Efeu - Die Kulturrundschau

Ach

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28.02.2024. "Ja nichts ist okay": Die Feuilletons trauern weiter um René Pollesch. Birgit Minichmayr wurde laut SZ von niemand so zärtlich geküsst wie von ihm. Die taz erinnert sich daran, wie der Theatermacher seine Schauspieler leuchten ließ. Briefeschreibende Möchtegern-Aktivisten sind mal wieder in Sachen Israelboykott unterwegs, weiß die Welt. Derweil streitet das Feuilleton weiter darum, wie antisemitisch die Berlinale-Preisverleihung war. Die FAZ betrachtet Magrittes Giraffe im Cocktailglas in Brüssel. Die SZ gratuliert Frank Gehry, dem Architekten, der sogar bei den Simpsons vorkommt, zum 95.
9punkt - Die Debattenrundschau vom 28.02.2024 finden Sie hier

Bühne

Rene Pollesch bei einem Abend im Literaturforum im Brechthaus. Bild: Filmausschnitt

"Ja nichts ist okay" (titeln sowohl die FR als auch die SZ): Alles dreht sich auch heute (unser gestriges Resümee) in den heutigen Feuilletons um den unerwarteten Tod des am Montag verstorbenen René Pollesch. In der SZ erinnert ein ganzer Reigen von Freunden, Kollegen und Bewunderern an den Theatermacher. Zum Beispiel die Schauspielerin Birgit Minichmayr: "Ach. Du hast auf deine einmalige Weise dem Theater seine Fesseln gesprengt, den Spielern und Spielerinnen eine Freiheit, eine Mündigkeit zurückgegeben, hast mich immer in Mark und Bein erwischt und mich dabei so zärtlichst geküsst, wie nur du es konntest. Du warst immer so akut in allem, so Gegenwart, so da. Jetzt nicht mehr. Das ist kaum auszuhalten. Kaum zu ertragen. Ach."

Jürgen Kaube beschäftigt sich in der FAZ mit Polleschs Ästhetik einer abgründigen Komik: "Den komischen Eindruck, den diese von Pointen unterbrochenen Kommunikationsdesaster und Reflexionsabstürze machten, die er auf die Bühne brachte, begleitete mitunter der Vorbehalt, ob er selbst es überhaupt witzig meinte oder nicht vielmehr ganz ernst, ganz traurig. 'Wenn es wirklich um Gefühle ginge in diesen Körpern, dann würden wir uns mit den Gefühlsgeschichten nicht zufriedengeben.' Die endlose Suada, in der Phrasen über den Neoliberalismus nur zwei Sätze entfernt sind von solchen über Paarprobleme - 'Immer wenn es klingelt, ist es Lieferando und nicht du' -, die wiederum zur Bankenkrise hinführen oder zu angerissenen Gedanken über die Schauspielerei, entsprang einer Formentscheidung. Es gibt keine Handlung bei Pollesch, die Spieler verkörpern keine festen Rollen, sie haben keine Sprache, die Sprache hat sie."

Katrin Bettina Müller betont in der taz Polleschs Arbeit mit Schauspielern. Mit diesen "diskutierte er die Thesen, sie waren seine brothers and sisters in crime, seine Mitautoren, die mit dem eigenen Körper durchlebten, was allgemein schieflief. Sophie Rois, Kathrin Angerer, Caroline Peters, Martin Wuttke, Fabian Hinrichs entwickelten mit ihm die Texte auf den Proben. Und sie machten das in seiner Regie mit einer Virtuosität und einem Timing, das die Anstrengung des Publikums, den diskursiven Schlaufen zu folgen, immer mit Glamour, mit Bewunderung für die schauspielerische Leistung und Erheiterung verband. Erheiterung darüber, wie die Schauspieler die Klippen der Theorie in sprachlichen Slapstick verwandelten. So war René Pollesch zwar bekannt dafür, viele unausgesprochene Regeln des Theaters zu hinterfragen und damit überhaupt erst sichtbar zu machen. Aber er verzichtete eben nicht darauf, die Schauspieler leuchten zu lassen. Dafür wurde er geliebt." Auch Milo Rau erinnert sich in der taz an seinen Weggefährten.

Weitere Nachrufe in der FR von Ulrich Seidler ("Man möchte so 'Scheiße!' schreien können wie die Figuren in seinen frühen Stücken."), auf Zeit Online von Peter Kümmel, auf cargo von Matthias Dell ("Ich kenne drei Menschen, die in Kill your Darlings waren und, bei allem Unterhaltenwordensein, danach auf je verschiedene Weise gedacht haben, dass sie ihr Leben oder zumindest etwas daran ändern müssen: 'Das reicht doch nicht, da fehlt etwas.'"), in der NZZ von Bernd Noack, im Tagesspiegel von Rüdiger Schaper, in der Welt von Jakob Hayner, auf monopol von Tobi Müller, auf Spiegel Online von Wolfgang Höbel und von der nachtkritik-Redaktion. Auf Zeit Online lassen mehrere Autoren Pollesch-Lieblingsabende Revue passieren.

Ein weiterer Nachruf: In der taz gedenkt Sabine Seifert ihres ehemaligen Kollegen und Opernkritikers Niklaus Hablützel. Robert Matthies unterhält sich für die taz mit der Regisseurin Marga Koop über ihre Inszenierung von Ben Yishais Stück "Liebe/ Eine argumentative Übung", das im Oldenburger Theater Wrede + zu sehen ist. Michael Wurmitzer berichtet im Standard über Machtmissbrauchsvorwürfe gegen die Theaterregisseure Paulus Manker und den Fernsehregisseur Julian Pölsler.

Besprochen werden Oliver Reeses Inszenerung von Marius Mayenburgs "Elen Babic" am Berliner Ensemble (FAZ), Armin Petras' Inszenierung von Serhij Zhadans Roman "Vorošilovhrad" am Theater Bremen (taz Nord), Valerie Voigts "So forsch, so furchtlos" im Wiener Theater Drachengasse (Standard), Sara Ostertags "Tom auf dem Lande" am Linzer Landestheater (Standard), die Tanzperformance "Seasons in Dance" im NTM Tanzhaus in Mannheim (FR) und "Beta" an der Deutschen Oper Berlin, ein Versuch in investigativem Musiktheater (SZ).
Archiv: Bühne

Film

Die Kontroverse um die Berlinale-Abschlussveranstaltung geht weiter. Wo blieb die Zivilcourage, fragt Michel Friedman in der SZ. "Diese Bühne wurde ersichtlich missbraucht, Israel wurde als Apartheid-Staat bezeichnet, dafür und für den Vorwurf des Genozids und für das weiträumige Verschweigen der Hamas als Terrororganisation gab es Applaus. Als zwei Menschen aufstanden und riefen: 'Peace for Palestine and Israel', wurde gebuht. Was, wenn andere Anwesende diesen beiden Menschen zur Seite gestanden hätten? ... Nachdem die Moderation versagt hatte, die Geschäftsführung sich hinter dem Vorhang versteckte, nachdem die Meinungen der Künstlerinnen durch ihre massive Einseitigkeit im Raum stand, wäre es an der Zeit gewesen zu widersprechen, denn auch der Widerspruch gehört zur Meinungsfreiheit. Nie wieder ist jetzt? Gesicht zeigen? In Berlin? Dazu, liebe Freunde, ist kein Mut erforderlich. Mut ist erforderlich, wenn man das in Teheran tut."

Der Politikwissenschaftler Klaus Bachmann hält in der Berliner Zeitung den Vorwurf des Antisemitismus für verfehlt, da es ausschließlich um die israelische Politik gegangen sei: "Keine der inkriminierten Äußerungen richtete sich gegen das jüdische Volk, die Juden als ethnische oder religiöse Gruppe oder Nation. Niemand behauptete, die Juden seien an allem schuld." Anders als bei der Documenta, wo "Topoi und Zerrbilder von Juden aus dem Arsenal bekennender und stolzer Antisemiten reproduziert" wurde. "Den Genozid-Vorwurf an Israel halte ich selbst für verfehlt. Mir geht es darum, Israel verteidigen zu dürfen. Das macht nämlich keinen Sinn mehr in einer Situation, in der das aufgrund des öffentlichen Drucks und der allgemeinen Empörung über Israel-Kritik alle tun. Israel zu verteidigen macht nur Sinn, wenn Israel auch kritisiert werden kann."

Der israelische Filmemacher Yuval Abhraham, der bei der Veranstaltung seinem Heimatland vorgeworfen hat, ein Apartheid-Staat zu sein, sieht sich nach eigenen Angaben Morddrohungen ausgesetzt und macht dafür israelische Medien und deutsche Politiker verantwortlich, melden die Agenturen.

Themenwechsel: Auf Zeit Online ärgert sich der für "Das Lehrerzimmer" in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film" oscarnominierte Regisseur İlker Çatak, dass selbst manche Leitmedien bei der Berichterstattung über die Oscars nur Sandra Hüller und Wim Wenders (der allerdings für Japan antritt) als deutsche Kandidaten anführen und ihn mitunter nicht einmal namentlich erwähnen (der Perlentaucher hat ihn selbstverständlich bei den deutschen Nominierungen mit eingereiht). Für ihn steht das in einer langen Kette von Demütigungen, die er bislang immer weggelächelt hat, doch "in den Tagen nach der Oscarnominierung verstand ich: Du kannst noch so viel leisten, aber neben anderen (echten) Deutschen, wirst du immer nur der Andere bleiben. Ob die Journalistinnen hier bewusst oder unbewusst vorgehen, spielt keine Rolle, denn wie oben schon beschrieben ist auch Ignoranz eine Form der Ausgrenzung, eine Form von Rassismus. Und ja, heute stelle ich mich mit breiter Brust hierhin und nenne das Kind beim Namen. Wir reden von Rassismus."

Weitere Artikel: Im Filmdienst legt uns Jörg Taszman die Filme der ukrainischen Regisseurin Kira Muratowa ans Herz, die seit kurzem in einer DVD-Edition vorliegen und zum Teil auch auf Mubi gestreamt werden können. Die Agenturen melden, dass der Disney-Film "Mary Poppins" in Großbritannien nach einer Intervention der Medienaufsicht nicht mehr jugendfrei ist, weil darin an zwei Stellen das Wort "Hottentotten" auftaucht. David Leuenberger resümiert in seinem Blog den Nürnberger Hofbauerkongress von Anfang Januar.
Archiv: Film

Kunst

Salvador Dalí, Soft Construction with Boiled Beans (Premonition of Civil War) (1936) © Philadelphia Museum of Art, Philadelphia (Pennsylvania). The Louise and Walter Arensberg collection

Stefan Trinks besucht für die FAZ zwei Ausstellungen in Brüssel, im Königlichen Museum und im Bozar, die sich mit dem belgischen Surrealismus befassen. Besonders gut vertreten in den auch ansonsten üppig bestückten Schauen ist Magritte. Diesen "nur scheinbar sattsam bekannten Künstler der nicht-pfeifigen Pfeifen und grasgrünen Äpfel" lernt man von ungewohnten Seiten kennen: "Auf dem Höhepunkt der Kriegsgrausamkeiten 1943 malt Magritte nicht etwa graue oder guernicaeske Bilder in Schwarz-Weiß, sondern grellbunte, da er das alltägliche Elend nicht noch verstärken will. Nach dem Krieg stellt er dann mit kindlich-trotziger Freude in einer Pariser Galerie eine Serie von dreißig gewollt schlecht und schnell gemalten Bildern seiner 'Période vache' aus, etwa eine Giraffe im Cocktailglas ('Kristallbad'), neben der ein absurder Baum wie eine Fontäne in Grün, Rot und Gelb sprudelt".

Es kursiert wieder einmal ein offener Brief gegen Israel, diesmal soll die Teilnahme des Landes an der Venedigbiennale verhindert werden. Marcus Woeller weist in der Welt darauf hin, dass diejenigen, die beim leisesten Gegenwind die Meinungsfreiheit für verloren halten, auch in diesem Fall wieder diejenigen sind, die anderen aufgrund ihrer Nationalität das Wort verbieten wollen: "Die Freiheit der Kunst aber kann nur dort verteidigt werden, wo sie auch ausgestellt wird. Und nur dort, wo sie sich in den Wettbewerb stellt, kann sie umgekehrt auch kritisiert werden. Verantwortungslose Künstler und Kuratoren, welche die Ästhetik für plumpe Symbolaktionen instrumentalisieren und sich selbst zu briefeschreibenden Möchtegern-Aktivisten degradieren, während sie auf Bühnen wie der Berlinale oder der Biennale kaum mehr durch künstlerische Qualität begeistern können: Sie sind die größte Bedrohung für die Freiheit der Kunst." Zu den promineteren Unterzeichnern gehört übrigens die Berliner Künstlerin Zoë Claire Miller, die auch dem "berufsverband berliner künstler*innen" vorsteht: "Wie ist es möglich, dass solche Äußerungen keine Konsequenzen haben? Sollten der Verband und die von ihm vertretenen Künstler jetzt nicht reagieren, verliert die gesamte Kunstszene ihre Glaubwürdigkeit."

"Lassen wir es gut sein": Der Kunstwissenschaftler Harald Kimpel befürwortet im FR-Gespräch mit Lisa Berins ein Ende der Documenta. Die Ausstellung hat ihre Schrittmacherfunktion verloren und präsentiert tendenziell Politik statt Kunst. Das Problem ist älter als die Documenta 15: "Es ging mit der Documenta 12 los, wenn nicht schon früher. Nachdem das Kriterium der normativen Kanon-Setzung verlorengegangen war, musste man andere Inhalte produzieren, um Konkurrenzlosigkeit gegenüber anderen künstlerischen Großevents sicherzustellen. Das waren dann Ideen wie etwa das ent-anthropozentrische Weltbild und ähnlich originelle Konzepte. Dass der Documenta ihre Kernaufgabe abhandengekommen ist, ist auch der Entwicklung des westlichen Kunstbetriebs geschuldet, der alle paar Jahre Innovationen produziert hatte. (...) Aber es gibt nicht mehr die Abfolge der Stilrichtungen und Ismen. Aus dieser Notlage ist die These entstanden: Die Documenta muss sich immer wieder neu erfinden und sich jedes Mal übertreffen. Nun ist diese Dynamik auch wieder verloren gegangen, weil sie gar nicht mehr weiß, zu was sie sich neu erfinden soll."

Weiteres: Der Literaturwissenschaftler Hans-Ulrich Gumbrecht denkt in der NZZ über das Wesen der Kunsterfahrung nach. Besprochen wird Richard Artschwagers Schau "Cornered: Celebrating the Artist's Centennial" in der Berliner Galerie Sprüth Magers (taz Berlin).
Archiv: Kunst

Architektur

Guggenheim Museum Bilbau, Foto: MykReeve Lizenz: CC BY-SA 3.0 DEED

Gerhard Matzig gratuliert in der SZ Frank Gehry zum Fünfundneunzigsten. Der Architekt ist wahrscheinlich der einzige Popstar in seinem Feld, meint Matzig, jedenfalls der einzige, der bei den Simpsons aufgetreten ist. Außerdem ist er "einer der Miterfinder der Signature Buildings, bei denen die Architektur zum Logo wird. Man kann das kritisch sehen - aber fest steht, dass Gehry einer der großen Innovatoren am Bau ist. Hätte er früher gelebt, so hätte er sich die Gotik ausgedacht. Mindestens. Auch sich selbst erfindet er immer wieder neu: Sein bestes Werk, die DZ-Bank in Berlin, ist nicht typisch Gehry, sondern zeigt, wie man klug die Typologie vor Ort aufgreifen kann, ohne banal zu werden. Gehry, einer der lautstärksten Formalisten, kann auch inhaltlich leise sein."
Archiv: Architektur
Stichwörter: Gehry, Frank O.

Literatur

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Für den Standard unterhält sich Michael Wurmitzer mit Nicole Seifert, die mit ihrem aktuellen Buch "Einige Herren sagten etwas dazu" die (wenigen) Frauen in der Gruppe 47 aus dem Schatten ihrer kanonisierten männlichen Kollegen holt. Damit schließt sie an vorangegangene Studien an: "Für mich blieb nach 'Frauen Literatur' die Frage offen, wie die Abwertung, die letztlich zum Ausschluss von Autorinnen führt, genau stattfindet. ... Schon weil die Frauen zuallererst als Frauen, um nicht zu sagen als Körper, wahrgenommen wurden, wurden ihre Texte nicht groß ernsthaft diskutiert. Zudem verstanden die Männer diese Texte oft offenbar gar nicht. Denn während viele der Autoren im Krieg gewesen waren, hatten viele der Autorinnen studiert und andere ästhetische Voraussetzungen. Die konnten die Autoren oft nicht einordnen, reagierten ahnungslos, mit Abwehr. ...  Es gab nicht wenige Autorinnen wie Gisela Elsner und Gabriele Wohmann, die über den Zusammenhang von faschistischer und patriarchaler Gewalt in Beziehungen, Familien, Bildungseinrichtungen schrieben. Die aus dem Krieg heimgekehrten Männer wollten aber eine Stunde null."

In der FAZ erinnert sich Sabine Volk an ihren Großvater, den Schriftsteller Otfried Preußler, über den gerade wieder viel diskutiert wird, weil ein Gymnasium dessen Namen aus seinem Titel streichen möchte, da Preußler in Nazi-Deutschland Parteimitglied und Autor gewesen ist. Zuhause habe sich Preußler stets zu seiner Vergangenheit bekannt, hält Volk fest. Doch "dass er mir sein der Nazi-Ideologie entsprechendes Jugendwerk 'Erntelager Geyer', das er mit etwa siebzehn Jahren verfasste, verschwieg, nehme ich ihm übel." Sicher "stellt sich die Frage, ob mein Großvater als Vorbild für Schülerinnen und Schüler taugt, die heute in dem Alter sind, in dem er damals 'Erntelager Geyer' verfasst hat. Hätte sich mein Großvater selbst zu Lebzeiten mit diesem Jugendwerk und seinem Wirken in der NS-Zeit kritisch auseinandergesetzt, hätte das der aktuellen Diskussion von vornherein jeden Wind aus den Segeln genommen. Wer allerdings denkt, dass die inzwischen stark politisierte Diskussion um die Namenänderung des Gymnasium Pullach dem Werk und Wirken Otfried Preußlers Schaden zufügen könnte, liegt falsch."

Außerdem: Christian Schachinger freut sich im Standard über 70 Jahre Pixi-Bücher. Besprochen werden unter anderem Dana Grigorceas "Das Gewicht eines Vogels beim Fliegen" (NZZ), Namwali Serpells "Die Furchen" (Zeit Online), Elizabeth Strouts "Am Meer" (FAZ) und Yandé Secks "Weiße Wolken" (SZ).
Archiv: Literatur

Musik

Olivia Samnick spricht in der taz mit einer anonym bleibenden Initiatorin einer Studie zum Thema Machtmissbrauch an Musikhochschulen. Dieser sei besonders hoch, werde aber meist nur hinter vorgehaltener Hand zum Thema gemacht. "Wir müssen wegkommen von den Einzelfällen. Machtmissbrauch in der Musik sollte wissenschaftlich erfasst werden. Es gibt kaum Daten dazu. Wie sollen da Personen zur Verantwortung gezogen werden? ... Wir setzten auf Sensibilisierung. Lehrkräfte sind oft Koryphäen an ihrem Instrument, aber haben keine pädagogische Ausbildung. Wir brauchen Weiterbildung für dieses spezielle Nähe-Distanz-Verhältnis in der musikalischen Lehre. Und wir müssen bei Studierenden die Hemmschwelle abbauen, sich gegen Machtmissbrauch zu wehren."

Michael Pilz ärgert sich in der Welt über die Kontroverse um den israelischen ESC-Song "October Rain", der gerade auf dem Prüfstand steht, ob er nicht doch politisch sei: "Lieder sind nun einmal Lieder. Man kann jedes Lied politisch hören, man kann aber auch jedes politische Lied unpolitisch hören. Solche Lieder gab es reichlich in der 68-jährigen Historie des ESC."

Besprochen werden ein Wiener Konzert von The Last Dinner Party (Presse) und das neue Album von Ja Panik (Jungle World).

Archiv: Musik