Detlef Bald

Die Bundeswehr

Eine kritische Geschichte 1955-2005
Cover: Die Bundeswehr
C.H. Beck Verlag, München 2005
ISBN 9783406527920
Paperback, 232 Seiten, 12,90 EUR

Klappentext

Dem Thema Militär ist in der modernen Geschichtsschreibung fast immer ein hoher Rang beigemessen worden. Für die Zeit nach 1945 liegen die Verhältnisse allerdings anders; es gibt kaum Darstellungen wie über die Wehrmacht oder die Reichswehr. Das Militär der Bundesrepublik scheint anerkannt und "normal" zu sein. Dabei hat es sich keineswegs ohne massive innere Spannungen oder ohne Probleme für Politik und Gesellschaft entwickelt. In dieser Darstellung, die erstmals die Geschichte der Bundeswehr von ihren Anfängen bis in die Gegenwart erzählt, kann Detlef Bald zeigen, dass das halbe Jahrhundert Militärgeschichte Deutschlands keinesfalls in allen seinen Phasen unseren Vorstellungen von einer demokratischen Armee entspricht. Ein kritischer Einblick in die Geschichte der Bundeswehr.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.11.2005

Unzufrieden ist Rezensent Winfried Heinemann mit Detlef Balds "kritischer Geschichte" der Bundeswehr. Er beklagt, dass sich eine so betitelte Geschichte der Bundeswehr des allgemeinen Beifalls sicher sein kann - gleichgültig, ob die Details stimmen oder nicht. "Das richtige Bewusstsein", so sein Eindruck, "siegt schnell über die wissenschaftliche Sorgfalt". Mit der ist es seines Erachtens in Balds Bundeswehrbuch nämlich nicht allzu weit her, findet er sich darin doch immer wieder mit "irrigen Tatsachen" konfrontiert. Das Buch erzähle die Geschichte der Bundeswehr als die ewige Auseinandersetzung zwischen Reformern (Wolf Graf Baudissin, Helmut Schmidt, Thomas Ellwein: gut!) und Traditionalisten (Adolf Heusinger, Franz Josef Strauß, Manfred Wörner: nicht gut!). Immerhin bescheinigt er dem Autor, diese Auseinandersetzung der Inneren Führung "spannend" zu schildern - in "geschliffener Argumentation" und mit "viel Hintergrundkenntnis". Wer allerdings etwas über den Hauptauftrag der Bundeswehr, also die Sicherung von Frieden in Freiheit, über ihre Leistungen, Strukturen, Ausrüstung oder Ausbildung erfahren möchte, "der sucht in diesem Bändchen vergebens".
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.11.2005

Joachim Käppner hat sich zwei Bücher über die Bundeswehr angesehen, die zum 50-jährigen Bestehen erschienen sind. Detlef Balds Werk gibt sich betont als "kritische Geschichte" und ist somit ein wirksames "Gegengift" für jedwede "Selbstgefälligkeit", meint der Rezensent, der die Darstellung allerdings gar zu giftig findet. Denn "Pannen und Affären" stehen beim Autor, seines Zeichens Historiker und Friedensforscher, im Vordergrund und bestimmen sein Bild von der Bundeswehr, stellt Käppner fest, dem das nicht gerecht erscheint. Käppner kritisiert, dass Bald die Geschichte der Armee "skandalisiert" und sich dabei zu der "abenteuerlichen Behauptung" versteigt, die Einsätze der Bundeswehr im Ausland beförderten ein "militärisches Milieu nach rechten Mustern". Die Belege, die der Autor dafür anführt, sind dem Rezensenten viel zu "dünn". Alles in allem also eine nach dem Geschmack des Rezensenten zu einseitig negative Geschichte der Bundeswehr.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 29.10.2005

Als "umfassende und kritische Bestandsaufnahme" von 50 Jahren Bundeswehr würdigt Rezensent Jürgen Rose diesen Band des renommierten Historikers und Friedensforschers Detlef Bald. Überzeugend findet er Balds Einteilung der Bundeswehrgeschichte in vier Etappen - eine konstitutive Phase des neuen deutschen Militärs von 1949 bis 1969, eine Phase der "Reform und Stabilisierung" in den Jahren 1969 bis 1982, eine Phase der "konservativen Konsolidierung" zwischen 1982 und 2000 und eine Phase der Suche nach einem neuen Auftrag für Deutschlands Militär mit der Abkehr von der bewährten Kultur der Zurückhaltung. Rose hebt hervor, dass Bald mit seiner kritischen Historie der Bundeswehr keine simple Chronologie abliefere, sondern sie sehr gekonnt mit drei "roten Fäden" - Geschichtsbezug, Internationalisierung und Demokratie -  durchwirke. "Dadurch wird das Buch zu keiner einfachen, aber einer interessanten und abwechslungsreichen Lektüre." Angesichts der Enttabuisierung des Militärischen in der Außen- und der Sicherheitspolitik wünscht Rose diesem Werk eine breite Leserschaft.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.07.2005

Als "lesenswerte Studie" würdigt Rezensent Rolf Helfert diese Untersuchung der politischen Struktur und Mentalität der Bundeswehr in ihrer 50-jährigen Geschichte, die Detlef Bald vorgelegt hat. Helfert rekapituliert die Geschichte der Bundeswehr, die bis heute einen langen Weg der Selbstfindung zurückgelegen musste, wobei er den Aspekt des ständigen Changierens zwischen Reform und Tradition unterstreicht.  So habe etwa Wolf Graf von Baudissin die Idee vom "Bürger in Uniform" verfochten, während Generäle wie Heusinger und Speidel den Gedanken von der Armee als Staat im Staat umzusetzen suchten. "Unklar" bleibt zu Helferts Bedauern die abschließende Beurteilung der Bundeswehr, ihre Einordnung in die deutsche Militärgeschichte. Für eine Antwort auf die Frage, ob die Bundeswehr trotz "restaurativer" Tendenzen in der Normalität parlamentarisch verfasster Staaten angekommen ist, hätte es nach Ansicht Helfers eines Vergleichs mit den Armeen anderer europäischer Länder bedurft.