Joachim Zelter

Schule der Arbeitslosen

Cover: Schule der Arbeitslosen
Klöpfer und Meyer Verlag, Tübingen 2006
ISBN 9783937667713
Gebunden, 200 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Deutschland, irgendwo, in naher Zukunft: Beklommen steigt eine Gruppe Reisender in einen bereitgestellten Bus und fährt einer neuartigen, überaus angepriesenen Fortbildung für Arbeitslose entgegen, fährt ins Trainingslager "Sphericon". Der Bus trägt das Logo der Bundesagentur und den Slogan "Deutschland bewegt sich". Geduckt sitzen die Trainees am Computer und feilen an ihren Lebensläufen. Sie nächtigen in provisorisch hergerichteten Schlafsälen. Ihr Essen erhalten sie aus Automaten, in Menge und Qualität gestaffelt nach den Leistungen der Vorwoche. Und dann gibt es noch einen Fitnessraum und auch einen "Samstagabend" und für die ganz Kontaktfreudigen noch die Weekend Suite sowie die Stelle eines "Sphericon"-Trainers, um die sich die Teilnehmer bewerben sollen. Mit allen Mitteln.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.03.2007

Ein Königreich für einen guten Vorleser, ruft Rezensent Klaus Ungerer verzweifelt. Joachim Zelter habe seinen Roman in so perfekter Mimikry an unbeseelte Endzeiten geschrieben, dass für den Leser kein bisschen "Wärmespur" mehr übrig bleibe: keine Identifikation mit Figuren, keine individuelle Sprache des Textes. "Sorgsam" und "absichtlich" sterilisiert ist der Roman aus Sicht des Rezensenten und liefere stattdessen eine Collage von Jargonzitaten, sei es LTI, also Nazitalk, Managerplattitüden oder Talkshow-"Zynismen". Der Witz des Ganzen, sinniert der Rezensent, liege vielleicht in seiner gnadenlosen Ernsthaftigkeit. Inhaltlich sei aber das Herbeizitieren von Nazipropaganda ein wenig "wohlfeil" und auch sonst bliebe die Analysekraft des Buches an den Oberflächenphänomenen wie Bundesagentur für Arbeit, Fernsehdebatten, "Schwachsinnsschulungen" hängen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.07.2006

Der Rezensent Jens-Christian Rabe ist beeindruckt, wie schlüssig der Autor Joachim Zelter seine in den Abgründen der Arbeitslosigkeit spielende Zukunftsvision durchdacht hat. Die Frage, welche Szenarien für die Arbeitslosen, die der "späte Informationskapitalismus" produziert, denkbar sind, wurde jedenfalls nach Meinung des Rezensenten in der Literatur noch nie konsequenter beantwortet. Manchmal übertreibt es der Autor nach Rabes Meinung mit seinen "dunklen Anspielungen". Doch dann gibt er ihm auch schon wieder recht, weil er mit diesen Zuspitzungen wenigstens die hässliche "Rhetorik der Motivationstrainer" mit der "gebührenden Härte demaskiert".
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