besonders unreträglichen Lehrerin sagen lassen müssen, sie seien eben so, wie Gott sie schuf. Für Baron sind diese Etüden des unerbittlichen Schicksal schlichtweg brillant.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.12.2009

Rezensent Anton Thuswalder beschäftigt sich in seiner Besprechung des neuen Erzählbands von A.L. Kennedy weniger mit ihrer aktuellen Veröffentlichung. Eher ergründet er ganz allgemein, was den Kennedy'schen Erzählkosmos ausmacht. Zum Beispiel ist nach seiner Beobachtung in ihren Erzählungen "jeder ein psychisches Wrack", die typische Atmosphäre leitet sich ab aus der "durchschnittlichen westlichen Katastrophenstimmung". Trotz dieser Konstanten lässt sich die Autorin nach Thuswalders Meinung im Einzelfall eine Menge einfallen: "Jedes Liebesdrama bekommt eine eigene Aura des Scheiterns", über Allgemeinplätze und "Jokersätze" muss man sich bei Kennedy als Leser nie ärgern. Auch auf Kennedys Erzählstil geht der Rezensent nicht näher ein, das ist bei dieser speziellen Autorin seiner Einschätzung nach nicht nötig: "Um großartige Prosa handelt es sich in diesem Fall sowieso."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.10.2009

Das möchte man schon lesen. Nicht gerade überschwänglich, aber desto eindringlicher bleibt Wolfgang Schneiders Lektüreempfehlung im Gedächtnis. Dabei geht es der schottischen Autorin A. L. Kennedy offenbar um das eigentlich doch aufsehenerregende Risiko, für Rezensent Schneider heißt das: um die unwahrscheinliche Geschichte, Passionen, Ausnahmesituationen, Seelendramatik. Und dass Kennedy in der Darstellung von so etwas eine Meisterin ist, da ist sich Schneider sicher. Situativ erzähle die Autorin, und möglichst hautnah an den Figuren und ihren Bewusstseinsströmen. Die Form der Short Story scheint Schneider dafür wie gemacht. Und wenn Kennedy auch immer wieder von verpassten Möglichkeiten erzählt, von Traumata und nicht totzukriegenden Erinnerungen, ihre Komik und ihre Formulierungskunst lassen das den Rezensenten ganz gut aushalten. Zumal die Erzählungen von Ingo Herzke "geschliffen übersetzt" wurden.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.09.2009

Restlos begeistert ist Rezensentin Angela Schader von A. L. Kennedys neuem Erzählungsband und während sie viele Attribute früherer Bände wie die verhaltene "Panik" oder den dringlichen Tonfall in diesen Geschichten wieder findet, so stellt sich der Band dennoch nicht einfach als "mehr vom Gleichen" heraus, wie sie versichert. Quasi panoramatisch nehmen die Geschichten die bewährten Themen Kennedys auf, nämlich scheiternde Liebesbeziehungen, körperliche Malaisen oder "Fluchtversuche" aus dem beschwerlichen Leben via Sexualität, erklärt die Rezensentin. Dabei ist ihr nicht nur positiv ins Auge gefallen, dass die schottische Autorin aktuelle Themen wie den Irak-Krieg oder die Wirtschaftskrise aufgreift, zugleich hebe sie ihre Erzählungen ins Überzeitliche, so dass sie nicht Gefahr laufen, allzu rasch Patina anzusetzen, lobt Schader. Als erzählerisches Kleinod preist sie beispielsweise die Erzählung "Konditorgold", in der ein durch die Wirtschaftskrise ruiniertes Paar eine letzte Mahlzeit in einem exquisiten japanischen Restaurant einnimmt. Aber auch die anderen Texte überzeugen sie durch und durch in ihrer psychologischen Subtilität und dem schonungslosen Blick auf ihre Protagonisten. Und dass sich Kennedy neben ihren vielschichtigen Figurenzeichnungen in diesem Band auch als meisterliche Naturdarstellerin entpuppt, das scheint für die ohnehin hingerissene Rezensentin eine richtige Entdeckung zu sein.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.09.2009

Eva Behrendt ist nicht enttäuscht von der Autorin und ihren neuen Short Stories. Gewohnt schroff fühlen sich die Texte an, gewohnt orientierungslos versucht die Leserin, in A. L. Kennedys Prosa den Figuren und ihrem Tun zu folgen. Für Behrendt geht das in Ordnung so. Der zynisch gefärbte Einblick in die Gefühlswelten normaler Zeitgenossen, in emotionale und finanzielle Krisen, suggeriert diese Besprechung uns, ist eben billiger nicht zu haben. So unspektakulär die Geschichten sind, so quälend nah kommt die Autorin ihren Figuren. Derart, dass Behrendt sich mitunter als heimlicher Dritter beim Liebesspiel zweier Protagonisten wähnt. Die Funktionsweise der Texte erscheint der Rezensentin bei aller formalen Kühnheit eher altmodisch. Kennedy setzt auf das Mitleid mit ihrem Personal und zeigt sich der Rezensentin darin einmal mehr als "menschenfreundliche Pessimistin".
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