Bernd J. Warneken

Schubart

Der unbürgerliche Bürger
Cover: Schubart
Die Andere Bibliothek/Eichborn, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783821845982
Gebunden, 419 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Mit Abbildungen. Christian Friedrich Daniel Schubart, geboren 1739, gestorben 1791: ein virtuoser Orgelspieler, ein genialer Stegreifdichter, vor allem aber ein großer Journalist. Sein "Volkston" ist keine Volkstümlichkeit von oben herab, sondern eine Verweigerung von arroganter Distanz. Schubart will die Provinz, das flache Land, die bildungsärmeren Schichten für den sich anbahnenden politischen, künstlerischen und wissenschaftlichen Aufbruch öffnen. Seine "Deutsche Chronik" wird von Schiller und Hölderlin ebenso gelesen wie von Wirten, Friseuren, Bauern, Handwerksburschen und Bediensteten. Für die Pressefreiheiten, die er sich herausnahm, büßte er mit einer zehnjährigen Haft ohne Anklage und Urteil. Danach blieben ihm nur noch vier Jahre. Das hat die Biografie des Mannes vom Hohenasperg vor sein Werk geschoben.
Das Buch von Bernd Jürgen Warneken führt beides wieder zusammen: Sie zeigt einen eigensinnigen Aufklärer, der die bürgerliche Emanzipation mit "Wucht und Wärme" (Hermann Hesse) vorantreibt, das bürgerliche Habitusideal jedoch bewusst verfehlt. Resigniert schrieb in seinem Todesjahr die Zensurbehörde, der Schubarts "freie Schreibart" von Anfang an missfallen hat: "Allein - sein Ton gefiel dem Publico."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.10.2009

Nein, von Christian Friedrich Daniel Schubart hält Rezensent Willi Winkler nicht viel. Durch seine Haft ein Symbol herrscherlicher Willkür, gut, sonst ein "dauererregter Halbdichter" und Musiker ohne politischen Standpunkt, dafür mit schauerlicher Schreibe, später staatlich alimentiert und "lammfromm". Dass Bernd Jürgen Warneken diesem Mann eine Biografie widmet, kann Winkler nicht verstehen. Das Buch findet er fleißig und flüssig geschrieben und tadellos in der Haltung. Aber wozu die Mühe? Doch nicht etwa, um Schubart dem Vergessen zu entreißen?
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 02.07.2009

Herzlich empfiehlt Rezensent Benedikt Erenz seinen Lesern diese "schnörkellose" Darstellung des Schicksals des Dichters und Journalisten Christian Schubart. Auch wenn der Tübinger Kulturwissenschaftler Bernd J. Warneken aus dieser Lebensgeschichte keine "Zeit und Welt umfassende" große Biografie gemacht habe. Den Stoff dafür hätte dieses Leben geboten: Der Aufklärer Schubart bezahlte sein journalistisches Konzept, "den Fürsten heiße Wahrheit ins Anlitz zu sprechen", mit zehn Jahren Haft ohne Anklage in Württembergs Bastille, wobei der Landesfürst auch noch einen Teil des Gewinns aus Schubarts Publikationen einstrich, lesen wir. Diese Geschichte habe in den Jahren vor der Französischen Revolution ganz Europa bewegt. Auch wenn das Buch nicht der ganz große Wurf ist, so hat es für den Rezensenten doch seine Meriten: man lerne einen Volksintellektuellen kennen, einen Dichter, dessen "Forelle" Schubert vertont habe, und großen Zeitungsmacher seiner Zeit. Schubarts Leben, Lieben und Leiden zeichne Warneken mit großem Einfühlungsvermögen und Witz nach und entfaltet darüber hinaus pointiert sein politisches Denken.