Peter Levi

Im Garten des Lichts

Mit Bruce Chatwin durch Afghanistan
Cover: Im Garten des Lichts
Carl Hanser Verlag, München 2002
ISBN 9783446202337
Gebunden, 350 Seiten, 23,50 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Jörg Trobitius. Mit Farbfotografien von Bruce Chatwin und einer Karte. Peter Levis Reise mit Bruce Chatwin durch das Afghanistan der frühen siebziger Jahre: Eine Zeit, als Krieg und Zerstörung noch in weiter Ferne lagen und das Land für seine atemberaubenden Landschaften des Hindukusch und seinen kulturellen Reichtum bekannt war. Dreißig Jahre später gelesen, klagt dieses Buch die Tragödie der letzten Jahrzehnte an - und erinnert an eine Vergangenheit, die dem neuen Afghanistan helfen kann, eine Vorstellung von seiner Zukunft zu gewinnen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.02.2003

Wenn der Verlag mit einem Foto von Bruce Chatwin für das Buch wirbt, so ist das zwar bezeichnend, fügt dem Band aber keinen Schaden zu, meint Hans-Jürgen Heinrichs. Immerhin sind siebzehn Abbildungen von Chatwin im Buch enthalten, immerhin reiste der erfahrene Reiseautor mit dem sehr viel unerfahreneren Jesuitenpriester Levi tatsächlich durch Afghanistan. Die beiden waren ein ungleiches Paar, so Heinrichs, im höchsten Maße Individualisten, die sich miteinander arrangierten und ihrer gemeinsamen Reise- und Sammellust frönten. Dass nun dreißig Jahre nach der Veröffentlichung des Originals der Reisebericht doch noch übersetzt wurde, verdankt sich, vermutet Heinrichs, dem traurigen Umstand eines obskuren Medieninteresses an Afghanistan. Der Text hat es seines Erachtens verdient, da er kenntnisreich und "leichtfüßig" die fremde Kultur erkundet und beschreibt. Levi soll ein großes Reisepoem vorgeschwebt haben, behauptet Heinrichs. Dem Autor seien schöne Übergänge zwischen den eher trockenen und detailversessenen Orts- und Wegbeschreibungen sowie sehr poetischen Reiseimpressionen gelungen, die sich aus einem inneren Austausch zwischen Vorstellung und real Erlebtem speisten. Heinrichs erhebt Levi literarisch auf eine Stufe mit Chatwin, Theroux oder Nicolas Shakespeare.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.11.2002

Gennaro Ghirardelli ist so schockiert von der schlechten Übersetzung dieses Reiseberichts, dass er die zwei Drittel seiner Rezension mit der Auflistung von absurden Stilblüten füllt. Dabei bemerkt er süffisant: "Die Zeiten, da schlechtes Englisch und schlechtes Deutsch zu einer neuen, wunderbaren, hoch differenzierten Sprache amalgieren werden, dürften wir Zeitgenossen kaum mehr erleben." Zu guter Letzt vermutet er sogar ein Computerprogramm als Urheber dieser Übersetzung. Deshalb empfiehlt Ghirardelli denen, die tatsächlich Interesse an dieser "halb historisch-naturwissenschaftlich, halb subjektiv-literarischen Reisebeschreibung" haben, sich an die englische Originalversion zu halten. Doch findet er auch diese "eintönig" und vermutet, dass das Buch vor allem deshalb nach dreißig Jahren erstmals übersetzt wurde, weil Afghanistan derzeit ein zugkräftiges Thema ist - und der Reisebegleiter des Autors, Bruce Chatwin, ebenfalls.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 02.10.2002

Ralf-Peter Märtin zeigt sich durchaus angetan von Peter Levis bereits 1971 verfasstem, nun auf Deutsch vorliegendem Buch über seine Afghanistan-Reise. Levi erweist sich seines Erachtens als "genauer und kühler Beobachter", der niemals Gefahr gerate, die Realität Afghanistans der siebziger Jahre in ein orientalisches Märchen zu verwandeln. Kabul schildere er als heruntergekommen, Kandahar, die Haschischmetropole, als unangenehm. Märtin hebt hervor, dass Levi immer wieder der Frage nachgeht, inwiefern das kulturelle Erbe Alexander des Großen in Afghanistan überdauert hat. Stadt für Stadt, Siedlung für Siedlung überprüft er so auf ihre griechischen Ursprünge und verfolgt ihre Geschichte bis in die Gegenwart, hält Märtin fest. Besonders gefallen hat ihm Levis Schilderung, wie der Autor und seine Begleiter sich durch die unwirtliche Bergwelt von Nuristan kämpfen - für Märtin "schönste Abenteuerprosa".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.09.2002

Etwas ärgerlich findet Georg Sütterlin diesen Band von Peter Levi, weil er im Untertitel den Leser auf eine falsche Spur locke. Der Lyriker, Altphilologe und "abtrünnige Jesuit" Levi sei zwar 1969 tarsächlich mit Bruce Chatwin und dessen Frau Elisabeth drei Monate in Afghanistan unterwegs gewesen, doch darüber erfahre der Leser in diesem Buch leider fast nichts, beschwert sich der Rezensent. Denn viel wichtiger war dem "hochgelehrten" Levi, der diese Aufzeichnungen erstmals 1972 veröffentlicht hatte, die Aufmersamkeit des Lesers auf Kunstdenkmäler, Landschaften und die Natur in Afghanistan zu lenken, referiert der Rezensent. Wer sich dafür nicht wirklich begeistern kann, den wird, warnt Sütterlin, das Fußnoten gespickte und kulturgeschichtlich aufbereitete Werk wohl eher langweilen - zumal Levi auch noch zum Dozieren neige und in einem recht "gewundenen" und "blumigen" Stil schreibe. Wer auf Chatwins Spuren wandeln möchte, dem empfiehlt der Rezensent dessen 1993 erschienenen Band "Auf Reisen", denn der sei "aufschlussreicher" als Levis zwar "reichhaltiges", aber trotzdem, bezogen auf Chatwin, "unergiebiges Buch".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.08.2002

Andreas Platthaus wäre wohl gerne dabei gewesen, damals 1969, mit Peter Levi und Bruce Chatwin in Afghanistan. Doch die Mischung aus Reiseschilderung, Abenteuererzählung und Kunstführer, die nach mehr als dreißig Jahren ihren Weg nach Deutschland gefunden hat, entschädigt den Rezensenten durch die gute Beobachtungsgabe und den "chatwinesken" Stil Levis. Der hat nämlich "dasselbe Auge für das überraschende Detail, dasselbe Ohr für den Klang der Fremde, dasselbe Händchen für die prägnante Beschreibung". 17 Fotos Chatwins illustrierten das Buch, darüber hinaus komme Chatwin aber nur spärlich vor. Der Jesuitenpater Peter Levi suchte in Afghanistan eigentlich nach hellenistischen Einflüssen auf die Kultur des Landes, erklärt Platthaus. Diese kunstgeschichtlichen Passsagen sind zwar interessant zu lesen, findet der Rezensent, wenn auch ohne historische Belege schwer zu überprüfen. Aber weniger als eine wissenschaftliche Untersuchung ist dieses Buch für den Rezensenten eine große, leidenschaftliche Kulturreportage, die einen faszinierenden Einblick in ein buntes, lebensfrohes Afghanistan vor der Ankunft der Russen, Taliban oder Amerikaner bietet.
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