Oottupulackal V. Vijayan

Die Legenden von Khasak

Roman
Cover: Die Legenden von Khasak
Insel Verlag, Frankfurt am Main 2004
ISBN 9783458172192
Gebunden, 234 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Aus dem indischen Englisch von Ursula Gräfe. "Die Wahrheit ist wie das Licht, durch ein Prisma gebrochen." Zum Prisma der Wahrheit wird für Ravi, der sein Studium der Astrophysik abgebrochen hat, das entlegene südindische Dorf Khasak, in das es ihn als Lehrer verschlägt. Unfreiwillig wird er, als Vertreter der fortschrittlichen Kräfte, in den Streit zwischen den muslimischen und den hinduistischen Lehrern des Dorfes hineingezogen. Aber mehr noch gerät Ravi in den Bann der überall lebendigen Legenden und Mythen; eine magische Reise beginnt. Zu fürchten ist noch immer die Pockengöttin, und verehrt wird noch immer der Schutz- und Ahnherr des Dorfes, der vor Urzeiten mit einer tausendköpfigen Reiterschar hierhergekommen war.
Doch neben den übersinnlichen Bewohnern sind es die Menschen, die zu den "Legenden von Khasak" werden: die schöne Maimu-na, die im verwunschenen Bassin bei den alten Moscheen badet, der Palmweinzapfer, der Brunnentaucher, die verstoßene Witwe. Als Ravi sich völlig in den Mythen und Geschichten des Dorfes und dem märchenhaften Grenzbereich zwischen Diesseits und Jenseits zu verlieren droht, taucht, wie eine Botin aus einer ihm inzwischen fremden Welt, seine frühere Freundin Padma auf, die als Wissenschaftlerin in Princeton lebt. Sie nimmt ihm das Versprechen ab, Khasak zu verlassen und in die Gegenwart zurückzukehren.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.08.2005

Für das Werk O. V. Vijayans hat Claudia Wenner nur Lob übrig und verneigt sich ausgiebig vor dessen historischer Bedeutsamkeit. 1968 erschienen, veränderte das Buch die Malayalam-Literatur von Grund auf, berichtet sie. Die Geschichte eines Studenten der Astrophysik, der in das Dorf Khasak geht, um dort eine Schule aufzubauen und schließlich sein innerstes, ewiges Selbst entdeckt, wurde für die 68er Generation Indiens zum "Kultbuch", erklärt Wenner. Verwirrte Langhaarige sollen damals an den Bahnhofsschaltern sogar Fahrkarten in das fiktive Khasak verlangt haben. Die deutsche Ausgabe allerdings basiert auf der englischen Übertragung und ist also das Resultat einer doppelten Übersetzung. Beide Male habe der Text etwas verloren, beim ersten Mal das "Düstere" und die "existenzielle Angst" des indischen Originals, beim zweiten Mal ein paar "kulturspezifische Nuancen", die in der englischen Übertragung wohl noch mitschwangen. Wenner stört das alles nicht sehr, da sich die Übersetzung von Ursula Gräfe "wunderbarer" als die englische Grundlage lese, und die Rezensentin fühlt sich bei den geglätteten Sätzen und dem "gehobenen" Ton an Novalis und seinen Heinrich von Ofterdingen erinnert.
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