Magazinrundschau

Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag

Suche nach dem Sündenbock

16.04.2024. In Desk Russie fragt Sergej Lebedew, wann die russischen Interellektuellen anfangen wollen, die stalinistischen Verbrechen aufzuarbeiten. Im New Statesman sieht John Gray schwarz für den akademischen Betrieb. The Critic fragt, warum sich niemand für das Elend im Sudan interessiert. Quietus hört sich durch die elektronischen Subgenres südafrikanischer Popmusik. The Insider nimmt eine Unterrichtsstunde in der U-Bahn von Charkiw. Und der New Yorker lädt 27 verschiedene Blutlachen bei Quixel herunter.

Balanceakt zwischen Zeugenschaft und Voyeurismus

08.04.2024. Compact ruft uns die ethnische Säuberung der Armenier in Bergkarabach zurück ins Gedächtnis. In Eurozine erinnert der ukrainische Schriftsteller Mykola Rjabtschuk indes daran, wie auch die Westeuropäer die Ukraine verleugneten. Bei Denik Referendum prognostiziert der tschechische Politologe Jiří Pehe das Verschwinden Mitteleuropas im Spalt zwischen dem Westen und Russland. Newlines möchte von Nigeria wissen, wie es mit den restituierten Benin-Bronzen weitergeht. Und der New Yorker erinnert am Beispiel der Warhol-Muse Candy Darlin daran, wie trans Personen auch während der Schwulenbewegung im New York der Siebziger ausgegrenzt wurden.

Sieben Frauen und ein Baby

26.03.2024. Guernica hat den Artikel einer israelischen Friedensaktivistin veröffentlicht und ihn dann zurückgezogen. Das findet sogar The Nation peinlich. Washington Monthly hat ihn neu veröffentlicht. In Tvar erzählt  Marek Torčík von einer queeren Jugend in der tschechischen Provinz. HVG berichtet über neue Kompetenzen für die ungarische "Behörde zur Verteidigung der Souveränität".  La Vie des Idées liest Derek Parfit. Der New Yorker baut nah am Wasser.

Im Keller

19.03.2024. New Lines berichtet über die miese Behandlung philippinischer Arbeiterinnen. Und es stellt die letzte Jüdin Afghanistans vor, die jetzt auch geflohen ist. Der New Yorker liest Timothy Rybacks Buch "Takeover. Hitler's Final Rise to Power" über die sechs Monate vor Hitlers Machtübernahme. Die LRB spektuliert über die Zukunft der KI. New York Times und Persuasion überlegen, ob Farbenblindheit Voraussetzung für Affirmative Action sein sollte. Outside wünscht sich mehr kontrollierte Brände in Kalifornien.

Keine Berichte über das linke Ufer

12.03.2024. New Lines unterhält sich im kenianischen Frere Town mit den Nachfahren ehemaliger Sklaven aus ganz Afrika, die keine Kenianer sein dürfen. Africa is a country macht arabischen Rassismus für das Desinteresse am Hunger der schwarzen Bevölkerung Sudans verantwortlich. Der Guardian lernt von Sefton Delmer, was schon bei den Nazis klappte: Wie man Propaganda unterläuft. Die Boston Review sieht Bertrand Taverniers Doku über den Algerienkrieg. Der New Yorker bereist das zerstörte Syrien, Mediazone das zerstörte Mariupol. Das New York Magazine ist gegen Sex. Unherd fragt, wann Schwulenfeindlichkeit links wurde.

Ich will meinen Sohn

05.03.2024. Der New Yorker erzählt die Geschichte von 43 verschwundenen mexikanischen Studenten. Wer braucht noch NSA-Spionage, wenn die Tech-Riesen Informationen über quasi jedermann verkaufen, fragt Wired. In The Atlantic erklärt Franklin Foer, wie der Vorwurf des Privilegs die Basis für den modernen linken Antisemitismus schuf. In der LRB wirft Pankaj Mishra den Israelis vor, nicht nur das internationale Recht, sondern gleich noch den Universalismus zu zerbomben. Aktualne erinnert an Bedrich Smetana, der vor 200 Jahren starb. New Lines analysiert den Anschlag auf die Gedenkfeier für Qassem Soleimani im iranischen Kerman.

Wie eine geschärfte Säge

27.02.2024. Der New Yorker schildert die katastrophalen Lebensbedingungen nordkoreanischer Zwangsarbeiter in China. Noema erzählt, wie man in Somaliland politisch debattiert: rhythmisch. Was ist heute eigentlich links, fragt sich die amerikanische Autorin Rebecca Solnit in Literary Hub. En attendant Nadeau erinnert an die vielen Ausländer in der Resistance. Der Guardian lernt, wie man Geschichte heute erforscht: mit Genanalysen.

Der schwarze Rollkragen der ganzen Sache

20.02.2024. New Lines schildert das Schicksal der Mescheten, die im russischen Krieg gegen die Ukraine aufgerieben werden. Meduza recherchiert die Lebensbedingungen in Nawalnys letztem Gefängnis, dem Polarwolf IK-3. Der New Statesmen erzählt, wie effektiv britische Anwaltskanzleien Putin flüssig halten. Die London Review bewundert, wie überzeugend Automaten den Teufel geben. In La Regle du Jeu erklärt Giuliano da Empoli die Vorliebe der Italiener für den politischen Außenseiter. In der New York Times erklärt Marilynne Robinson, was man von einem Künstler immer erwarten kann.

Zeitalter der falschen Welten

13.02.2024. Auch das Russland, das aus den Trümmern des Putinismus hervorgeht, wird versuchen, die europäischen Eliten dem Willen des Kreml zu unterwerfen, vermutet die Historikerin Francoise Thom in Desk Russie. Im Merkur fordert der Soziologe Stefan Hirschauer eine Präzisierung des Begriffs "Antisemitismus" in der deutschen Debatte. Jan-Werner Müller sorgt sich in der LRB um das Demonstrationsrecht in Demokratien. In HVG überlegt Ivan Sandor, wie die Literatur "diskreditierten Worten" ihre Bedeutung zurückgeben kann. Und Eurozine berichtet, wie sich Litauen in puncto Homophobie immer mehr Russland annähert.

Schließlich sind wir alle Sünder

06.02.2024. Der New Statesman fürchtet, dass das Malthusianische Zeitalter nun doch eintritt: Nie gab es so viele Menschen auf der Erde, und so viele junge Menschen in den ärmsten Orten. Der New Yorker lässt sich von Ian Buruma mit Spinoza zum radikal freien Denken verführen. The Insider berichtet, wie ein FSB-Spion in der AfD versuchte, die deutsche Hilfe für die Ukraine zu behindern. In Elet es Irodalom versucht László Garaczi uns die Angst vor der Apokalypse zu nehmen. Und Pitchfork feiert ein Fest der Durchgeknalltheit mit Shitpost Modernism.