Catherine Merridale

Iwans Krieg

Die Rote Armee 1939 bis 1945
Cover: Iwans Krieg
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783100484505
Gebunden, 479 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Hans Günter Holl. Millionen von ihnen starben durch deutsche Bombenangriffe oder Panzer, sie erfroren hinter dem Stacheldraht der Kriegsgefangenenlager oder wurden in Selbstmordkommandos in den sicheren Tod getrieben. Bisher war wenig bekannt über das Leben des gewöhnlichen russischen Soldaten, über die brutale Wirklichkeit seines alltäglichen Lebens, seine Träume und sein Sterben. Catherine Merridale ist es gelungen, mittels Briefen, Tagebüchern, Polizeiakten und zahlreichen Interviews aus der anonymen Masse der Rotarmisten das unvorstellbar harte Leben der einzelnen Soldaten sichtbar zu machen. So wird nachvollziehbar, wie diese eigene Mischung aus Mut, Patriotismus, Furcht und Rachsucht zustande kam, mit der diese im Stich gelassenen Männer Hitler besiegten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.09.2007

Recht instruktiv findet Josef Riedmiller diese Studie über sowjetische Soldaten im Zweiten Weltkrieg von Catherine Merridale. Das Thema hält er zwar nicht für völlig neu, aber doch für bisher eher unterbelichtet. Zudem scheinen ihm die Darstellungen zumeist durch sowjetische Heldenmythen oder die Berichte von Überläufern gefärbt. Auch bei dieser Arbeit hat er ein wenig den Eindruck, die Autorin habe sich nicht ganz der Faszination einer zu vier Fünftel aus Bauernsoldaten bestehenden Armee entziehen können, die sich, schon fast am Ende, wieder erhob und nach Berlin marschierte. Er unterstreicht indes, dass es der britischen Historikerin gelungen ist, in russischen Archiven zu forschen, die Ausländern bislang verschlossen waren. Anhand von Tagebüchern und Briefen von Soldaten, Offizieren und Politkommissaren, von Zivilisten aller Schichten, von Jungen und Alten zeichne Merridale den Alltag der Soldaten in einem Krieg von ungeheurer Grausamkeit und unvorstellbaren Elend.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.05.2007

Catherine Merridales Darstellung des Zweiten Weltkriegs aus der Perspektive des Soldaten der Roten Armee hat Helmut Altrichter tief beeindruckt. Die britische Historikerin hat für ihr Buch nicht die offiziellen Schriften der Regierenden oder die Memoiren ranghoher Offiziere, sondern interne Armeeberichte, Tagebücher einfacher Soldaten, Briefe und Interviews mit Veteranen ausgewertet, wodurch sich ein anderes Bild vom Krieg ergibt als die teilweise verfälschenden Stellungnahmen zum "Großen Vaterländischen Krieg", stellt der Rezensent anerkennend fest. Gut gefallen hat ihm, dass die Autorin einzelne Personen immer wieder im Verlauf des Buches in verschiedenen Phasen des Krieges auftauchen lässt und somit eine Individualisierung der Geschichte und so etwas wie einen roten Faden durch das historische Geschehen knüpft. Für die Soldaten bedeutete der Krieg, ob in den Niederlagen oder in den Siegen, vor allem Angst, Chaos und Leid, und das sei, auch wenn es keine brandneue Erkenntnis ist, eine "überzeugende" Aussage, so Altrichter angetan.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.01.2007

Als "großes, bewegendes Buch" feiert Rezensent Volker Ullrich diese Militärgeschichte, die aus seiner Sicht in Zukunft in der Literatur über den Zweiten Weltkrieg einen "herausragenden Platz" einnehmen wird. Denn niemand habe vor der britischen Historikerin je die Sicht der sowjetischen Soldaten in den Mittelpunkt einer Studie gerückt. Auch demonstrierte Catherine Merridales Darstellung dem Rezensenten auf eindrucksvolle Art, was eine Militärgeschichte zu leisten vermag, wenn sie sich konsequent auf die "Perspektive von unten" einlässt. Auf der Basis von Feldpostbriefen, Tagebüchern, Flüchen, Liedern und Witzen, Berichten der Militär- und Geheimpolizei, Archivmaterial und Zeitzeugengesprächen habe die Historikerin ein Buch geschrieben, welches wie niemand zuvor nah, einfühlsam und doch niemals beschönigend das Leiden und Sterben der sowjetischen Soldaten schildere. Eindringlich werde vom Alltag der Soldaten ebenso erzählt, wie von den Gräueln der Wehrmacht an der Ostfront, dem Hunger und der Härte der sowjetischen Generalität den eigenen Soldaten gegenüber. Auch das traurige Schicksal vieler Veteranen finde in diesem Buch seinen Platz.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 01.11.2006

Als "höchst beachtlich" würdigt Rudolf Walther Catherine Merridales Studie über die Rote Arme im Zweiten Weltkrieg. Merridale habe umfangreiche Archivbestände ausgewertet und zahlreiche Gespräche mit Veteranen geführt, um den Krieg aus der Perspektive gewöhnlicher sowjetischer Soldaten zu schildern, berichtet der Rezensent. Die Soldaten der Roten Armee wurden von Hunger, unzureichender Ausrüstung ebenso strapaziert wie von der Skrupellosigkeit, mit der ihre Vorgesetzten sie verheizten, referiert er. Diese Aspekte stelle die Autorin ebenso gut dar wie die hohen Verluste, die Zusammensetzung der Armee, die Rolle von Polit-Offizieren und Propaganda sowie das Leben der Veteranen nach Kriegsende. All dies lässt den Rezensenten rundum beeindruckt von Merridales Studie zurück.