Pascal Mercier

Lea

Novelle
Cover: Lea
Carl Hanser Verlag, München 2007
ISBN 9783446209152
Gebunden, 253 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Die achtjährige Lea hat sich nach dem Tod der Mutter in eine eigene Welt zurückgezogen, zu der auch der Vater keinen Zutritt hat. Erst der Klang einer Geige holt sie ins Leben zurück. Sie erweist sich als außerordentliche musikalische Begabung und mit achtzehn liegen ihr Publikum und Musikwelt zu Füßen. Doch Martijn van Vliet, ihren anfangs überglücklichen Vater, treibt es immer tiefer in die Einsamkeit. Bei dem verzweifelten Versuch, die Liebe und Nähe seiner Tochter zurückzugewinnen, verstrickt er sich in ein Verbrechen...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.07.2007

Die Rezensentin Beatrix Langner ist beeindruckt, wie Pascal Mercier seine Geschichte erzählt. Davon dass das Buch "falsch angezogen vor sein Publikum tritt" - mit einem in die Irre führenden Cover und Titel - sollte man sich ihrer Meinung nach auf keinen Fall beeinflussen lassen. Es ist nach Meinung der Rezensentin ein komplexes Buch über tiefe Gefühle und irrationale Momente, die aber nie auf sentimentale Art ausgeschlachtet werden. Sein Material weiß der Autor nach Langners Meinung auf jeden Fall "effektsicher" einzusetzen, wenn er immer wieder "Schrauben und Gewinde in seine Schicksalsmaschine" einbaue. Die Erzählkonstruktion ist die einer "psychotherapeutischen Gesprächssituation", die mit einer Perspektive angereichert ist, die man sonst nicht präsentiert bekommt: mit "Innenbildern des Therapeuten".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.07.2007

Ein Sujet, das sich durchaus für eine schöne Novelle anbietet, nur leider hat Pascal Mercier es in seinem Buch "Lea" völlig verdorben, beschwert sich Joseph Hanimann. Erzählt wird eine Vater-Tochter-Geschichte. Nach dem Tod der Mutter versinkt die kleine Tochter Lea in Trauer, bis sie die Geige entdeckt und sich darauf, vom Vater bestärkt, zum Wunderkind entwickelt, am Ende jedoch den Verstand verliert. Hanimann findet, dass die Form der Novelle das dramatische Geschehen, das auch noch kriminelle Geldbeschaffungsmaßnahmen des Vaters beinhaltet, durchaus fassen könnte, wenn Mercier nicht so redselig, kleinteilig und mit viel Redundanz ans Werk gegangen wäre. 130 Seiten würde der Rezensent ohne Weiteres streichen, um die Handlung zu straffen und dann käme, wie er meint, auch wieder der großartige Erzähler zum Vorschein, der mit "Nachtzug nach Lissabon" seine Leser begeistert hat. So aber stellt das Buch eine einzige Enttäuschung dar, meint Hanimann unzufrieden.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.06.2007

Anders als die große Masse der Käufer zeigt sich Rezensent Michael Rutschky nicht so begeistert von diesem Erfolgsbuch über eine Geigenvirtuosin, die in Personalunion auch eine Halbwaise ist. Erstens scheint der Roman nicht konsequent durchkomponiert zu sein (was irgendwie auch auf Rutschkys Rezension zutrifft). Zweitens scheint der Autor in diesem "tragischen Künstlerroman" mitunter etwas zu dick aufzutragen. Drittens dann macht er den für einen Altachtundsechziger wie Rutschky wahrscheinlich wirklich entscheidenden Fehler, dass nämlich er nicht so genau weiß, was Batik ist. Insgesamt geht dem Rezensenten das "hysterische Edelmenschentum", das der Roman zelebriert, gehörig auf die Nerven.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 31.05.2007

Ist es wirklich so ungewöhnlich, dass ein Philosophieprofessor Schmonzes schreibt? Rezensent Jens Jessen jedenfalls kann einfach nicht glauben, dass Pascal Mercier eine kitschige Schmonzette romantischen Zuschnitts rund um das Thema "Genie und Wahnsinn" geschrieben hat. Der tapfere Rezensent unternimmt daher einiges, um den Autor vor diesem nahe liegenden Vorwurf zu retten. Es geht um einen geschiedenen Vater und seine Tochter, ein Wunderkind auf der Geige, die an ihrer Ausnahmebegabung zugrunde geht, was auch den Vater letztlich umbringt, fasst der Rezensent zusammen. Sollte es sich bei dem Buch vielleicht doch um den raffinierten Versuch handeln, die Leser den Tod der Tochter als Folge der "Projektionen des Vaters" sehen zu lassen, fragt sich Jessen, den es dann aber doch verunsichert, dass der Vater durchweg als zur Identifikation einladender Sympathieträger gezeichnet ist. Oder unternimmt es Mercier, die Leser durch den Vater zum "Kitschblick" auf die Tochter zu verführen, um zu zeigen, was solches anrichtet? So richtig scheint Jessen aber auch an diese These nicht glauben zu können.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.05.2007

Martin Halter ist von Pascal Merciers Künstlerdrama "Lea" nicht gerade begeistert. Seiner Meinung nach bietet es vor allem eine ganze Reihe romantischer Allgemeinplätze auf: Der Biokybernetiker Martijn van Vliet will mit einer kostbaren Geige seine Tochter Lea, einst spielendes Wunderkind, zur Musik zurückbringen, aber auch selbst wieder Zugang zu ihr bekommen. Damit zerstört er allerdings sowohl sein eigenes als auch ihr Leben, fasst der Rezensent zusammen. Ihm wird in diesem Roman entschieden zu viel von geheimnisvollen und heiligen Dingen geraunt, und er findet die Handlung, wiewohl dramaturgisch ganz gelungen, insgesamt doch allzu vorhersehbar und klischeebehaftet. Und dass einem die Titelfigur, trotz schmachtender Beschwörungen ihres rätselhaften Charakters, trotzdem nicht näher kommt, stört den ohnehin nicht geneigten Rezensenten zusätzlich.
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