A. L. Kennedy

Der letzte Schrei

Erzählungen
Cover: Der letzte Schrei
Carl Hanser Verlag, München 2015
ISBN 9783446247208
Gebunden, 208 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Ingo Herzke. A. L. Kennedy hat einen Blick für das Skurrile und Absurde der Liebe: Die Frau, die endlich ihren Freund verlassen hat und dann wie betäubt durch eine fremde Stadt irrt, bis sie hilflos in einem Sex-Shop landet. Die beiden, die sich völlig entfremdet haben, und nach dem Essen plötzlich einen Kuss geben, der umso leidenschaftlicher ist, da sie sich im Grunde gar nicht kennen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.08.2015

Mit gemischten Gefühlen bespricht Rezensent Paul Ingendaay die nun unter dem Titel "Der letzte Schrei" erschienene Erzählsammlung der schottischen Schriftstellerin A. L. Kennedy. Vierundzwanzig Geschichten über die Verwirrungen der Liebe liest der Kritiker hier; schmerzvolle Nahaufnahmen einsamer Menschen, die mal mehr, mal weniger gelungen sind: Abgesehen von drei, vier allzu oberflächlichen, befremdlich wirkenden Stücken lohnt die zweite Lektüre, verspricht der Rezensent, der sich gern und vor allem gespannt auf Kennedys rätselhaften, originellen, zwischen den Perspektiven springenden Erzählton einlässt. Nicht zuletzt betont Ingendaay den zwischen Hysterie und "Glucksen" mäandernden Humor der Autorin und so kann er diese von Ingo Herzke glänzend übersetzten Erzählungen über die Eigenarten von Lust und Liebe nur unbedingt empfehlen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.06.2015

Mit romantischen Vorstellungen von der Liebe wird man aus A.L. Kennedys Erzählungen zwar nicht entlassen, erklärt Rezensentin Carola Ebeling, doch lässt die Autorin ihre Beobachtungen und Auslotungen auch nicht in Zynismus umkippen. Was auch daran liege, dass sie neben Momenten des Haderns auch solche intensiver Beglückung zulasse und überdies "Komik und Zartheit" gut neben- und miteinander bestehen lassen könne, ohne dass das eine am anderen Schaden nehme, führt die Kritikerin aus. Zu den Erkennungsmerkmalen der Autorin zählt Ebeling weiterhin, dass diese ihren Figuren Widersprüchlichkeit und Komplexität zugesteht und Stil und Konstruktion entsprechend ausrichtet. So gelingt Kennedy vor allem in den zahlreichen, um männliche Protagonisten kreisenden Erzählungen eine behutsame Annäherung an gender- und sexualpolitische Fragen, die auch die Zurichtung von Männern sensibel in den Blick nimmt, schließt die Rezensentin ihre sehr positive Besprechung.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.05.2015

Angela Schader nutzt die ihr mit den Erzählungen von A. L. Kennedy gebotene Chance, eigene Wahrnehmungen und Maßstäbe auf die Probe zu stellen. Das geht laut Schader, da die Autorin ihre sich um Sexualität und Gewalt drehenden lakonisch gefassten Texte mit Figuren anreichert, die sie nicht ausstellt, sondern sehr vielschichtig darstellt. Die Texte öffnen sich der Rezensentin vor allem dann, wenn Kennedy das Psychologisieren unterlässt und auf Emphasen verzichtet. Dann wird es für Schader hautnah und die Gefahr, dass die thematische Fixierung ihr langweilig wird, verkrümelt sich.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.03.2015

Auch wenn sich A.L. Kennedy virtuos darauf versteht, in ihren Erzählungen alle Romantik am Alltag abperlen zu lassen, fordert Rezensent Ulrich Rüdenauer nachdrücklich zur Lektüre ihres sechzehnten, von Ingo Herzke gelungen übersetzten Buches "Der letzte Schrei" auf. Denn in den dreizehn hier versammelten Erzählungen erlebt der Kritiker die schottische Autorin einmal mehr in Bestform: Mit der inzwischen vertraut gewordenen Mischung aus Komik, Sarkasmus und gnadenlos entlarvendem Blick lasse Kennedy hier abermals die Sehnsucht nach Liebe auf "nüchternen Realismus" treffen, berichtet der Kritiker. Begeistert wandert der Kritiker durch die verschiedenen Erzähl- und Bewusstheitsebenen, erlebt Verzweiflung und Zynismus und manchmal sogar ein wenig Nähe.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.03.2015

Etwas enttäuscht wirkt Eva Behrendt von der neuesten Kurzgeschichten-Sammlung A. L. Kennedys. Während der "auf Informationsentzug gesetzte Leser" der Autorin durch die "Bewusstseinsströme von Mittelschichtsmenschen" folgt, beweist diese zwar erneut, dass sie bezüglich Erzähltechnik und Spannungsaufbau mit allen Wassern gewaschen ist, doch die Auflösung wirkt Behrendt oft zu banal. Besonders im Vergleich zu früheren Werken Kennedys bedauert sie die Abflachung der Charaktere und Handlungsverläufe. Dennoch sind einige der Geschichten die Mühe allemal wert, so die Rezensentin, wird ihr Erzählen doch erst durch das eigenwillige Spiel der Autorin mit stilistischen Mitteln und Perspektiven möglich.